"Ich will, dass du jetzt sofort verschwindest. Und ich meine damit auch aus meinem Leben. Ich will nichts mit jemanden zu tun haben, der mich nicht respektiert und so mit anderen umgeht!" sagte ich mit fester Stimme zu Johnny.
Ich wusste aus meinem Umgang mit Kindern, dass meine Stimme in Kombination mit meinem Auftreten so scharf wie ein Messer klingen konnte. Ich versuchte mir in meinem Gesicht nichts von der Angst ansehen zu lassen, die ich bis ins Mark spürte. Psychischer Gewalt ausgesetzt zu sein, kannte ich, doch diese rohe, körperliche Gewalt zu erfahren war etwas ganz anderes.
Voller Zorn schaute Johnny mich an, seine Augen waren dunkel vor Zorn. "Du bist eh nicht mehr Wert als einen Flirt." sagte Johnny mit einem abschätzigen lächeln. „Lass mich los , ich verschwinde schon aus diesem Drecksladen."Er riss sich von dem Typen mit dem roten Jackett los und verließ das Restaurant ohne Umschweife.
Völlig unpassend musste ich plötzlich anfangen zu lächeln. Etwas besseres war ihm nicht eingefallen?! Mit dem Versuch mir nach seinem unterirdischen Verhalten noch einen mitzugeben, zeugte nur von seiner eigenen Schwäche. Dachte er wirklich, dass er jemals das Recht hatte über mich zu urteilen? Es fühlte an, als hätte jemand unsichtbare Fesseln gelöst, von denen ich vorher nicht wusste, dass sie existierten. Ich fühlte mich mir näher als jemals zuvor. Heute war anscheinend der Tag der freigesetzten Gefühle! Erleichtert begann ich nach und nach meine Umgebung wieder wahrzunehmen. Ich musste mich noch unbedingt bei demjenigen mit dem roten Jackett bedanken....
Ich stutzte. Rotes Jackett?! Nach diesem Adrenalinschub brauchte mein Gehirn anscheinend länger als sonst, um Informationen zu verarbeiten. Wie hoch war wohl die Wahrscheinlichkeit, dass hier gleich mehrere Typen ein samtrotes Jackett trugen?
"Hey, wie geht's dir?" fragte mich der Mann mit den grünen Smaragdaugen.
"Ich fühle mich..., Ich fühle mich erleichtert!" Ich lachte auf und betrachtete das verwunderte Gesicht meines Gegenübers.
"Mit so einer Reaktion hatte ich jetzt nicht gerechnet." schmunzelte die Augenweide.
"Ich auch nicht, Ich könnte jetzt Tanzen vor Freude." Ich versuchte es nochmal mit durchatmen, als mir klar wurde, wie verrückt das gerade klingen musste. Wenn der Abend so turbulent weiterging, konnte ich bald Kurse für Atemtechniken geben. "Ich danke dir sehr, dass du eingeschritten bist, Dankeschön."
"Das ist doch selbstverständlich." antwortete Mr. Goodlooking.
"Anscheinend ist es das nicht. Wer außer dir ist denn noch eingeschritten? Stell dein Licht mal nicht so unter den Schäfel." Irrte ich mich oder lief mein Gegenüber gerade rot an? So etwas hatte ich nie erlebt, ein Mann, der wegen mir rot anlief. Da konnte jemand wohl keine Komplimente annehmen. War schon irgendwie niedlich.
"Was hältst du davon, wenn wir beide weiterziehen? Ich glaube nicht, dass wir hier noch erwünscht sind." fragte mich der Unbekannte in den dunkelroten Lackschuhen.
Ich folgte seinen Blick und mit einem Mal nahm ich die anderen Menschen um uns herum wieder deutlicher war. Sie schauten aus wie Fische in einem Aquarium, wodurch ich mir vorkam wie eine Zirkusattraktion. Obwohl der Adrenalinschub nach meiner kleinen Panik so langsam nachließ, machte es mir wenig aus im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn Johnny Ausraster gerade mehr als unangenehm gewesen war. Ich fühlte mich so stark wie nie zuvor. Ich war frei, frei mich zu entfalten und zu der zu werden, die ich sein wollte. Und meine Reise begann jetzt. Ich nahm etwas von meinem neuen Mut zusammen und ergriff die Hand meines Unterstützers. Seine Hand zu halten war, wie sich in eine kuschelige Decke zu hüllen und gleichzeitig so prickelnd wie eine Zauberkerze, bei der man fasziniert die Funken betrachtete.
"Ich bin übrigens Martha"
"Freut mich dich kennen zu lernen Martha, ich bin Harry."
Und auf einmal liebte ich mich und meinen Namen mehr als zuvor.
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As it was
FanfictionBegleite Martha und Harry auf eine Reise der Selbstfindung, Akzeptanz und der Liebe. Martha arbeitet als "Nanny" der kleinen Matilda und möchte endlich lernen sich selbst zu lieben. Harry befindet sich an einem Scheidepunkt seines Lebens und für...