52 - El Arenal

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„Bist du soweit?" fragte ich und lehnte mich an den Türrahmen des Badezimmers. Felix zog sich grade sein bunt gemustertes, helles Hemd über und blickte mit müden Augen in den Spiegel.
„Warum genau müssen wir nochmal schon um 9 Uhr Morgens proben?" grummelte er und drehte sich zu mir um.
„Weil der Bierkönig um 10 schon die ersten Gäste rein lässt." erklärte ich ihm. „Willkommen auf Mallorca."
Ich drückte mich vom Rahmen ab, ging einen Schritt auf ihn zu und richtete den Kragen seines Hemdes.
„Jetzt schau nicht so grimmig. Du willst doch, dass für euren großen Auftritt heute Abend alles perfekt läuft. Da muss man nun mal Opfer bringen."
„Sagt die, die gestern schon um 22 Uhr friedlich in ihr Kissen geschnarcht hat." entgegnete er und rieb sich die Augen.
Das ich nicht sofort eingeschlafen war, als ich mich in's Bett legte und das Gespräch zwischen ihm und Tommi noch eine Weile verfolgt hatte, behielt ich für mich.
„Ich schnarche nicht." erwiderte ich stattdessen mit gespielt bösen Blick.
„Seh ick n' bisschen anders." schmunzelte er. „Ganz leise nur. Ist eigentlich ganz niedlich."
„Das ist eine Unverschämtheit. DU schnarchst!" protestierte ich.
„Ich kriege ja auch kaum Luft durch die Nase. Was ist deine Ausrede?" fragte er und sah mich erwartungsvoll an.
„Ich eh... habe Probleme. Mit meinen Polypen. Ja, genau. Also solltest du tatsächlich Recht haben, wovon ich nicht ausgehe, liegt das bestimmt daran." sprach ich und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
„Allet klar." lachte er und drückte meine Nasenspitze zwischen Zeigefinger und Daumen kurz leicht zusammen, dann legte er seine Arme auf meinen Schultern ab und sah mir eindringlich in die Augen.
„Was ist?" fragte ich leicht verunsichert.
Er grinste. „Ich liebe dich. Das sage ich dir viel zu selten."
Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich sein Lächeln erwiderte.
„Ich liebe dich auch."
Er senkte den Kopf zu mir herunter und unsere Lippen vereinten sich. Wie beim ersten Mal flatterten in meinem Bauch bei jedem Kuss Millionen Schmetterlinge umher, doch dieses Mal schienen es sogar noch mehr zu sein. Ob es an dem lag, was er gestern über mich zu Tommi sagte?

Ich werde diese Frau safe irgendwann mal heiraten.

Bei dem Gedanken daran grinste ich unweigerlich in unseren Kuss hinein.
Felix lies von mir ab, nur wenige Zentimeter trennten uns wieder.
„Was los, Grinsebacke?" fragte er und lächelte ebenfalls.
„Nichts." antwortete ich und schüttelte grinsend den Kopf. „Komm jetzt, wir müssen los."

„Denn Felix will Mallorca Säng- eh, Promi sein..." Tommi ließ das Mikro lachend nach unten sinken.
Julian kappte die Musik und Felix sah Tommi kopfschüttelnd an.
„Promi, Thomas! Nicht Sänger. So anspruchsvoll ist der Text jetzt auch wieder nicht."
„Ja, sorry. Bis heute Abend habe ich's drauf. Versprochen." entgegnete Tommi und hielt schuldbewusst die Hände vor seine Brust.
„Dit will ick hoffen, sonst performe ich den Hit hier alleene. Oder mit Katha." er deutete von der Bühne aus auf mich. „Die kann, warum auch immer, den Text scheinbar besser als du."
„Die ist einfach schon besoffen, deshalb." lachte Tommi.
Ich saß mit meinem 1 Liter Bierkrug an einem der hohen Tische vor der Bühne und zuckte mit den Schultern.
„Hier gibt's halt nur so große Gläser." verteidigte ich mich.
„Es ist halb 10 Morgens." lachte Julian. „Als hätten die hier kein Wasser."
„Hallo? Ich bin auf Mallorca." sprach ich wie selbstverständlich. „Der Schuppen hier heißt Bierkönig und nicht Wasserkönig. Nehmt euch lieber ein Beispiel an mir, dann würde das da oben besser laufen." Ich deutete mit einem Kopfnicken zur Bühne.
„Ey!" beschwerten sich Felix und Tommi zeitgleich. „Was soll das denn heißen?"
„Na, das was ich sagte. Ihr müsst euch heute Abend auf jeden Fall betrinken denn, so ungerne ich euch das sage, das war bisher nix. Tommi wirkt wie auf einem Karaoke-Abend und Felix fühlt sich immer noch ein bisschen zu cool für den Scheiß, das merkt man." erklärte ich, prostete ihnen mit meinem Bierglas zu und nahm einen großen Schluck daraus.
Langsam lehnte sich Tommi näher zu Felix herüber. „Meinste, die kriegt das heute Abend überhaupt noch mit, wenn die so weiter trinkt?" flüsterte er, grade laut genug, damit ich es hören konnte.
Felix lachte. „Unterschätz' sie mal lieber nicht."

Despite it all (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt