1 Monat zuvor

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„Also", fange ich an und schiebe Mason ein Stück warmes Brot in den Mund. „Ich habe überlegt, ob ich wieder eine Party schmeiße."
Wir liegen auf einer Picknickdecke vor meinem Sofa und haben allerlei Leckereien um uns aufgebaut. Eigentlich wollten wir in irgendeinen Park fahren, natürlich weit weg von unserem Viertel, aber dann fing es an zu regnen, also hat mein hübscher Freund kurzerhand das Picknick in meinem Wohnzimmer ausgebreitet.

„Eine Party?", fragt er kauend und hält mir eine Weintraube vor meine Lippen.
„Hm", mache ich und schnappe nach dem süßen Früchtchen. „Normalerweise mache ich das immer im Sommer. Ich miete irgendein kleines Lokal an, am besten mit einem Garten oder einer Terrasse, und lade meine ganzen Freunde und liebsten Kunden ein."
„Wieso?" Er angelt nach einem Sandwich, das in einer vorbereiteten Dose hinter mir liegt. Ich reiche ihm die Dose und nehme mir ebenfalls eins.
„Weil ich mich bei ihnen bedanken möchte und meine liebsten Menschen gern um mich habe."
„Macht man das nicht zum Geburtstag?"
Ich rolle mit den Augen. „Ich habe im Dezember."
„Dann eben ohne Terrasse."
„Aber im Dezember hat nie jemand Zeit", wende ich ein. „Alle sind im Vorweihnachtsstress und außerdem fühlen sie sich dann verpflichtet, mir etwas zu schenken und erzwungene Geschenke sind die schlimmsten."

Er nickt verständnisvoll. „Okay, du hast einen Punkt."
„Ich denke, ich mache es in zwei Monaten", überlege ich. „Dann ist es noch warm, aber die meisten sind aus dem Urlaub zurück."
„Hm." Mason trinkt einen Schluck Cola, sagt aber nicht mehr als das.
„Kommst du auch?"
„Lädst du mich ein?"
„Natürlich!" Scherzhaft schlage ich gegen seinen Arm.
„Dann komme ich gern."
Mit großen Augen betrachte ich ihn. „Als?"
„Was meinst du mit ‚als'?"

Unruhig nestle ich an meiner Serviette herum „Naja ... als ... mein Freund?"
Sofort entweicht seinem Gesicht jegliche Entspannung und ich bereue meine Frage. „Vor deinen Freunden und Kunden?"
„Es ist nur eine Party", wende ich ein. „Ich werde alle Hände voll zu tun haben."
„Aber alle werden wissen, dass ich dein Freund bin und mich anstarren und–"
„Schon gut", lächle ich, obwohl sich das Lächeln so unecht anfühlt wie die Haare von Donald Trump. „Dann kommst du als einer meiner Lieblingskunden."

„André." Mason seufzt und nimmt meine Hand. „Ich liebe dich, das weißt du. Aber–"
„Du bist noch nicht so weit", vervollständige ich seinen Satz. „Hab schon verstanden. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir darüber reden."
„Es hat sich einfach noch nicht der richtige Moment ergeben, zumindest meiner Schwester davon zu erzählen. Sie arbeitet viel und wir sehen uns kaum und–"
„Du musst keine Ausreden erfinden", unterbreche ich ihn und klinge etwas zickig dabei. „Vielleicht ergibt es sich ja in den nächsten zwei Monaten."
Er nickt, sieht mich aber nicht an. „Ja. Vielleicht."

„Hey", versuche ich das Thema zu wechseln, hauptsächlich für mich selbst als für ihn. „Habe ich dir erzählt, was Val letztens für einen widerlichen Patienten hatte?"

•••

„Was ist los, André?", fragt mich Val am Montag, als wir beim Kaffee zusammensitzen, weil ein Patient kurzfristig abgesagt hat.
„Ach ... ich überlege wegen meiner Sommerparty." Missmutig rühre ich in meiner Tasse.
„Oh", freut sie sich und klatscht in die Hände. „Willst du sie vielleicht im Garten meiner Eltern machen? Sie haben sich letztes Jahr so gefreut, dass du sie eingeladen hast und meinten, bei uns wäre es perfekt dafür."
Ich lächle und streichle über ihren Arm. „Das klingt traumhaft, Val. Danke."
„Super." Sofort zieht sie ihr Handy hervor. „Meine Mom wird ausflippen. Du weißt, sie liebt dich abgöttisch."

„Hm", mache ich und rühre weiter.
„Hm?", äfft sie mich nach. „Die Begeisterung hielt ja nur kurz an."
„Ach, nichts."
„Du hast Mason gefragt", erkennt sie und ich nicke. „Und er kommt nicht."
Seufzend rolle ich mit den Augen. „Doch, er kommt schon. Hat er gesagt."
„Aber?"
„Als mein Kunde."
„Nicht dein Ernst!", regt sie sich auf. „Wie lange seid ihr jetzt zusammen? Was stimmt denn nicht mit ihm?"
„Es ist kompliziert, Val", brumme ich.

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