And nothing really goes to plan

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Nach einiger Zeit merkte ich, wie die Drinks sich einen Weg durch meinen Körper bahnten und entschuldigte mich, um die Toilette aufsuchen. Mit Schwung stand ich vom Barhocker auf und merkte im selben Moment, dass meine Koordination dem Alkohol zum Opfer gefallen war. Wenn mich Harry nicht just in diesem Augenblick zu fassen bekommen hätte, wäre der Boden mein neuer Freund geworden. Ich begann unaufhaltsam zu kichern, wie ein kleines Schulmädchen. Jetzt wusste ich wieder warum Martha und Alkohol keine gute Kombination waren; sowas wie Selbstkontrolle kannte ich dann einfach nicht mehr.

"Jetzt hast du mich heute schon ein zweites mal gerettet. Möchtest du dir ein weiteres Standbein als Retter holder Jungfrauen aufbauen?" 

Wie zur heiligen Kröte war mir in den Sinn gekommen, dass eine Anspielung auf Jungfrauen ein gutes Gesprächsthema war?! Ich hofft er gewann jetzt nicht den Eindruck, dass man ständig auf mich aufpassen müsste, denn das konnte ich schon ganz gut alleine. Und bevor noch mehr Blödsinn aus mir heraussprudeln konnte, machte ich mich, bedachten Schrittes, auf den Weg zur Toilette.

Harry Pov

Anscheinend trank da jemand nicht so häufig Alkohol, aber ich rechnete ihr hoch an, dass sie in so einer Situation wenigstens über sich selbst lachen konnte. Ich ließ meinen Blick durch den sich leerenden Raum schweifen und war dankbar heute nicht abgelichtet worden zu sein. In der Zeit, die ich hier mit Martha verbrachte, hatte ich das Gefühl, dass meine Prominenz keine Rolle zu spielen schien. Ich vermutete stark, dass Martha nicht wusste wer ich im öffentlichen Leben war, die Alternative wäre, dass sie es wüsste und es einfach nicht erwähnte. Aber das kam mir schlicht zu merkwürdig vor. Jeden, den ich bisher getroffen hatte, und der sich meiner Berühmtheit bewusst war, konnte sich auch bei der besten Zurückhaltung nicht alle Fragen verkneifen. An sich war auch vollkommen okay, solange sie mich nicht ausschließlich als Promi betrachteten. Das brachte mir nämlich in den meisten Fällen eine Sonderbehandlung ein, die ich auch zu schätzen wusste, mich aber den größten Teil der Zeit einengte. Durch sie verlor man schnell den Bezug zur Realität, dem alltäglichen Geschehen und dem Leben der Menschen außerhalb dieser Blase.

Ich kannte Martha zwar erst ein paar Stunden und doch gab sie mir das Gefühl, dass ich okay war, so wie ich war. Ich brauchte mich nicht zu verbiegen und das löste in mir eine Leichtigkeit aus, die mich schweben lassen würde, wenn da nicht die Erdanziehung wäre.

Martha bahnte sich den Weg durch den Raum auf mich zu und so gab sie mir die Möglichkeit, sie noch einmal genau betrachten zu können. Ich konnte mir nicht erklären, wie ich sie im Sushi-Restaurant hatte übersehen können. Mein erster Eindruck, einer introvertierten Person wandelte sich zur Erkenntnis, dass Martha eine Frau der Kontraste war. Ihre Körpergröße in Kombination mit dem schönen und dennoch schlichten blauen Kleid ließ sie ruhiger aussehen als sie war. Die Stärke strahlte von innen heraus aus jeder Pore ihres Körpers. Sie machte den Eindruck geplant und methodisch vorzugehen, dabei war der ganze Abend in einer Spontanaktion geendet. Ihre Gedanken sprudelten wie Wasser aus einer Quelle aus ihr heraus und wirkten dabei mit Bedacht gewählt. Wenn sie einem zuhörte, war es nicht, als führte man einen Monolog. Sie konnte so aktiv zuhören, dass man sich allein schon durch ihre Anwesenheit verstanden fühlte.

"Ich weiß du hast mich heute schon zweimal gerettet aber ich habe die Haustürschlüssel nicht bei mir und komme so nicht ins Haus. Könntest du dir vorstellen mich nochmal zu dem Restaurant zu begleiten?" fragte Martha vorsichtig.

Ich bezweifelte, dass das Restaurant noch geöffnet hatte, aber ich wollte mir auch nicht die Chance entgehen lassen, noch mehr Zeit mit Martha zu verbringen. 

Anscheinend musste sie meinen zögerlichen Blick bemerkt haben und ergänzte: "Vergiss es einfach wieder.  Ähm.. Vielleicht läuft man sich ja noch mal über den Weg. Sag man doch so, oder? Also... Bis dann..., denke ich mal." 

Sie bewegte sich immer weiter Richtung Ausgang und schnell bezahlte ich die letzten offenen Drinks, bevor ich ihr nach draußen folgte. 

"Martha! Warte doch." Sie blieb auf dem Gehweg stehen und drehte sich zu mir um. "Natürlich begleite ich dich zum Restaurant, aber ich bezweifle stark, dass es noch geöffnet hat." Innerlich rang ich mit mir selbst. Die einfachste Lösung war, Martha mit zu mir zu nehmen, insofern sie den zustimmte. Doch dann würde ich ein Risiko eingehen müssen. Wenn sie bei mir übernachtete würde ich keine Gelegenheit mehr haben den Inhalt des Tütchens zu konsumieren. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt solange ohne das nächste High ausgekommen war. Welche Auswirkungen würde das auf mich haben? Andererseits war der Ganze bisherige Abend mit Martha ein einziges High für mich, wenn auch auf andere Art und Weise. Ich würde es wohl drauf ankommen lassen müssen, ungeachtet der Konsequenzen. 

As it wasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt