¹⁵: unbekannt

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"D/N, verdammt, jetzt warte doch mal!"

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"D/N, verdammt, jetzt warte doch mal!"

Ich hatte darauf bestanden, dass Momoko und ich uns krank stellen mussten, um früher von der Schule wegzukommen. Wir hatten beschlossen zuerst bei ihnen im Heim vorbei zu schauen.

"Vielleicht war ja im Endeffekt doch gar nichts los", meinte Momoko. "Möglicherweise haben sie alle verschlafen und kein Geschwisterkind hat das andere geweckt."

"Ich schwöre dir, diese Hana hat etwas getan!"

"Dann war es ja ganz gut, dass du nicht zu ihrer 'großen Sitzung' hingegangen bist. Ansonsten hätte sie dich wahrscheinlich gleich mit gekidnappt. Ich versteh auch nicht wie vor allem Norman und Ray auf sie reinfallen konnten... Deren IQ liegt doch über 150."

Wir waren angekommen und wurden von gleich zwei Polizeiwägen empfangen. 

"Da vorne ist Mike Ratri!", rief ich. "Herr Ratri! Hallo, ehm, was ist denn vorgefallen? Geht es allen gut?"

Mike Ratri sah ganz und gar nicht danach aus, als wäre alles gut. Eine tiefe Falte zog sich über seine Stirn und er wirkte total beunruhigt.

"Oh, hallo, du bist das."

"Ja, das hier ist meine Freundin Momoko. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht, weil Emma, Norman und Ray heute nicht in der Schule waren und wir generell so ein komisches Gefühl bei dieser Therapietante hatten."

"Sie hatte das." Momoko deutete mit dem Daumen auf mich.

"Therapietante? Moment, habt ihr etwa einen Verdacht wo sie sich befinden könnten?"

"Befinden? Was ist denn überhaupt los?"

"Gestern Abend wurde das gesamte Personal des Heims aus unerklärlichen Gründen außer Gefecht gesetzt, vermutet werden K.O.-Tropfen in den Getränken. Und seit dem sind die Kinder spurlos verschwunden. Alle." Er raufte sich gestresst durch die Haare. "Habt ihr etwa einen Verdacht?"

Ich sah Momoko entschlossen an. "Lass uns wieder für die Polizei aussagen."

"Du machst das. Ich hab gar keinen Plan, Mann."

Also tat nur ich es.

"Hana Yokawa...", sagte der Polizist nachdenklich, als ich mit erzählen fertig war. "Wir konnten leider überhaupt nichts über sie in Erfahrung bringen. Vorher ging sie wohl auf eine Schule in Osaka, und generell wechselte sie schon sehr häufig in ihrem Leben die Schule. Wir danken Ihnen für Ihre Aussage, bei weiteren Informationen informieren wir Sie."

Ich nickte.

In der folgenden Nacht konnte ich einfach nicht einschlafen. Ständig musste ich an Ray und seine Geschwister denken, und was Hana wohl gerade mit ihnen anstellte. Es musste doch irgendetwas geben, das ich tun konnte! 

In diesem Moment klingelte mein Handy.

Unbekannt.

Verwirrt nahm ich den Anruf an. "Ja, hallo?"

"Hi, D/N. Wie geht's dir so?" 

Ich erkannte die Stimme. "Hana. Wo hast du Ray und die anderen Kinder versteckt?"

"Hmm, immerhin eins und eins zusammen zählen kannst du. Zu diesen Gören komme ich gleich. Vorher wollte ich noch etwas anderes mit dir besprechen."

"Was willst du?"

"Dass du nicht zu der Sitzung gekommen bist, hat mich wirklich traurig gemacht." Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. "Aber mein Besuch im Krankenhaus gestern hat sich wenigstens gelohnt. Ich musste nur meinen Ausweis fälschen und direkt wusste ich alles über dich. Sogar deine Mutter hat mich gestern bei euch rein gelassen. Aber du warst ja im Krankenhaus beschäftigt."

"Wie meinst du das? Du warst bei mir zu Hause, während ich weg war?"

"Aber ja."

"Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?"

"Sag mal, hast du deine Medikamente heute schon genommen?", kicherte Hana.

Mein Blick schweifte rüber zu meinem Nachtschränkchen. Sofort sprang ich auf und lief dorthin hinüber, riss alle möglichen Schubladen und Deckel auf.

"Hana, du Miststück, du hast meine Medikamente gestohlen?"

"Ich weiß wie teuer neue sind und wie wenig Geld ihr habt... Wie lange kommst du wohl ohne sie aus? Ein, zwei Wochen?"

"Du Missgeburt! Was zur Hölle willst du eigentlich von mir? Verrate jetzt endlich wo Ray und seine Geschwister sind!"

"Bleib mal ruhig, ja? Denen geht's gut, keine Sorge."

Irgendwie waren meine Medikamente und Gesundheit für mich gerade zweitrangig. Ich hatte nur Ray im Kopf. Irgendwie mussten sie doch gerettet werden. Was hatte Hana nur mit ihnen vor?

"Also D/N... Ich nehme mal an, nach meinem Anruf willst du die Polizei bitten das Handy zu orten, von dem aus ich angerufen habe? Zwecklos, ich bin an einem völlig anderen Ort, als dem an dem sich die Geschwister befinden. Hör zu, ich verlange von dir folgendes:

Sei am kommenden Donnerstag um 21 Uhr an der Shizun-Station. Und zwar allein. Denk gar nicht erst daran der Polizei oder irgendwem davon zu erzählen. Erinnere dich einfach immer daran, dass deine Freunde jede Sekunde sterben könnten, wenn ich es nur will. Du stehst unter Beobachtung. Komm einfach, wenn du deine Medikamente oder Geliebten jemals wiedersehen willst." Geliebte sprach sie aus, als wäre es eine gehässige Beleidigung.  

Ich hörte ein Piepen in der Leitung und sah auf mein Handy. Sie hatte aufgelegt.

Noch an diesem Abend fasste ich einen Entschluss. Ich würde auf jeden Fall da sein, komme, was wolle.

Warum wollte sie unbedingt mich sehen? Sie hätte doch auch einfach Lösegeld erfordern können. Es musste herausgefunden werden, was Hana im Schilde führte.

𝐍𝐄𝐕𝐄𝐑𝐌𝐈𝐍𝐃 ➱ ʀᴀʏ x ғᴇᴍ. ʀᴇᴀᴅᴇʀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt