21. Epsom

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Die Nacht mit May Carleton war kurz, extatisch und vor allem bedeutungslos — so, wie Tommy es sich gewüscht hatte. Wenn der Tag des Derbys ebenso nach Plan laufen würde, wäre Thomas ebenso zufrieden wie überrascht. Ein merkwürdiges Bauchgefühl begleitete ihn, als er sich an diesem Tag vor May aus dem Haus stahl.

Sein Weg führte ihn in die Ställe zu seiner Stute. Die Angestellten waren bereits in vollem Einsatz und hatten das Pferd bereits transportbereit gemacht.
Die Stute spürte seine Unruhe und wich kurz zurück, ehe Tommy sie beruhigen konnte.

Pferde hatten ihn immer begeistert und runterkommen lassen. Doch dieses Mal hatte Tommy ein merkwürdiges Gefühl. Selbst die Pferde erinnerten ihn an Alice, er konnte sie nicht verdrängen. Er dachte daran, wie sie immer im Stall gestanden hatte und ihm
vorgehalten hatte, die Tiere mit seiner schlechten Energie zu verstören.

Nun waren es vermutlich die Erinnerungen an Alice, die diese schlechte Energie hervorriefen und der Stute zu schaffen machten.
»Alles gut, du kannst nichts dafür«, redete Tommy leise auf das Pferd ein. »Es ist nicht deine Schuld.«

Dann wandte Tommy sich zum Personal

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Dann wandte Tommy sich zum Personal.
»Ich will, dass sie zeitig beim Derby ist. Einer meiner Männer wird sie sich nochmal genauer ansehen«, verkündete Tommy und schnapp sich das Glas Whiskey, das er zuvor auf einer niedrigen Holzwand abgestellt hatte.

In der Regel gab May hier die Anweisungen — immerhin hatte sich Tommy hier in all der Zeit als Besitzer kein einziges Mal blicken lassen. Doch sein befehlshabender Ton ließ niemanden zögern, sondern nur verstehend nicken.

Die Stute machte einen guten Eindruck. Ob sie heute das Rennen gewann, war jedoch Tommys kleinste Sorge. Der Auftragsmord auf der Agenda machte ihm wesentlich mehr zu schaffen.

Nur wenig später stieß auch May zu ihm und trat an Tommy heran, der eben auf einer kleine Holzwand lehnte und das Pferd beobachtete.
»Du bist wohl kein Langschläfer«, bemerkte sie, trat neben ihn und stützte sich ebenfalls auf die niedrige Holzwand. »Ich kann nicht sagen, dass mich das überrascht.«

»Ich verschwende meine Zeit ungern damit, zu träumen«, erklärte Tommy, ehe er leise raunte: »Das habe ich in den vergangenen Monaten oft genug.«

Verstehend nickte May und schien kurz zu überlegen. Letztendlich schien doch die Neugierde zu siegen. »Erzählst du mir, was mit deiner Verlobten passiert ist?«

»Nein«, erwiderte Tommy so kurz wie ehrlich. »Ich verschwende meine Zeit auch ungern damit, in der Vergangenheit zu leben.«
Wäre Thomas ehrlich gewesen, hätte er zugeben müssen, dass er sich im Moment nichts sehnlicher wünschte, als in der Vergangenheit zu leben. Er wäre gerne zurück in die Zeit gereist, in der er dank Alice auf eine andere Zukunft hoffen konnte und all das hinter sich lassen wollte. Stattdessen war dieses Geschäft nun wieder alles, was er hatte. Aus exakt diesem Grund jagten ihm die Zukunft und auch die Gegenwart Angst ein.

Schutt und Asche || Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt