Joggen, so anstrengend es auch war, beseelte mich. Es rückte meine Welt wieder zusammen. Ich war nur ein normales Mädchen mit nicht ganz so normalen Fähigkeiten, das gerade im Wald joggen ging.
Einfach.
Klar.
Die ganzen Sorgen, konnte ich ausblenden, weil meine einzigen Gedanken während dem Joggen eigentlich nur waren:
„Warum tust du dir das hier an?! Ich geh nie wieder joggen! Soll ich weiter gehen,... aber wenn ich jetzt schon mal dabei bin.... ahhhhhh ich hasse es.
Wasser. Wasser. Sonst dehydrier ich noch!!""
Vorallem wenn es hoch ging, was natürlich gerade jetzt, der Fall war. Ich hab diesen Berg schon immer gehasst. Obwohl...
Mit einem angestrengten, jedoch ehrlichen Lächeln, jubelte ich mir im inneren Gerade zu. Ich hatte die beste Entscheidung meines Lebens getroffen. Ok, vielleicht die beste Entscheidung der letzten Zeit. Tage. Ganz frech, bog ich einfach vor der Steigung rechts ein. Ha! Dieser Weg war vielleicht nicht kürzer, beinhaltete aber keine Steigung und war obendrauf auch noch schöner! Gute Entscheidung, flüsterte ich mir zu.
Die Bäume bogen sich über mir und bildeten eine dichte Allée. Wunderschöne Grün Töne wurden durch das wenige Sonnenlicht, dass es durch die Blätterkronen schaffte, hervorgehoben.
Und malte somit, eine regelrechte epische Landschaft. Dieser Pfad war auch alles andere als viel besucht und war daher nicht befestigt oder weitgemacht worden. Er war dünn und schlängelte sich um die dicken Wurzeln der alten Bäume und stacheligen Büsche.
Geradeaus, entdeckte ich einen einzelnen Lichtfleck der sich jedoch irgendwie von den andern hervorhob, während zwei Vögel über meinem Kopf zwitscherten. Beim laufen kam der Fleck aber nicht näher, er blieb in der gleichen Entfernung von mir wie zuvor. Obwohl ich ja deutlich darauf zulief. Ich mochte durch das joggen ja sehr fertig sein aber das wenig logische Denken hatte ich ja wohl in mir...
Es war fast wie heut Mittag. Nur blieb das funkeln und verschwand nicht sofort.
Im dunkler werdenden Verlauf des Pfades entdeckte ich noch eins dieser Lichter. Dieses schien regelrecht zu schweben. Als ich nun an einer Kreuzung ankam an der ich eigentlich links hätte gehen müssen, entschied ich mich doch für Rechts. Aus den zwei Lichtern, waren plötzlich um die 10 geworden und alle waren ausschließlich auf dem rechtem Weg.
Hmm, der rechte Weg?
In Gedanken schlug ich mir an die Stirn.
Doch je weiter ich ging, desto mehr der funkelnden Lichtlein, tauchten vor mir auf. Es erinnerte mich gradezu, an eine Horde von Glühwürmchen. Doch da war ich mir sicher. Es waren keine. Keine Lebewesen. Die Bäume lichteten sich ein wenig, sodass ich die hereinfallenden Sonnenstrahlen kaum noch von den inzwischen, um die 100 funkelnden Lichtern unterscheiden konnte. Es war magisch. Ein Naturschauspiel? In dem Moment blieb ich doch mal stehen. Das musste ich einfach fotografieren, es würde mir ja sonst keiner glauben! Ich hielt mein Handy vor mein Gesicht. Und wartete. Die Kremers hatte fokussiert aber... ich tippte um den Fokus zu verändern. Schließlich probierte ich auch Filter aus. Helligkeit höher, niedriger. Nichts. Die Lichter waren nicht zu sehen. Also, die der Sonne natürlich schon, die andern aber nicht. Ich schluckte hart. Was war den jetzt los? Perplex sah ich mich um. Die Lichter waren nun auch schon hinter mir. Seitlich. Sie bildeten schon fast einen Kreis. Bis auf eine Lücke... als ich dorthin ging, nicht weit abseits des Weges, veränderte sich etwas. Es war, als würden alle Geräusche um mich herum kurz auf stumm gestellt, während eine Flutwelle von Lichtern den Wald durchfuhr. Dieser erhellte sich und alles war wie vorher.
Alles, außer einer Hütte, die plötzlich zwischen den Böumen stand. Hatte ich sie vorher, vor lauter Lichtern nicht gesehen? Doch vor was? Was war überhaupt grade passiert?
Ehe ich mich versah, ging ich auf die Hütte zu. Ein abenteuerlicher Teil von mir, schien die Kontrolle übernommen zu haben. Ein mutiger Teil, den ich vorher nicht allzu oft herausgelassen hatte.
Es war eine ganz normale, alte, schöne Blockhütte...mitten im Wald.
Als ich die Tür ergriff schwang diese ein paar Zentimeter auf. Einen Moment hielt ich inne. Erinnerte mich zu atmen. Und öffnete sie dann.
Vor mir breitete sich ein heimelig aussehendes Zimmer aus. Vom Teppich bis hin zum kleinen Kamin, hatte der Raum alles. Alles, für einen verregneten Herbsttag vor'm Kamin. Und dass, obwohl der Raum so klein war. Doch die warmen Farben des Holzes, sowie der Einrichtung und das von 3 Seiten hineinfallende Licht lies alles so bequem aussehen.
Auf den zweiten Blick verwunderte mich all das allerdings nur noch mehr.
Zuvor hatte ich dieses Haus noch nie gesehen oder davon gehört. Doch dieser Raum sah so bewohnt aus. Ich ging auf den Kamin zu und strich über die Oberfläche. Kein Staub. An der linken Wand fiel mir nun eine Tür auf, die ich zuvor nicht gesehen hatte. Irgendwie ging mir das heute häufig so.
Überrascht ging ich einen Schritt weiter und lauschte erst einmal.
Ich blickte in einen langen Flur. Länger, als wie mir das Haus von Aussehen vorgekommen war.
Endlich schlichen sich jetzt Nervosität und Bedenken unter die seltsame Mischung an Gefühlen, die mich hier rein gezogen hatten. Was, wenn der Besitzer gleich rein kommen und mich ertappen würde? Oder schlimmer, er oder sie waren bestimmt hinter einer dieser Türen und würden mich gleich mitten in ihrem Haus erblicken. Ich brach gerade ein. Konnte ich dafür in den Knast?! Schlagartig, drehte ich mich um. Ich musste schnell raus hier, bevor noch irgendetwas passierte.
Doch bevor ich die Tür hinter mir wieder schließen konnte übermannten mich schmerzhafte Wunden.Auf dem Boden. Nein!!! Micheal!!!
Kein Puls. Schock, Schmerz, Dunkelheit. Bleib doch hier José! Ich... wir schaffen das, zusammen! Michael... nur noch ein Schluchzen. Michael ...nein...
Leere Augen.Wie versteinert stand ich auf der Schwelle. Mein Sichtfeld wurde endlich wieder klarer als ich die Gefühle unterdrückte, jedenfalls so gut es ging.
Meine Abenteuerlust war sofort verschwunden. Und genau so schnell, wollte ich hier weg. Wieder in den Wald, auf einen Weg, den ich auswendig kannte. Nach Hause wo ich alles kannte und mich nichts, nichts überraschen würde. Aber es war zu spät.
„Hey!" Eine Männerstimme rief in meine Richtung. Ich traute mich kaum mich umzudrehen. Das würde Ärger geben. Aus der Tür war ein Mann gekommen.
„Domi was ist de- Rune?"
Lore trat ebenfalls aus der Tür.
„Hi... ich äh.."
„Wie... wie bist du hier rein gekommen?"
Lore wirkte eher überrascht als verärgert. Hoffentlich würde das so bleiben.
„Du kennst sie?"
Der kleine, etwas dickliche Mann sprach zu Lore.
„Äh ja" Lore nickte, schaute mich aber weiterhin perplex an.
Ich bemerkte das sie auf meine Antwort wartete.
„Es tut mir leid, ich war nur joggen und ..."
Ja was und? Und dann hab ich mir nach einem kleinen lichtspekrakel gedacht, hey geh doch einfach mal in diese Hütte.
„Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. Tut mir leid. Ich geh sofort.„ So peinlich!!
„Warte"
Da ich mich bereits ein Stück entfernt hatte, drehte ich mich wieder zu den beiden um.
Jetzt sah ich sie perplex an.
„Möchtest du einen Tee oder ein Wasser?"
Ich war hier regelrecht eingebrochen und sie fragte ob ich etwas trinken wolle?!
„Äh, nein. Danke. Ich sollte wirklich gehen."
„Nicht so schnell."
Lore sah den Mann, Domi war sein Name, wenn ich es richtig verstanden hatte, scharf an. Was mich nur noch mehr verunsicherte. Also blieb ich lieber stumm.
„Rune?" Ich sah Lore nun in die Augen.
„Sag, wie hast du hier rein gefunden."
Ich hatte schon meinen Mund geöffnet um etwas zu sagen, schloss ihn allerdings wieder als mir auffiel wie seltsam die Worte schon in meinen Kopf klangen.
„Ich war joggen, und meinte irgendwas gesehen zu haben, dann fand ich das Haus und die Tür, sie ist regelrecht ausgeschwungen."
Okay, bis auf das Ende klang das alles sehr plausibel.
Jetzt fühlte ich mich schon sehr viel wohler.
„Was ist den hier los?"
„Verflixt nochmal!" Vor Schreck war ich zusammengezuckt und mir war vielleicht ein ganz beliebter Fluch rausgerutscht. Doch da er wenigstens leise gewesen war, hoffte ich das ihn niemand gehört hatte. Ich weiß das Lore nie so wirklich gut zu Flüchen oder Schimpfwörtern gestanden hat, vorallem als Xander mal so eine Phase gehabt hatte... naja sie mochte es nicht so gern.
Die Stimme die mich eben so erschreckt hatte, lachte die jetzt wirklich? Schnell drehte ich mich um. Mein Blick war düster doch als ich Emilio erkannte, prägte es auch deutliche Verwunderung. Was war das hier, Menschenansammlung im Wald? Alle anderen schienen allerdings zu wissen, was sie hier taten, im Gegensatz zu mir.
Um ihm in die Augen zu sehen musste ich tatsächlich meinem Kopf etwas heben. Da ich relativ groß war, passierte mir das nicht sehr oft bei Gleichaltrigen.
Umso mehr freute ich mich jedes Mal.
Doch so nah wie wir uns jetzt standen wurde mir wieder etwas unwohl. Dann war ja klar, warum mich seine Stimme eben so erschreckt hatte, aber warum hatte ich nicht gehört wie er sich angeschlichen hatte? Gespürt wie er kam...
Verwirrt, wandte ich mich wieder den Erwachsenen zu.
„Wie wär's wenn wir uns jetzt doch kurz hinsetzen?"
Lores Blick war warm, außerdem hörte ich ja nicht noch einmal verneinen können. Also nickte ich.
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Just like me ~ An Enemies to Lovers romantasy
RomanceWer hätte gedacht, dass joggen wirklich ein Leben verändern kann? Ich wusste, dass ich anders war, ziemlich anders. Denn nicht jeder kann in Menschen so hineinsehen, wie ich. Doch ich versteckte es. Aus gutem Grund. Bis er kam. Er ist arrogant. ...