Ich stand da, zur Salzsäule erstarrt. Meine Knie zitterten und mein Herz schlug so heftig, dass es ein Lächeln auf seine Lippen zauberte. „William?" Ich entzog David meine Hand und wollte auf ihn zulaufen, doch er wich vor mir zurück.
„Bleib", sagte er.
Ich blieb stehen. „Wo ... wo warst du?", flüsterte ich, heiser vor Aufregung.
„Lass uns das später besprechen", sagte William ernst. Seine Stimme klang angestrengt. Sein Gesicht eine eiserne Maske, aus der ich nicht lesen konnte, aber er war so schön, wie ich ihn in Erinnerung behalten hatte, und noch viel schöner.
„Ist er das?", wollte David wissen.
„Ja", flüsterte ich ohne den Blick von William zu nehmen.
„Bist du wieder ok?", fragte ich William.
„Soweit man das sagen kann."
Wieder versuchte ich mich langsam auf William zu, zu bewegen. Und wieder wich dieser vor mir zurück. „Wann wollen wir reden?"
„Später. Alleine."
Williams ganze Haltung strömte Abweisung aus und schmerzte mich. Ich hatte gedacht, wenn ich ihn wieder sehen würde, wäre ich unglaublich erleichtert, froh, dass er wieder bei mir wäre, aber jetzt, war ich nur unsicher und enttäuscht.
„In meinem Zimmer. Noch heute", flüsterte ich so leise, dass es nur William hören konnte.
William nickte, dann verschwand er in der Dunkelheit. Wurde Eins mit den Schatten der Bäume.
Einen Augenblick stand ich noch da, ohne mich zu bewegen. Ich traute mich nicht, durch die Nase zu atmen, damit ich Williams Duft nicht wahrnehmen musste und dieser in mir das brennende Verlangen nach ihm wachrufen konnte.
„Alles in Ordnung?", fragte David, der nun wieder neben mir stand.
„Ja. Ich muss nach Hause", sagte ich kalt. Jetzt wo William wieder da war, wollte ich nicht eine Sekunde länger ohne ihn sein.
„Ich bringe dich."
„Das ist nicht nötig."
„Ich bestehe darauf."
Ich nahm denselben Weg in mein Zimmer, den ich auch herausgenommen hatte. Nervös lief ich auf und ab. Immer wieder starrte ich auf die Uhr über meinem Schreibtisch. Träge langsam bewegten sich die Zeiger über das Zifferblatt. Ich war gerade einmal fünf Minuten zu Hause und mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Aufgeregt wartete ich auf William. Hin und her gerissen zwischen der Hoffnung und der Angst, ob er kommen würde oder nicht.
So lange war er weg gewesen. Und jetzt, da er wieder hier war, hatte ich Angst. Große Angst, dass er es sich anders überlegt hatte. Dass er nicht kommen würde. Mich wieder alleine zurücklassen würde.
Vorsorglich hatte ich eine Menge Deo an mir und in meinem Zimmer verteilt, damit es William leichter haben würde, in meiner Nähe zu sein. Jetzt musste ich andauernd niesen, denn auch für mich war dieser aufdringliche Duft des Deos nicht leicht zu verkraften.
Dann spürte ich einen Windhauch, ich wandte mich in die Richtung um und er stand vor mir am Fenster. „Was hast du gemacht?"
„Ich dachte, dann fällt es dir leichter hier zu sein", sagte ich erleichtert, dass er endlich da war. Er war wirklich da. Hier bei mir. Endlich würde alles gut werden.
William lachte. „Danke."
„Bist du jetzt wieder zurück?"
„Ich versuche es", sagte William.

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Vampirblut
Fantasy»Plötzlich war der Mann, den ich liebte, eine Bestie und ich die Einzige, die ihn aufhalten konnte.« Josie hat sich selbst noch nie als Teil der indianischen Legenden ihrer Großmutter gesehen. Daran ändern auch die Albträume nichts, die die Siebzehn...