17.

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Graves? Da klingelte was bei mir. Sobald der Name gefallen war, begannen einige meine Mitschüler zu tuscheln. Daraus war zu schließen, dass der Name Graves tatsächlich bekannt sein musste. Den Jungen neben mir schien die Reaktion der Anderen nicht zu stören. Wahrscheinlich kannte er das schon.
"Heute werden Sie lernen, wie man seinen Zauberstab in einen anderen Gegenstand verwandelt - selbstverständlich nur vom Aussehen. Sollten Sie sich beispielsweise in der Nähe von Muggeln befinden, ist es umso wichtiger, ihre Zauberstab unkenntlich zu machen. Ich werde Ihnen den Zauber kurz vorführen. Genaueres lesen Sie bitte in ihren Büchern. Für die Schüler die neben einem der neuen Schüler sitzen: Bitte teilt eure Bücher."

McGonagall's Zauberstab verwandelte sich in einen Regenschirm und danach in einen Gehstock. Der Unterschied zu einem echten Gehstock war überhaupt nicht zu erkennen.
Ohne lange zu überlegen schob ich mein Buch in die Mitte und schlug die entsprechende Seite auf. Graves begann sich die Seite schweigend anzusehen. "Mr. Dumbledore ?" McGonagall stand vor meinem Tisch. "Da ich weiß, dass Sie und Mr. Graves keine Probleme mit solchen Zaubern haben, bitte ich Sie darum, beide Varianten auszuprobieren. Sobald Sie dies geschafft haben, können Sie versuchen die Farben und Motive zu ändern. Natürlich gibt es Punkte sollten Sie dies schaffen." Sie brach bewusst leiser, damit die Aufmerksamkeit nicht auf uns gerichtet war. Mit einem Nicken gab ich ihr zu verstehen, dass ich es versuchen werde.

"Du heißt Dumbledore? Wie dieser Professor?" Ich schätze das war's dann mit dem Versuch unbemerkt zu bleiben. "Richtig, ich bin sein Sohn." Prüfend blickten diese braunen, fast schwarzen Augen in meine. "Lass mich raten, du bist deshalb der Überflieger und jeder will was von dir?" In welcher Welt lebt der denn. "Falsch, das genaue Gegenteil ist der Fall. Hast du nicht gehört das man mich besser meidet? Sonst gehe ich noch zu Daddy petzen." Minimal zuckten seine Mundwinkel nach oben. "Dann muss ich mich wohl benehmen. So ein Mist aber auch." Die Worte waren spaßig gemeint, doch sein Ton blieb ernst. Irgendwie war er mir sympathisch.

"Hast du so einen Zauber denn schonmal versucht?" 

"Versucht nicht, aber schon oft gesehen. Mein Vater wendet ihn hin und wieder an, wenn er irgendwohin muss."

Sein Vater? Er hatte also mit Muggeln zu tun? "Ist dein Vater ein Mitarbeiter einer Bank oder des Ministeriums? Für gewöhnlich meiden Zauberer ja die Muggel." Wie zuvor guckte er bei dem Wort Muggel etwas irritiert. "Du meinst die NoMaj und ja, mein Vater arbeitet für das Ministerium, genauso wie meine Mutter." Jace stammt also aus einer Ministeriumsfamilie. "Klingt interessant. Ist dein Vater denn Auror?" Skeptisch zog Jace seine Augenbrauen zusammen. "Meinst du die Frage gerade ernst?" Sollte ich das etwa nicht? "Der Name Graves sagt mir etwas, aber ich kann ihn nicht zuordnen. Wenn es dir zu persönlich wird, musst du natürlich nicht antworten." Tatsächlich schien er kurz zu überlegen. "Mein Vater ist Direktor des MACUSA und das schon seit vielen Jahren. Liegt quasi in der Familie."

Unglaublich. Die Position des Direktors war unglaublich wichtig. Im Fall der Fälle kann dieser sogar den amerikanischen Präsidenten vertreten. Soweit ich wusste, hatte Amerika zur Zeit eine Frau als Präsidentin. Das kam zum ersten Mal vor. "Da hast du tatsächlich gute Vorraussetzungen. Ich kenne den Zauber auch nur von meinem Vater." Nur das mein Vater ihn nicht nur für seinen Zauberstab benutzte. Das konnte ich natürlich nicht sagen.

"Wie heißt du eigentlich?"

"Mh? Oh, Aydan Noé, aber Aydan reicht völlig aus."

"Jace."

Ungewollt schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Bei ihm hatte ich ein gutes Gefühl. Die Aura die er ausstrahlte war interessant und er machte mich neugierig. Bis jetzt war er der Erste bei dem es mir so ging. Liebend gern würde ich mehr über ihn erfahren, aber bei meinem Glück würde er sich nach dieser Stunde nicht mehr bei mir blicken lassen.

*

Nach 30 Minuten hatten wir alle Variationen ausprobiert. Zum Schluss haben wir den Stab sogar in eine Handtasche verwandeln können. Hatte man den Dreh einmal raus, war es einfach. Das einzige was man benötigte war der entschlossene Wille und genug Vorstellungskraft. Simple, sag ich ja. Keine Ahnung warum die Meisten es hier nicht hinbekommen. Der Zauber war nicht besonders schwer.
"Du bist ja auch Slytherin... Kannst du mir vielleicht den linken Schlafflügel zeigen?" Das war mein Flügel. "Sicher doch, aber haben deine Mitschüler nicht schon ihre Betten bezogen?" Schulterzuckend blätterte er durch das Buch. "Die sind im mittleren und rechten Flügel. Ich bin der einzige im Linken." Was ein Zufall. Komischerweise störte mich der Gedanke mit ihm ein Zimmer zu teilen, ganz und gar nicht.

"Worin liegen deine Stärken?"

"Ich denke ich bin in allem ganz gut. Du?"

Graves grinste kurz. "Geht mir genauso. Meine Mutter ist nicht gerade auf die Füße gefallen was Magie angeht und mein Vater erst recht nicht." Ihm schien es angenehm zu sein, dass ich mir unter seinem Vater nicht viel vorstellen konnte und ihn demnach nicht wie den Direktor persönlich behandelte. Mir ging es quasi genauso, nur das ich unbeliebt war, während er der totale Überflieger war. "Was ist mit deinen Eltern? Dein Vater war immerhin in aller Munde. 'Der Große Held der Zaubererwelt', als den sehen ihn noch heute viele. Muss toll sein." Seinem Blick nach zu urteilen testete er mich mit diesen Fragen. "Toll ist es keineswegs. Egal was man macht, immer eilt mir der Name 'Dumbledore' voraus. Außerdem vergleichen mich alle mit ihm. Manchmal wünschte ich, er wäre ein ganz normaler Zauberer."

Die Antwort schien ihn zu überraschen. "Stimmt, das kenne ich. Da mein Vater der Direktor ist, vergleicht mich jeder mit ihm. Nur wegen meinem Nachnamen öffnen sich viele Türen und Leute sind nett zu mir, obwohl sie mich überhaupt nicht kennenlernen wollen. Ich hasse falsche Freundlichkeit." Jace war wirklich ehrlich. Auf den ersten Blick habe ich ihn nicht so eingeschätzt. Ehrlich gesagt dachte ich war er einer, der sich auf sein Aussehen etwas einbildet. Wie falsch der erste Eindruck doch sein konnte. "Sag Mal, dein Vater... Wie ist der so?" Für gewöhnlich fragten die Leute mich nur, was mein 'Vater' so mochte und wie man sich am besten bei ihm einschleimen konnte. "Nett? Ich weiß nicht. Er ist sehr bemüht anderen Menschen zu helfen, egal welcher Herkunft."

Zufriedenstellend war meine Antwort wohl nicht, doch er beließ es dabei. "Er hat also Grindelwald besiegt, ja? Ist er ohne Verletzungen davon gekommen? Soweit ich weiß hat Grindelwald ihn immerhin entführt und gefangen gehalten." Seine Fragen waren merkwürdig direkt. "Warum willst du sowas wissen?" Ich war nicht auf den Kopf gefallen. Das diese Fragen gegen den Himmel stinkten konnte jeder dumme Bergtroll riechen.
"Interesse. Das ist alles." Interesse, my ass. "Du redest von falscher Freundlichkeit und doch machst du dasselbe. Du regst dich über Menschen auf die lieb zu dir sind da sie einen guten Eindruck bei deinem Vater haben wollen, doch du machst gerade genau dasselbe. Du warst nett zu mir weil du bestimmte Infos über ihn herausfinden willst." Ich wusste es. So war es immer.

Schnurstracks packte ich meine Sachen ein. "Der Unterricht ist beendet. Ich zeige dir den Schlafsaal nach dem Abendessen. Ich hab jetzt noch was zu erledigen."
Enttäuscht verließ ich den Klassenraum. Das es nicht normal war, dass er sich so verhielt war klar, doch das es wieder nur um Mom ging... Warum sahen die Leute mich nicht als eine eigene Person an.

When History Is Rewritten: 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt