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Nachdem ich am Abend ausgiebig unter meiner Dusche gestanden hatte und den Tag noch einmal Revue passieren ließ, überraschte mich William – wie immer unangemeldet - in meinem Zimmer.

„Was machst du hier?", fragte ich ihn erstaunt, als ich aus dem Bad kam.

„Auf dich aufpassen. Ich hab doch versprochen, ich lasse nicht zu, dass dir was passiert."

„Ich verstehe nicht, wie du das meinst?"

„Nachdem du entführt wurdest, der Vampir heute bei mir zu Hause ... Ich habe einfach das Gefühl, wir sollten uns nicht mehr trennen. Das wäre sicherer für dich." Langsam kam er auf mich zu.

Ich starrte ihn noch immer verwirrt an. Ich verstand nicht, worauf er hinaus wollte. „Nicht mehr trennen? Was heißt das?"

„Dass ich in deiner Nähe bleiben werde. Ich lasse dich nicht mehr aus den Augen. Ich werde heute Nacht von deinem Garten aus, dein Haus beobachten. So kann ich auch gleich Dakota im Auge behalten", sagte er lächelnd.

Ich runzelte die Stirn. „Ist das dein Ernst? Du willst die ganze Nacht dort draußen stehen, wie auf dem Präsentierteller, um auf uns aufzupassen? Und was ist mit dir? Du schwebst genauso in Gefahr", fuhr ich ihn an. „Kommt gar nicht infrage. Wenn du auf mich aufpassen willst, kannst du das von hier tun."

„Und was ist mit Dakota?" Er zog mich in seine Arme und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. „Ich bin sicher, auch sie schwebt in Gefahr."

„Dakotas Fenster ist genau gegenüber. Es ist offen, wie meins. Mit unserem Gehör sollten wir mitbekommen, wenn etwas nicht stimmt", gab ich flüsternd zurück, denn meine Stimme hatte versagt. In seinen Armen wurde ich immer zu weichem Wachs.

„Bist du sicher?"

Ich nickte.

William hob mich auf seine Arme und ließ sich mit mir in den Sessel, in der Ecke meines Zimmers fallen. Das Ganze ging so schnell, dass ich nicht einmal Luft holen konnte, während er mich von einem Ende meines Zimmers zum anderen trug.

Erschrocken starrte ich ihn an. Mein Puls rauschte mir in den Ohren und ich war sicher, auch er spürte die Aufregung in mir, die seine körperliche Nähe in mir auslöste. Angestrengt versuchte ich, ein Zittern zu unterdrücken, so sehr kribbelte es in meinem Körper.

William legte mir einen kalten Finger unter das Kinn. „Keine Angst, ich tue dir nicht weh", flüsterte er, bevor er ganz langsam seine Lippen auf meine senkte. Wundervolle, weiche, kühle Lippen.

In meiner Brust bildete sich vor Aufregung ein Knoten. Ich schlang ihm meine Arme um den Nacken und erwiderte seinen Kuss, erst sanft dann immer eindringlicher.

Ich hatte mir bisher nie viele Gedanken über das Küssen gemacht, aber jetzt wo William mich küsste, bereute ich fast, dass ich eine Sache die so aufregend und schön war, solange nicht beachtet hatte. Vielleicht lag es an William, vielleicht aber auch war das Küssen im Allgemeinen eine unglaubliche Erfahrung, auf jeden Fall beschloss ich, William ab sofort, so häufig wie nur möglich zu küssen.

Ich wäre gerne die ganze Nacht so sitzen geblieben. William so nah bei mir haben zu können, und das ganz für mich allein, ich konnte mein Glück nicht fassen. Womit hatte ich es verdient, von solch einem Mann geliebt zu werden?

Ich genoss es, meinen Kopf an seine muskulöse Brust zu lehnen, dem Heben und Senken zu lauschen und seinen wundervollen süßen Honigduft tief einatmen zu können. Es war ein perfekter Abend und für einen kurzen Moment konnte ich das drohende Gewitter über unseren Köpfen vergessen.

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