20. Tiefpunkt

1K 43 4
                                    

»Was ist nur mit ihm passiert?«, fragte Ada voll Sorge an ihre Tante gewandt, als sie ihren Bruder beinahe bewusstlos in ihrem Bett liegen sah.

Hinter Thomas Shelby lagen merkwürdige Tage, an die ihm weitestgehend die Erinnerungen fehlten und doch wusste er, dass sie grausam waren.

Zwei Tage hatte sich Tommy nach Alice' Abreise durchs Leben gekämpft und versucht, zur Tagesordnung überzugehen. Doch an beiden Tagen hatte er feststellen müssen, dass es unmöglich war — nicht, solange er einen klaren Gedanken fassen und dieser stets zu Alice schweifen konnte.
Und somit war er zu seiner alten Routine übergegangen. Er griff zur Flasche, zum Opium, zum Schnee und staunte darüber, wie wenig es ihm dabei half, diese laute Leere in ihm zu übertönen.

 Er griff zur Flasche, zum Opium, zum Schnee und staunte darüber, wie wenig es ihm dabei half, diese laute Leere in ihm zu übertönen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Irgendwann in seinem Rausch hatte er seine Schwester aufgesucht. Instinktiv, weil Ada stets diejenige war, die seine Gefühle nicht als Schwäche oder Bedrohung für die Familienehre gesehen hatte. Ada war in dieser elenden Welt trotz allem, was auch ihr wiederfahren ist, Mensch geblieben. Und dafür bewunderte Tommy sie.

Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie er zu Ada gelangt war. Diese hingegen erinnerte sich lebhaft an den Tiefpunkt, an dem sie ihren Bruder an jenem Tag erblickt hatte.

Ada hatte ihren Sohn Karl schnell in sein Zimmer geschafft, damit er seinen Onkel nicht in diesem Zustand erleben musste

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ada hatte ihren Sohn Karl schnell in sein Zimmer geschafft, damit er seinen Onkel nicht in diesem Zustand erleben musste. Und dann hatte sie Tommy im Arm gehalten, der sie immer und immer wieder gefragt hatte, warum er nur immer noch am Leben war, obwohl er doch gar nicht in der Lage war, zu leben.

Tagelang hatte sie Tommy anschließend dabei zugesehen, wie er sich immer mehr zerstört hat. Er war kaum mehr nüchtern, kaum ansprechbar und eine ständig tickende Zeitbombe. Immer wieder schwärmte er in seinem Wahn aus und doch kehrte er jeden Tag zu seiner kleinen Schwester zurück, sobald er zusammenbrach.

Vor zwei Tagen resignierte sein Körper dann jedoch endgültig. Seit einem Tag lag Tommy nun in Adas Bett und war kaum bei sich, damit sich sein Körper erholen konnte.

»Ich hab' ihn noch nie so erlebt, Polly. Und ich hab' wirklich schon vieles gesehen. Aber so war er noch nie«, sagte Ada leise, ihren bedauernden Blick immer noch auf Tommy gerichtet. »Hat Alice' Abreise wirklich das aus ihm gemacht?«

Schutt und Asche || Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt