Wie eine stolze Forscherin stand ich vor dem Haus.
Überrascht, das das gleiche unglaubliche Lichterspiel mich zu der Hütte gebracht hatte, verflog erst jetzt der letzte Zweifel.
Als ich plötzlich zwei Hände an meinen Armen spürte. Jemand hiefte mich nach hinten und stellte mein Gleichgewicht auf eine harte Probe.
Überrumpelt, handelte ich erst Sekunden später und wehrte mich. Ich verpasste der Person einen Tritt ins Schienbein und trat auf deren Zehen. Der Griff, lockerte sich und ich nahm ein leises Fluchen war.
„Was soll der Scheiß?!"
Endlich waren meine Arme frei und ich drehte mich um. Aber die Stimme...
„Was soll der Scheiß?!" ungläubig wiederholte ich Emilios Worte. Er rieb sich derweil sein Schienbein.
„Du hast ja wohl nicht mehr alle! Was ziehst du mich einfach so von hinten weg?!"
„Ich, versuch hier nur, das Geheim zu halten. Du bist diejenige die irrelang hierum läuft und nicht darauf achtet wer vorbeikommt."
„Ach und das hat jetzt so viel geholfen? Mir einen Riesen Schreck einzujagen und dann hier so rum zu schreien?"
„Ich hätte nicht laut werden müssen, hättest du nicht um dich getreten."
Um mich getreten?!
„Und ja, es hat was gebracht. Schon mal gefragt warum sonst keiner von der Hütte weiß? Schutz nennt man das. Aber wenn du wie eine verrückte drum herum stolzierst ziehst du die Menschen nur so hierher!"
Emilios Stimme war von gebrüll zu drohend leise gewechselt. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht welche ich vornahm.
Mein Atem war rasend. Umso mehr ärgerte es mich, das sich seine Erklärung, sofern man es so nennen konnte, logisch anhörte.
Er stand direkt vor mir, sodass ich meinen Kopf ein klein wenig in den Nacken legen musste um ihn anzusehen.
Was sollte ich darauf antworten?
Einknicken und sein Ego noch mehr anspornen? Pff, in seinen kühnsten Träumen.
Weiterhin, wie ein trotziges Kind zu rebellieren, würde aber wahrscheinlich auch nach hinten losgehen. Doch je länger wir so voreinander standen, hatte ich immer mehr das Gefühl keine Worte zu brauchen. Die Wut zwischen uns legte sich schon wieder leicht. Verwandelte sich in etwas unfreundliches. Etwas starkes.. Die Stille die zwischen uns war, war seltsam angenehm. Auf eine wirklich komische Weise. Der Augenblick erfror und ich verlor mein Zeitgefühl total.
Allmählich beruhigte sich auch mein Atem wieder.
„Pass besser auf" er durchbrach die Stille, bevor ich überhaupt begreifen konnte was gerade passiert war. Er ließ mich einfach verwirrt stehen.
Als er ging, wich ich ein Stück nach hinten hatte aber nicht mit der Wand in meinem Rücken gerechnet. Mein Kopf explodierte vor lauter Gedanken. Er sah mich noch einmal an, und verschwand dann nach drinnen.
Sekunden Bruchteile blieb ich rechtlich benommen stehen, als mein Zeitgefühl sich langsam wieder meldete. Und mir klar wurde, dass er schon lange weg war.
Was war das? Seine Worte, eine Drohung?! Ein Rat, Warnung oder lieb gemeint? Lieb, klar Emilio meint etwas lieb, nett. Ich sollte mir nichts vormachen. Ich sollte einfach nach Hause. Hier rumzustehen, würde mich nicht schlauer machen. Was auch immer das grade war, ich würde es wohl nie verstehen.
„Hey wo willst du hin?"
Hä?! Ich drehte mich um und sah Emilio an. Mein Blick sollte fragend, aber auch etwas bitchig sein, ob ich das hinbekam, wer weiß.
Er stand am offenen Fenster mit den Händen aufgestützt. Sodass seine Muskeln und Adern im Licht deutlich zu erkennen waren...
„Wenn du schon mal da bist können wir Bio ja direkt hinter uns bringen."
„Jetzt" Diesmal schwangen in meiner Stimme mehr als nur ein Gefühl mit. Verwirrung, Ungläubigkeit und ungläubige Belustigung trafen es wohl sehr gut.
„Ich kann's auch alleine machen"
IDIOT. Kannst es ruhig aussprechen Rune, das ist er nähmlich.
Arg. Dieser Junge...
„Du bist ganz schön seltsam weißt du das?" Huch wo kam das denn jetzt her? Aieee wie peinlich. Wie als Antwort sah ich auf seinem Gesicht ein kleines Lächeln als ich mich nun auf die Hütte zubewegte.Drinnen angekommen, sah ich wie Emilio seinen Rucksack durchsuchte. Das Fenster hatte er wieder geschlossen. Die angenehme Wärme umschloss mich direkt. Also legte ich meinen Rucksack ab und zog meine Jacke aus, als sich mein Magen wieder meldete.
„Gibts hier auch eine Küche?"
Emilio sah auf und schenkte mir einen leicht verwirrten Blick. Wobei es auch Arroganz sein konnte.
„Flur, zweite Tür Rechts."
Stimmt, Lore hatte mir das gezeigt, doch wo genau der Raum war hatte ich mir nicht merken können.
„Danke" murmelte ich ihm leise zu, während ich Schnurstraks zur Küche ging.Eine wirklich süße Küche erstreckte sich vor mir. Was mir vorher nicht aufgefallen war, dass Küche und Wohnzimmer ein gemeinsamer Raum waren, die bloß durch die Sitz-Tresen der Küche abgetrennt waren.
Die weißen Holz-Küchentresen und Schränke, bildeten einen wohligen Kontrast zu der blau-grünlichen Wandfarbe.
Beim Anblick der ganzen Ausstattung dieser kleine Küche, überlegte ich wo ich wohl etwas leckeres finden konnte. Gleichzeitig überkam mir allerdings auch so ein seltsames Gefühl erwischt zu werden. „Fühl dich hier bitte ganz wie zuhause." Lore's Worte kamen mir wieder in den Sinn. Aber trotzdem würde ich mich zurückhalten. Nur ein kleiner Riegel oder Banane...
Letztendlich aß ich dann doch etwas mehr, nahm mir die beiden Sandwiches aber mit in das aufenthaltszimmer. Wenn er nett war würde ich ihm vielleicht sogar eins anbieten.
„können wir jetzt anfangen?" genervt, maulte er rum.
Ich nahm mir vor, darauf nicht zu reagieren. Schnaubte aber leicht, um ein wenig Nachdruck zu hinterlassen.
Wir arbeiteten alles schnell durch, recherchierten und stritten uns ein wenig. Das Gegenteil von Dreamteam traf es genau. Zwei sturköpfe auf einem Haufen hatte noch nie etwas gutes bedeutet. Trotzallem hatte ich ihm das eine sandwich angeboten, zuerst schien er überrascht gewesen zu sein, doch er fing sich und lehnte dann ab. Also aß ich es.
Als wir endlich alles vorbereitet hatten, packte er sofort alle seine Sachen ein und wollte gehen.
„Äh und was ist mit dem Projekt?"
Ich versuchte meine gereizte Stimmung nicht zeigen zu lassen.
„Liegt da" er wusste genau wovon ich redete.
„Ich weiß" gab ich gereizt zurück. Das Spiel konnte ich auch spielen.
„Cool, dann sind wir ja einer Meinung."
Hätt ich meinen Mund offen, wäre mir die Lade runter geklappt.
„Wir haben beide eine Meinung doch ob wir der gleichen sind..." ich tat so als würde mich das gar nicht aufregen. Und betonte den letzten Teil des Satzes demonstriv. Schnell griff ich nach meinen Blättern des Projektes und ging. Auß reiner Freundlichkeit, verabschiedete ich mich noch, bevor ich die Tür hinter mir zu zog. Und hoffte, ihm aus reinstem Herzen das er jetzt völlig verdattert dastand, da er diese Reaktion nicht von mir erwartet hatte.Die nächsten Tage gingen schnell vorbei. Emilio und ich hatten uns zum Glück kaum gesehen. Unser Projekt war aber super gelaufen, sodass eine gute Note bestimmt mit rausspringen würde. Wie es aussah, war er also über seinen Schatten gesprungen und hatte seine Blätter tatsächlich selber mitgenommen.
Ich hatte viel Zeit mit meinen Freunden und Familie verbracht aber zur Überraschung auch mit Xander. Er hatte mich vor drei Tagen, nachdem ich mit meinem Teil des Projektes nach Hause gegangen bin, angeschrieben. Die Nummern hatten wir noch von früher. Er hatte mir angeboten mir zu helfen zu versuchen, meine Kraft besser zu kontrollieren. Was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Ich hatte meine Kraft schon so lange und hatte es sogar geschafft sie mit sehr viel Konzentration in Schach zu halten. Aber versuchen sie weiter auszubauen? Da hatte ich nicht eine Sekunde lang gedacht, was wohl daran liegen mochte, dass ich meine „Gabe" immer schon mehr als Fluch betrachtet hatte.
DU LIEST GERADE
Just like me ~ An Enemies to Lovers romantasy
RomanceWer hätte gedacht, dass joggen wirklich ein Leben verändern kann? Ich wusste, dass ich anders war, ziemlich anders. Denn nicht jeder kann in Menschen so hineinsehen, wie ich. Doch ich versteckte es. Aus gutem Grund. Bis er kam. Er ist arrogant. ...