26. Schwerer als gedacht

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Dass Alice angekündigt hatte, in Birmingham wieder Fuß fassen zu wollen, ließ Tommy keine Ruhe. Er hatte sich wie immer über weitaus wichtigere Dinge Gedanken zu machen, doch bei jedem Schritt schwebte diese Wolke über ihm.

Thomas wünschte, er wäre tatsächlich so abgeklärt und ihre Rückkehr ihm wirklich so gleichgültig, wie er es Alice gegenüber vorgegeben hatte. Dass zudem seine Familie seit Alice' Auftauchen in Small Heath noch mehr Kopf stand, trug ebenfalls nicht zu Tommys Wohlbefinden bei. Niemand machte eine Szene oder erhob Vorwürfe. Stattdessen herrschte eisernes Schweigen und Verachtung lag in der Luft.

Schon seit drei Tagen sprach Polly kein Wort mit ihrem Neffen. Seitdem sie Alice beinahe an den Hals gesprungen wäre, als sie sie in Tommys Büro gesehen hatte, ging sie ihm aus dem Weg. Thomas wusste nicht, welche Predigt Polly von Ada zu hören bekommen hatte oder welche Hebel seine Schwester in Bewegung gesetzt hatte — aber es hatte Wirkung gezeigt. Nur die vernichtenden Blicke konnte ihr niemand austreiben.

Während Polly Tommy also mit Schweigen und zugleich negativer Energie strafte, wagte auch Arthur es nicht, Alice' Rückkehr zur Sprache zu bringen. Einmal hatte er mitbekommen, dass Finn ihm gegenüber das Thema angesprochen hatte und noch in den ersten Sekunden abgewürgt und sogar bedroht wurde.

Außen war somit im Grunde alles beim Alten, wenn auch noch angespannter. Tommy nahm wahr, dass jeder um ihn herumschlich und es kaum wagte, ihn anzusprechen. Er hätte somit genau so weitermachen können wie bisher. Sein Kopf spielte allerdings völlig verrückt.

Tommy hätte schwören können, dass sein Umfeld erkennen konnte, dass er immer wieder abschweifte und an Alice dachte, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob sie tatsächlich seinetwegen hier war. Polly schien genau das tatsächlich wahrzunehmen.

Seine Tante hatte lange an sich gehalten, aber an diesem Tag übertrumpfte ihre Wut ihre Sturheit.
»Bleibt sie?«, fragte Polly direkt heraus, als sie unangemeldet in Tommys Büro stapfte. Er wusste, wovon sie sprach. Und er las auch in ihren Augen, dass es nur eine Antwort gab, die sie akzeptieren konnte.

Schnell richtete Tommy seinen Blick wieder auf seine Unterlagen.
»Ich weiß es nicht. Das ist ihre Entscheidung.«
»Es ist die Frau, die dich so zerstört hat, dass du das Leben deiner Familie aufs Spiel gesetzt hast — und einer von uns sein Leben tatsächlich verloren hat. Du kannst doch wohl nicht wollen, dass sie wieder hier ist!«

Müde sah Tommy auf. Er wusste selbst nicht, was anstrengender war. Dass er sich ohnehin selbst permanent den Kopf über Alice zerbrach oder dass er nach außen hin so tun musste, als würde ihn dieses Thema nicht berühren.

»Sehe ich so aus, als würde ich vor Wiedersehensfreude strahlen? Es ist ihre Entscheidung. Es liegt nicht in meiner Hand«, zuckte Tommy möglichst neutral mit den Schultern.

Erstaunt sah Polly ihn an. Sie traute ihren Ohren kaum.
»Nicht in deiner Hand? Du hast in den letzten Jahren verdammt nochmal alles dafür gegeben, dass diese gottverdammte Stadt dir gehört. Und jetzt willst du diese Schlampe hier wieder Fuß fassen lassen?«, wütete Polly vor sich hin.

 Und jetzt willst du diese Schlampe hier wieder Fuß fassen lassen?«, wütete Polly vor sich hin

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Schutt und Asche || Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt