Martha Pov
„Da bist du ja endlich! Ich habe eine neue Rolle bekommen, aber heute wollten wir doch eigentlich Wunschtag machen. Ich hab mich schon so gefreut. Und diese neue Rolle ist ganz anders . Da muss ich weinen. Ich hasse weinen! Das ist alles so Blöd." schmollte Matilda und verschränkte ihre Arme miteinander.
„Bei der letzten Rolle hast du dich geärgert, weil sie zu langweilig war und nun scheust du dich vor der Herausforderung?" erwiderte ich verwundert.
„Da war ich ja auch nur eine süße kleine Schwester, die nichts gemacht hat, außer Fahrrad fahren und mit ihren Puppen spielen!" Matilda ließ sich in ihren großen hellblauen Sitzsack plumpsen.
„Sind das nicht eigentlich ganz normale Dinge für Kinder in deinem Alter?" fragte ich sie. Wenn Matilda so drauf war, kam man nur weiter, in dem man ihr Dilemma kleinteilig auseinandernahm und mit Logik an die Sache ging.
„Erstens bin ich nicht normal und zweitens..." sie stieß hörbar Luft aus. Unsicherheit lag in ihrem Blick und so zusammen gesunken wie sie auf ihrem Sitzsack saß, erkannte ich ihre unausgesprochene Angst. So selbstbewusst wie Matilda auch wirkte, war da immer ein Teil in ihr, dass ihr zuflüsterte nicht gut genug zu sein. Gleichzeitig machte ihr schwankendes Selbstwertgefühl sie aber auch zu dieser guten Schauspielerin, die immer versuchte ein Bild von sich aufrecht zu erhalten, das sie vor vermeintlichen Enttäuschungen und Misserfolg schützen sollte.
„Was ist, wenn ich es vermiese? Mum sagte, dass ich kurz davor stehe eine Hauptrolle in einer Serie zu bekommen und sie hat sich so sehr gefreut." Matilda wollte so unbedingt, dass ihre Mutter stolz auf sie war. Ich war mir sicher, dass ihre Mutter das auch war, auf ihre eigene verquere Weise. Nur war es eben nicht dasselbe, wie diese Worte ausgesprochen zu hören. Egal wie sehr ich versuchen würde Martha zu bestärken und emotional zu unterstützen sowie einfach für sie da zu sein, die Anerkennung einer Mutter konnte ich ihr nie bieten. Sie war so ein einzigartiges, wunderbares Mädchen und ich empfand vor allem Mitleid für sie und ihrer Mutter, dass sie nicht erkannten was sie für einander bedeuteten. Auch wenn das nicht helfen würde,denn sie würden beide immer bis zu einem gewissen Punkt abhängig von der Bestätigung anderer sein. So langsam gingen Matilda die Argumente aus und ich merkte, wie der Sturm ihrer Gefühle langsam abebbte.
Ich hockte mich zu ihr herunter, nahm ihre Hände in meine und schaute sie sanft an. „Ein schlauer Mensch hat mal gesagt, dass die Angst zu versagen ein Zeichen dafür ist, über die eigene Grenze hinauszugehen. Und genau das werden wir jetzt tun!"
„Wie? Soll ich jetzt heulen oder was?" kicherte Matilda, was mich zum schmunzeln brachte.
„Nein. Was machen wir zuerst, wenn du eine neue Rolle übernimmst?" fragte ich sie.
„Recherche." antwortete sie gelangweilt.
„Und wo trifft man auf weinende Kinder?" fragte ich sie und schon als ich das Aussprach runzelte ich meine Stirn. Diese Aussagen wollte nicht so Recht zu meiner Rolle als Erzieherin passen. Das brachte mich zum schmunzeln. Wenn man mit Kindern zusammenarbeitete ergaben bestimmte Sätze auch nur in der Situation mit einem Kind einen Sinn.
„Keine Ahnung." Matilda runzelte ihre Stirn.
„Als wir beschlossen haben, das heute Wunschtag ist, was hattest du da vor?" Ich versuchte ich sie mit der Nase auf die Lösung zu stoßen, was ihre Wünsche anging war sie leicht zu durchschauen.
„Ich wollte meinen Drachen ausprobieren und Eis essen und eine Flechtfrisur machen und einen Film schauen und..." zählte sie fix auf, als ich sie unterbrach.
„Okay, Okay. Ich habe verstanden, dass du für heute große Pläne hast." Freudig nickend bestätigte Matilda meinen Verdacht. Sie hatte sich aufgesetzt und hörte mir nun aufmerksam zu. „Ich schlage vor, wir erledigen die Dinge nacheinander. Zuerst machen wir direine hübsche Frisur, die Arbeit soll sich ja auch lohnen und will präsentiert werden! Und so wie ich dich kenne hast du schon eine genaue Vorstellung davon im Kopf." Ihre Augen blitzten. „Anschließend gehen wir in den Park, probieren deinen Drachen aus und treffen dort bestimmt auch auf andere Kinder. Mit ein bisschen Glück sehen wir da vielleicht auch jemanden weinen." Wer hätte gedacht, dass ich jemals darauf aus sein würde ein Kind weinen zu sehen, um ein anderes aufzumuntern!?
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As it was
FanfictionBegleite Martha und Harry auf eine Reise der Selbstfindung, Akzeptanz und der Liebe. Martha arbeitet als "Nanny" der kleinen Matilda und möchte endlich lernen sich selbst zu lieben. Harry befindet sich an einem Scheidepunkt seines Lebens und für...