5 Monate später

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„Guten Morgen", murmelt eine sanfte Stimme neben mir und ich murre leise. Ich will nicht aufstehen. Draußen ist es kalt und hier unter der Decke ist es so schön warm und mollig.
„Möchtest du langsam aufstehen?", fragt die schöne Stimme und ich schüttle meinen Kopf, ohne meine Augen zu öffnen. „Das dachte ich mir."

Die Matratze bewegt sich neben mir und ich öffne ein Auge. Mason sitzt in einem lockeren T-Shirt und einer grauen Jogginghose neben mir auf dem Bett und hebt gerade ein Tablett über seinen Schoß. „Kaffee?"
Ich drehe mich träge auf die Seite. „Du bringst mir Frühstück ans Bett?"
Er grinst und stellt das Tablett über meine Beine, nachdem ich mich aufgesetzt habe. „Ich dachte mir schon, dass du nicht aufstehen willst."

Vor mir steht eine Tasse mit dampfendem Kaffee, ein Teller mit Toast, Spiegeleiern und Käsescheiben, ein Glas Orangensaft und ein kleiner, gefalteter Zettel. Unwillkürlich muss ich lächeln und sehe Mason neben mir fragend an. Er grinst und zuckt mit den Schultern.

Vorsichtig falte ich den Zettel auseinander und lese:

Guten Morgen, schönster Mann der Welt. Ich liebe dich ❤️ Mason

Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als ich die Zeilen lese und ich beuge mich zu ihm, um seinen hübschen Mund zu küssen.

Die Zettel und der Kaffee haben auch nach seinem von Val arrangierten Termin vor drei Monaten nicht aufgehört. Eigentlich blieb alles wie bisher, nur dass ich Mason endlich wieder in mein Leben ließ. Ich brauchte wirklich eine Weile, bis ich merkte, dass er nicht gehen würde und auch, dass es ihm ernst mit mir ist.

Als wir das erste Mal gemeinsam im Kino in unserem Viertel waren, war ich vermutlich aufgeregter als Mason. Seitdem gehen wir fast alle zwei Wochen ins Kino und mindestens einmal in der Woche abends irgendwo essen. Wie ein richtiges Paar.

Noch immer fällt es mir schwer, so von uns zu denken, auch wenn Mason mir stets beteuert, dass wir genau das sind. Ein Paar. Nach einem Monat wollte er mir seine Eltern vorstellen, hatte bei ihnen angekündigt, dass wir zum Brunch vorbeikommen würden und ich starb fast vor Aufregung. Am Ende verbrachte ich den gesamten Sonntag im Badezimmer, da mein Magen die ganze Nervosität wohl nicht gut vertrug. Mason blieb bei mir, legte mir kalte, feuchte Lappen auf die Stirn und sorgte dafür, dass ich ausreichend trank. Das Treffen mit seinen Eltern haben wir auf unbestimmte Zeit verschoben, er lässt mir alle Zeit der Welt.

Masons Schwester und gleichzeitig meine gute Freundin und Lieblingstelefonstimme Katherine alias Kitty kommt immer noch oft zu mir in die Praxis. Sie half Mason, ihren Eltern von mir zu erzählen, nahm ihnen die Sorge, Mason könnte ein ähnliches Schicksal erleiden wie sein Onkel damals und machte Harold und Eloise Donovan unmissverständlich klar, dass, würden sie ihren Sohn aufgrund seiner Sexualität verstoßen, sie gleichzeitig ihre Tochter verlieren würden. Inzwischen sind Mr. und Mrs. Donovan sehr erpicht darauf, mich endlich kennenzulernen, doch ich bin noch nicht soweit, schätze ich.

Kitty erzählte mir, dass die Zeit ohne mich für Mason die Hölle war. An dem Abend, als ich ihn in der Bar sah, hatten sie und sein bester Freund Tom versucht, ihn abzulenken, ihn auf andere Gedanken zu bringen, es war der erste Abend, an dem er überhaupt bereit gewesen war, seine Wohnung zu verlassen. Doch nachdem er mich gesehen hatte, war es nur noch schlimmer für ihn geworden. Er bereute, dass er mich so einfach weggestoßen hatte, nahm an, dass ich ihn hasste und dann bekam er noch mit, dass dieser Barista immer zu mir in die Praxis kam und wollte meinem Glück nicht im Weg stehen.

Erst als Kitty Val beim Kaffeeholen traf und beide sich über uns unterhielten, wurde klar, dass wir furchtbar ohneinander litten und es so nicht weitergehen konnte. Also legte Val den Termin fest und Kitty erzählte Mason, wie schlecht es mir ging und wir uns zumindest aussprechen sollten.

„Also", sage ich, nachdem ich meinen Toast aufgegessen habe. „Bleiben wir heute im Bett?"
Mason lacht und nimmt mir das Tablett ab, um es neben sich auf dem Boden abzustellen. „Ich fürchte, das geht nicht."
„Hast du mal rausgeschaut?", maule ich. „Es will gar nicht richtig hell werden und es ist bestimmt arschkalt."

Ich krabble unter der Decke zu ihm rüber und schiebe meine Hand unter sein T-Shirt. „Außerdem hast du eine graue Jogginghose an und das bedeutet, dass wir den ganzen Tag hemmungslosen Sex haben müssen", schnurre ich. Mason hebt amüsiert seine Augenbrauen. „Ist das so?" Er keucht leise auf, als meine Finger seine Brustwarze umspielen.

„Ja", murmle ich und küsse sanft seinen Hals. „So will es das Gesetz."
„Hmm." Er lässt seine Hand über die Beule in meiner Boxershorts fahren. „Aber erst, wenn du dein Geschenk ausgepackt hast."
Augenblicklich unterbreche ich meine Bewegungen an ihm und hebe meinen Kopf. „Geschenk?"
Er grinst und nickt dabei.
„Ist das Geschenk nicht in deiner Jogginghose?", frage ich neckend. „Ich bin mir ziemlich sicher, da etwas gesehen zu haben."

„Das bekommst du später, aber ich habe noch ein anderes für dich", lacht er und steht vom Bett auf. Verwirrt blicke ich ihm nach und kurz darauf kommt er mit einer großen Box zurück, die er auf meinen Beinen platziert.
„Es ist noch nicht Weihnachten", stelle ich klar. „Und mein Geburtstag ist auch noch nicht."
„Das ist richtig", lächelt er. „Aber du magst auch keine Geschenke zu bestimmten Anlässen und darum bekommst du dieses einfach so."

Verblüfft sehe ich ihn an. Wieder einmal trifft es mich mitten ins Herz, dass er sich selbst solche Kleinigkeiten zu merken scheint.
„Jetzt schau nicht so, André", murmelt er verlegen. „Ich habe es gesehen und musste an dich denken."
Ich ziehe ihn an mich und küsse liebevoll seinen Mund. „Danke", flüstere ich an seinen weichen Lippen.
„Du weißt doch noch gar nicht, was es ist."
„Ich bin sicher, ich werde es lieben." Vorsichtig beginne ich, das Geschenkpapier von der Box zu lösen.

Zum Vorschein kommt eine große, flauschige, noch zusammengelegte Heizdecke.
„Du frierst um diese Jahreszeit doch immer und ich dachte, wenn wir abends auf dem Sofa liegen ...", murmelt Mason und ich sehe, dass er ganz nervös ist.
„Ich liebe sie", sage ich schlicht und streiche über den weichen Kuschelstoff.
„Da ist noch was", flüstert er kaum hörbar und ich blicke ihn fragend an.

Vorsichtig hebe ich die Decke aus der Box und unten auf dem Boden liegt ein kleiner, goldener Schlüssel, den ich sofort erkenne. Daran hängt ein kleiner Schlüsselanhänger, auf dem das Wort ‚Home' steht. Ich schlucke schwer und sofort beginnt Mason neben mir, nervös mit seinen Händen durch seine Haare zu fahren. „Ich ... wenn es zu viel ist, sag es ruhig. Ich dachte nur, wir sind ohnehin die ganze Zeit zusammen und ...", faselt er und ich greife seine Hand, verschränke unsere Finger miteinander.

„Ich liebe dich, André", sagt er heiser. „Und ich will mit dir zusammen sein. Hier, bei mir, überall."
„Ich liebe dich auch, Mason", wispere ich und nehme sein Gesicht in meine Hände. „Und ich will auch mit dir zusammen sein. Überall."

Ende

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Danke an alle, die bis hier durchgehalten haben. Mir ist bewusst, dass diese Geschichte für viele verwirrend, schmerzvoll und eventuell von beidem zu viel war.

Es war ein Versuch und dafür ist Wattpad ja schließlich auch da ☺️

Habt von Herzen Dank für die lieben Kommentare, eure Treue und die Geduld mit meinen komischen Ideen 🤪

Eure Hazel

Rückblende | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt