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Die Vorhänge perfektionierten den Raum. Ihr dunkles Grün, hebte sich harmonisch von den vielen dunklen Braun-Tönen ab. Oder waren sie blau? Blau-grün, je nachdem, wie das Licht einfiel.
Wir waren nun alle im Raum versammelt. Domi, der mir schräg gegenüber saß, beäugte mich weiterhin mit einer gewissen Vorsicht in den Augen.
Was hatte er nur für ein Problem mit mir? Abgesehen davon, dass ich hier unbefugt diese Holzhütte betreten hatte, hatte ich ihm doch nichts getan. Doch diese Griesgrämigkeit schien in den Kreisen weit verbreitet... Ich drehte meinen Kopf und hatte kurzen Blickkontakt mit Emilio, bevor ich mich wieder Lore zuwand.
„Du hast die Hütte hier also gesehen?"
Ähm, duh.
„Ja..."
Lore tauschte mit Domi einen Blick.
Kurz darauf, sprach er.
„Nicht jeder kann sie sehen."
Sie? Häh.
„Die Hütte"
Okay ich weiß nicht was gruseliger ist. Deren seltsamen Andeutungen oder das Domi meine Gedanken zu lesen scheint.
„Ist dir in letzter Zeit noch irgendwas seltsames aufgefallen?"
Die Frage kam schon fast gelangweilt rüber.
„Außergewöhnliches"
Fügte Lore noch hinzu.
Wenn ich alles außergewöhnliche auflisten würde, bräuchte ich ja Stunden. Karla hatte sich gestern in Chemie laut flirtend an Leon ran geschmissen, obwohl sie wahrscheinlich das ruhigste Mädchen war, das ich kannte. Mein Teppich hat wahrscheinlich schon meinen halben Stifte-Vorrat verschluckt und grade stand ich in einer Waldhütte, die ich vorher noch nie gesehen hatte, mit einem Mann der mir weismachen wollte, das diese Hütte eigentlich keiner sehen dürfte?! Angefangen dabei, was ich seit meinem 7 Lebensjahr alles erlebt hatte...

Aber zu oft hatte ich auch erlebt wie sich andere über mich lustig machten, mich seltsam anschauten oder, sich gar um meine Gesundheit sorgten. Irgendwann hatte ich also beschlossen, keiner Menschenseele von meinen Fähigkeiten, - ne Wahrnehmungen, zu erzählen.
Es war besser so.
„Jeden Tag, manchmal frage ich mich warum Schule so verrückt sein kann."
Ich hörte ein genervtes Stöhnen und als ich zum Türrahmen sah, wo Emilio kurz zuvor noch gestanden hatte. Ich sah jedoch lediglich noch die verschlossenen Tür.
Er war weg.
Doch ich wollte und konnte nicht das verraten, was mich ausmachte. Das verraten, das mich einnahm. Das, aufgrund dessen, die Leute mich wie eine gestörte behandelten.
Trotzdessen musste ich herausfinden, was all das hier war.
„Warum? Was ist das hier?" Meine gestikulierenden sahen wahrscheinlich aus als hätte ich einen Herzinfarkt. 
Lore schien bedrückt und ich glaubte auch es in Domi's Gesicht zu erkennen.
Sie, war hingegen viel besser im Überspielen.
„Ach, du kennst ja das Leben. Seltsam, nicht war?"
Automatisch zog ich meine Augenbrauen ein Stück zusammen. Was war denn das für eine Antwort?
Nun griff sie zum Telefon und verließ prompt den Raum.
Kurze Zeit später stand auch Domi auf.
„Bin gleich wieder da"
Teilte er mir in seiner tiefen Stimme mit und ging ebenfalls aus der Tür.
Ich weiß man soll nicht lauschen, aber hey, ich hatte heute schon so einiges getan was man nicht machen sollte... als ich meinen Namen hörte, stand ich daher auf und ging nur wenige Schritte vor. Mehr brauchte es nicht und ich konnte die beiden hinter der Tür verstehen.
„-müssen mehr aufpassen!"
„Ja, aber ich versteh das nicht"
Domi's tiefe Stimme drang wieder zu mir durch.
„Anscheinend sind wir nicht mehr vorsichtig genug"
„Vielleicht hält der Schutz nicht mehr..."
Lore klang bedrückt und nachdenklich zugleich. Während Domi ihr überzeugt gegensprach. Sie endet ihre Lautstärke und ich verstand nur den Anfang ihres Satzes.
„Ach, so ein Schwachsinn. Ich hab auch keine Ahnung wie das Mädchen-„
„Rune"
Er stöhnte.
„...wie Rune uns finden konnte. Ihr müsst sie im Auge behalten."
„sie ist unterwegs. Und ich, bin weg."
Das war nun Emilios Stimme.
„Perfekt."
„Emilio, wenn ich Xander nachher sehe, sag ich es ihm auch, aber hab ein Auge auf sie, ja?"
"Sie wird sich doch eh an nichts erinnern, was soll ich da-„
„Bitte tu es einfach"
Daraufhin folgte nichts.
Doch als ich Schritte hörte, lief ich schnell ans Fenster. Einen kurzen Moment blieb ich noch alleine. Ein undeutliches Gemurmel, von hinter der Tür, erreichte meine Ohren und nur Sekunden später wurde die Tür wieder geöffnet.
Mit meinen Händen in der Tasche drehte ich mich um und tat so als hätte ich all das nicht mitbekommen.
„Ach tut mir leid, willst du auch etwas zu essen?"
Ohne eine Antwort von mir abzuwarten ging Lore direkt an den Schrank. Nach etwas Rascheln und einen Abstecher in das Fach darüber, stellte sie eine Schale mit Keksen vor mir auf den Tisch. Da Domi und Emilio den Raum nicht wieder betreten hatten, waren wir alleine. Es war seltsam, jetzt wo wir beide hier saßen, nur von einem Tisch mit Keksen getrennt, spürte ich kaum Wahrnehmungen, Wunden. Ich hatte noch kein perfektes Wort dafür gefunden. Jedenfalls waren sie sogar noch dumpfer als zuvor.
Warum sollte ich das nicht einfach mal genießen?
Und begann direkt mit einem Griff zu den Keksen als mir Emilios Worte wieder einfielen.
„..sie wird sich doch eh an nichts erinnern..."
Wollten die mich unter Drogen setzen, mich irgendwie vergessen lassen?
Ach Quatsch das hier war Lore!

Die Kekse waren sehr lecker.
„Schmeckt." Ich lächelte um die Stimmung etwas aufzulockern.
„Shortbread nicht?"
Sie zögerte erst, antwortete mir dann aber warmherzig.
„Ja, mein eigenes Geheimrezept."
Als Stille eintrat fragte ich einfach drauf los.
„Also, was ist das hier?"
Zuvor war sie meiner Frage geschickt ausgewichen. Sowie den anderen.
„Diese Hütte gehört unser Familie schon sehr lange, man könnte es als Rückzugsort bezeichnen. Auch Xander mag es sehr,... daher verbringt er mit ein paar Freunden hier viel Zeit."
Ihr Gesicht war regungslos. Steif.
„Aber erzähl mir doch lieber noch einmal wie du das Haus gefunden hast."
Schon wieder diese Frage.
„Wie gesagt ich war Joggen. Ich hatte mal Lust auf einen anderen Weg, einen den ich nicht so oft gehe, weißt du? Ja und dann hab ich so wunderschöne aber auch echt seltsame Lichter gesehen. Es sah dann schon aus, wie ein Lichtermeer als ich diese Hütte entdeckte.  Aber die war mir vorher noch nie Aufgefallen, als ich dann hin bin, ging sie einfach auf. Ich dachte schon so das kann ich ja nicht-"
What the heck? Ich hatte mir meine Fingernägel in die Handoberflachen gebohrt, um meinen Redeschwall endlich zu stoppen.
Ich musste aussehen wie ein verdattertes Jungtier, welches sich das erste mal selbst im Wasser sah. Verdattert. Allerdings konnte ich von Lore auch nichts sehr viel besseres sagen. Sie sah ebenso verwirrt aus, wie ich. Wenn, nicht noch mehr. Jetzt glich ihr Gesichtsausdruck aber eher dem, einer Alarmierten.
„Kannst du etwas, was sonst keiner kann?"
Wie von selbst sprudelten die Worte wieder aus mir heraus.
Ich erzãhlte ihr von meiner Fähigkeit wie ein Delphin rufen zu können und  das ich meine Zehen in den Mund nehmen konnte- mal ehrlich, machen wir uns mal nicht so lächerlich. Jedoch erzählte ich ihr alles. Ich konnte nicht anders.
Ich erzählte ihr das ich Dinge einfach so wusste. Die ich nicht wissen dürfte. Persönliche Dinge.

Was zum Geier?! Wie oft konnte ein Mensch bitte seine Gesichtszüge, total auf den Kopf stellen?! Sie grinste nun, schien zu platzen. Als sie aufsprang und regelrecht aus der Tür flog.
Ich blieb dann einfach mal da, auf der Couch, nicht wissend was hier los war und zweifellos von ihren Stimmungsschwankungen überfordert. Und das sage ich! Die Queen der Stimmungsschwankungen!
Als sie dann plötzlich wieder vor mir stand, mit Domi im Gepäck.
„Du hast ihr nicht wirklich..." er stöhnte und schüttelte den Kopf.
„Oh doch. Und sie hat es mir erzählt."
Sie quietschte schon fast. Was natürlich ganz und gar nicht lustig war...
„Lore, was geht hier vor?" ich sah zwischen den beiden hin und her.
„Du, meine Liebe, hast grade Sau Glück gehabt!"

Just like me  ~ An Enemies to Lovers romantasyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt