Die Erde vor 2,5 Milliarden Jahren.
Gerade ging ein Krieg um die Vorherrschaft zu Ende. Der Sieger stand inmitten des Schlachtfeldes, das seine Krieger hinterlassen hatten. Ein grollendes Lachen entrann seiner Kehle.
Nur ein einziger Blutstropfen quoll aus der Wunde über seinem Herzen. Noch bevor dieser auf die Erde traf, verwandelte er sich in einen rubinroten Stein.
Ein Feind, der schwer verletzt zu Füßen des Siegers lag, und das beobachtet hatte, nahm sich des Steins an; wohl wissend, dass dieser noch von Nutzen sein könnte.
„Wie viele Freundinnen hattest du schon?", fragte ich grinsend. Tucker stand im Wasser. Hinter ihm rauschte der kleine Wasserfall, den er uns hatte zeigen wollen. Auf Tuckers gebräunter Haut hatten sich Wassertropfen gesammelt, die wie tausend Diamanten in der Sonne funkelten. Dakota stand neben ihm. Ihr kastanienbraunes Haar war von der Feuchtigkeit glänzend und glatt geworden. Sobald es wieder trocknete, würde es sich in eine wilde Korkenzieherfrisur verwandeln.
Ich unterzog den Freund meiner besten Freundin Dakota gerade dem Beste-Freundin-Test. Irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet, schließlich musste ich Dakota vor dem anderen Geschlecht schützen. Nicht ohne Grund hatte ich beschlossen, dass die Sache mit dem Freund nichts für mich war. Ich hatte jahrelang Väter kommen und gehen sehen und wusste genau, was eine kaputte Beziehung mit einem anrichten konnte.
„Lass mich mal nachrechnen", rief Tucker und versuchte, das rauschende Wasser hinter sich zu übertönen. Er zog eine Hand unter Dakotas Armen hervor und begann, an den Fingern abzuzählen.
Mir klappte der Mund auf. Nicht so viele!, dachte ich schockiert.
„Zwei", kam es endlich. „Eigentlich nur eine, denn die andere war meine Cousine und es war auch nur ein Kuss."
„Cousine? Kuss?", schnappte ich und wollte ihn gerade über die Folgen von Inzest aufklären.
„Ich konnte nicht widerstehen. Sie war einfach zu hübsch, und diese Lippen, so schön glänzend und noch ganz verklebt von Eis und Schokolade." Tucker grinste und Dakota schüttelte sich aus vor Lachen. „Ich war fünf und sie drei, aber es war die schönste Beziehung, die ich je hatte."
Dakota boxte ihm gegen die Schulter. „Das ist nicht wahr!"
Ich ließ mich zurück auf die kleine Picknickdecke fallen, die Tucker mitgebracht hatte, schnappte mir eins der Sandwiches, die Tucker gemacht hatte und zog die Möhren, die Tucker gestifftelt hatte, näher heran. Ich seufzte; dieser Junge war wirklich perfekt. Er hatte an alles gedacht, als er diesen Ausflug gestern geplant hatte. Und ich war dankbar, dass er auf diese Idee gekommen war, auch, wenn ich der Natur nichts abgewinnen konnte. Ich war kein Mensch, der wandern ging, auf Berge kletterte und in Wäldern herumstolperte. Doch dieses Mal machte ich eine Ausnahme. Ich hätte alles über mich ergehen lassen, wenn es mich nur weit weg von meiner Mutter brachte.
Erst vorgestern hatte meine Mutter mich mit der Entscheidung überrascht, dass wir zu meinen Großeltern ziehen würden. Schon wenige Augenblicke später saßen wir im Auto, hinter uns der Anhänger mit unseren wenigen Habseligkeiten – meine Mutter achtete immer darauf, dass wir nicht zu viel anschafften, damit wir schnell packen und flüchten konnten – und die funkelnden Lichter von Los Angeles bei Nacht. Vor uns die stundenlange Fahrt nach Vallington, der Kleinstadt am Ende der Welt, aus der wir geflohen waren, als ich zwei war.
Die ganze Fahrt über hatte ich kein Wort mit meiner Mutter gewechselt. Ich hatte es so satt, dass ihre kaputten Beziehungen uns immer wieder dazu zwangen, umzuziehen, alles aufzugeben. Aber zumindest waren wir bis jetzt immer in Los Angeles geblieben. Und in den letzten Jahren konnte ich mich endlich soweit durchsetzen, dass ich auf der Glendale High bleiben durfte. Ich kann mich nicht erinnern, wie oft ich schon die Schule hatte wechseln müssen, wie oft ich Freunde verloren hatte, wenn meine Mutter mal wieder eine Beziehung beendet hatte. Gab es überhaupt einen Teil von Los Angeles, in dem wir noch nicht gewohnt hatten?
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Vampirblut
خيال (فانتازيا)»Plötzlich war der Mann, den ich liebte, eine Bestie und ich die Einzige, die ihn aufhalten konnte.« Josie hat sich selbst noch nie als Teil der indianischen Legenden ihrer Großmutter gesehen. Daran ändern auch die Albträume nichts, die die Siebzehn...