Dakota betrat an der Seite von Tucker die Bibliothek. „Ich hoffe wir stören nicht", sagte sie zwinkernd. „Wusstest du das deine Klingel nicht geht?", verkündete sie an William gerichtet.
„Ja, wusste ich. Das Klingeln tut meinen Ohren nicht gut. Außerdem habe ich hier eher selten Gäste. In letzter Zeit bedauerlicher Weise häufiger", fügte er leise murmelnd hinzu, sodass es wohl nur für meine vampirischen Ohren bestimmt war. „Wissen sie, was ich bin?", flüsterte er in meine Richtung.
Ich nickte und flüsterte tonlos: „Dakota weiß es."
„Ich hoffe wir stören euch nicht bei etwas Wichtigem", sagte Dakota und grinste mich breit an. „Wir wollten nur mal nach dir schauen, Josie. Man was für eine Büchersammlung", sagte sie erstaunt. „Wie alt bist du eigentlich, William?"
„Zwanzig", gab William etwas mürrisch zur Antwort.
„Ja, hab ich mir gedacht, aber wie alt bist du wirklich?"
„179."
„Dafür hast du dich wirklich gut gehalten." Tucker, der bisher geschwiegen hatte, war nun näher gekommen, achtete aber auf genügend Abstand zwischen sich und William.
„Ich wurde 1830 in London geboren. Damals waren Frauen noch etwas zurückhaltender als heute", sagte er an Dakota gerichtet. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Damals liefen Frauen auch noch von Kopf bis Fuß in Stoff gehüllt herum", zischte Dakota zynisch.
„Stimmt. Das waren weitaus leichtere Zeiten für einen Mann."
Tucker prustete los. „Das glaub ich gerne."
„Also, was treibt ihr zwei hier? Deine Mutter meinte, dir geht es noch nicht so gut. Der Motorradunfall hätte dich wohl doch mehr mitgenommen, als anfangs gedacht", sagte sie und zwinkerte.
„Nun ja, ehrlich gesagt, habe ich ziemlich Kopfschmerzen." Und das war nicht gelogen. Meine neue Hörfähigkeit beanspruchte nicht nur meine Ohren sehr, nein auch mein Kopf dröhnte unablässig.
„Oh, tut mir leid. Jetzt erzählt mal, was ist denn nun wirklich passiert?"
Ich hatte Angst, William könnte zu früh etwas von meinen neuen Fähigkeiten erzählen, deshalb beeilte ich mich, ihm vorweg zu kommen. „Viel gibt es da nicht zu erzählen. Die Vampire haben mich in eine Höhle gebracht, zu ihrem Meister. Ein Dämonengott namens Echnaton. William kam und hat mich befreit. Das war es schon", ratterte ich schnell runter.
„Was wollte der Kerl von dir?", mischte sich Tucker in das Gespräch, immer noch etwas entfernt von uns.
„Eigentlich wollte er nichts von mir. Er dachte, er kommt über mich an William ran."
„Das versteh ich nicht. Du kanntest William doch gar nicht?"
„Du hast es ihm nicht erzählt?", wollte ich von Dakota wissen.
„Was erzählt?", hakte Tucker nach.
„Och, nix weiter. William hat Josie schon einmal aus den Fängen eines Vampirs gerettet. Ich wusste schon früher, dass es sie gibt, schon vor gestern Abend. Josie hat es mir erzählt, aber ich wollte nicht, dass du mich für verrückt hältst. Außerdem wollte ich nicht, dass du dir wegen der Sache Vorwürfe machst, schließlich hast du ja darauf bestanden, Josie nach dem Fest nach Hause zu bringen", rasselte Dakota runter, ohne Luft zu holen. Ein deutliches Zeichen für ihr schlechtes Gewissen. Dakota biss sich auf die Unterlippe und zog die Schultern hoch.
Tucker nickte nur und überging das eben Gehörte, wohl, um Dakota noch einmal darauf anzusprechen, wenn sie alleine waren.
Ich zog die Stirn kraus, um Dakota zu zeigen, dass wir da wohl beide einen Fehler gemacht hatten, schließlich hatte ich sie darum gebeten, es für sich zu behalten. Tucker hätte die Wahrheit aber verdient gehabt. „Ich habe sie darum gebeten, es geheim zu halten. Also, eigentlich war es meine Schuld", sagte ich und machte einen Schmollmund.
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Vampirblut
Fantasi»Plötzlich war der Mann, den ich liebte, eine Bestie und ich die Einzige, die ihn aufhalten konnte.« Josie hat sich selbst noch nie als Teil der indianischen Legenden ihrer Großmutter gesehen. Daran ändern auch die Albträume nichts, die die Siebzehn...