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Aufgrund des Vorfalls konnte ich die letzten Stunden schwänzen. Mom hat angeboten, das Training wieder aufzunehmen, was mich total gefreut hat. Eine Sache ging mir nur noch immer nicht durch den Kopf. JACE'S MUTTER WAR DIE PRÄSIDENTIN! Das wollte er mir wohl sagen, bevor er Sarah gesehen hat. Seine Familie ist wirklich unglaublich. Der Vater war Direktor und Reinblut und seine Mutter war eine Muggelgeborene und Präsidentin. Diese Konstellation klingt wie aus einem Roman. Meine kann man auch mit einem Roman vergleichen, nur das wir wohl die Schurken wären. Wenn das nicht Ironie war.

Da ich keinen großen Appetit hatte, lief ich direkt in meinen Schlafsaal. Wenn man zu Mittag ordentlich aß, konnte einem das Abendessen gestohlen bleiben. Nur eine Mahlzeit am Tag zu haben, war außerordentlich praktisch und verstörend zugleich. Nie hätte ich gedacht, dass mir das passieren würde.
Zum Glück konnten Mom und ich uns aussprechen. Alles was ich jetzt wollte, war eine kalte, erfrischende Dusche.
In meinem Zimmer angekommen, zog ich mich aus und wickelte mir ein Handtuch um. Jace würde wahrscheinlich noch beim Abendessen sitzen. Bis er zurück kommt, wäre ich fertig.

Gedankenverloren betrat ich das Bad und merkte erst das etwas schief lief, als es zu spät war. Vor mir, in einer der Gemeinschaftsduschen, stand Jace und sah mich leicht erschrocken und etwas verwirrt an. Wie ferngesteuert wanderte mein Blick..STOPP! Nichts da.
Beschämt drehte ich mich um. Verdammt war das peinlich! Mein ganzes Gesicht brannte und das nicht nur vor Scham. "Aydan, ich dachte du wirst nach deinem Gespräch zum Abendessen gehen?" Ha, zwei Dumme ein Gedanke, huh? "Die Vier haben also schon erzählt, dass ich ein Gespräch mit Dumbledore habe?" Nur mühsam schaffte ich es in meiner Stimme Ruhe zu bewahren. Innerlich explodierte ich beinahe.

Panisch stellte ich fest, dass das Wasser abgedreht wurde und nasse Fußtappsen auf mich zuzukommen schienen. Mein Rücken, welcher zu Jace gedreht war, spürte jeden näherkommenden Schritt wie kleine Nadeln, die sich in meine Haut bohrten. "Haben sie, in der Tat. Deine Freundin hat sie jedoch erfolgreich still gestellt. Das war ihr Glück, sonst hätte ich es getan." Schmeichelnd, aber meine Gedanken waren im Moment echt woanders. "J-Jace, tut mir leid das ich einfach so ins Badezimmer geplatzt bin. Ich habe nicht mitbekommen das du hier bist." Mit Erleichterung stellte ich fest, dass er wenige Schritte hinter mir zum stehen kam.

"Sag Mal, hast du noch nie einen Jungen nackt gesehen, oder bin ich dir zu hässlich? Warum guckst du mich nicht an?" Ist er jetzt völlig übergeschnappt?! "Du bist nackt!D-das ist privat." Hinter mir war ein sanftes Lachen zu hören. Morgana, sein Lachen war wunderschön. Jedes Mal aufs neue ließ es mein Herz schneller schlagen. Glücklicherweise lachte er nicht allzu oft, sonst wäre ich wohl tot. "Ach echt? Das ist mir nicht aufgefallen." Machte er sich etwa über mich lustig?
Bevor ich protestieren konnte, drehte er mich an den Schultern herum und küsste mich. Ich wiederhole es echt nur noch ein Mal: Dieser Junge bringt mich noch um!

Nach geschlagenen Minuten gab ich endlich nach und erwiderte den Kuss, wenn auch total verlegen. Unbeholfen ließ ich meine Hände bei mir. Würde ich ihn so anfassen, wäre das gewiss komisch. Jace schien nicht so zu denken. In dem Moment, als er den Kuss vertiefte und ich seine Zunge spürte, zog er mich plötzlich an sich. Durch die Bewegung löste sich das Handtuch um meiner Hüfte und fiel zu Boden. Jetzt standen wie beide völlig schutzlos im Bad und taten nichts besseres, als uns gegenseitig die Zunge in den Hals zu schieben. Was ist nur aus mir geworden?
"J-Jace.." Behutsam schob ich ihn wenige Zentimeter von mir. "Was hast du? Stört es dich?"

Merlin, ich würde mich selbst mit dem Cruciatus belegen, sollte mich ein Kuss von ihm je stören! "Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen", nuschelte ich. "Aydan, in Ilvermorny haben wir auch Gemeinschaftsduschen. Du bist nicht der Erste der mich nackt sieht. Obwohl - du bist der Erste der mir etwas bedeutet und mich nackt sieht - was übrigens auf Gegenseitigkeit beruht." Auf Gegenseitigkeit? MEIN HANDTUCH! "Dein Gesicht müsstest du Mal sehen. Jetzt ist es wenigstens fair", scherzte Jace total gelassen. Seine Ruhe war zu beneiden. Sarah meinte, dass Amerikaner von Geburt an offener waren als Briten. Jetzt wusste ich, was sie damit gemeint hat.

Nahezu liebevoll griff Jace nach meiner Hand, während sich seine andere testend auf meine Brust legte. Das erwartete unangenehme Gefühl blieb aus. Seine Berührungen schienen mich wirklich nicht zu stören, ganz im Gegenteil. Vorsichtig, um mich scheinbar nicht zu verschrecken, fuhr er die Konturen meiner Muskeln nach. "Du bist wirklich hübsch, weißt du das?" Das musste er gerade sagen. Fasziniert beobachtete ich seine Mimik. "Witzig, genau dasselbe wollte ich zu dir sagen." Nun ließ auch ich mutig meinen Blick wandern. Sein Hautton war etwas dunkler als meiner, aber ansonsten war sein Körper makellos.

Bis auf das Schönheitsfleck an seiner Wange, hatte er keinerleich sonstige 'Hexenmale'. Jace war wunderschön. Offenbar trainierte auch er hin und wieder, zumindest deutete seine Figur darauf hin. Langsam, als könnte ich ihn verletzen wenn ich ihn berühren würde, strich ich über die Muskeln an seinem Arm. Dieses merkwürdige Kribbeln kehrte zurück und jeder Bereich meines Körpers, der von ihm berührt wurde, brannte sehnsüchtig. Nicht nur mein Körper brannte, auch mein Herz. Je näher wir uns kamen, desto weniger wollte ich ihn wieder verlieren. Das mit Jace war etwas ganz Besonderes und das würde ich nie wieder finden, da war ich sicher. Vielleicht war es wie mit meinen Eltern - eine Art Seelenverwandtschaft?

Mutig legte Jace eine Hand auf meine Hüfte. Sofort bekam ich Gänsehaut. An der Stelle wurde ich noch nicht von einem Fremden berührt, schon gar nicht ohne das eine Lage von Stoff dazwischen war.
Sein Kopf kam immer näher, doch kurz vor meinem Mund legte er ihn etwas seitlich und begann, zarte Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Diese Geste reichte aus, um mir den Verstand zu nehmen.
Geschickt küsste er sich einen Weg entlang, bis er eine Stelle traf, die mir ein leises Keuchen entlockte. War mein Hals schon immer so empfindlich? Hatte jeder Mensch dieses Problem?

So scharfsinnig wie Jace war, hatte er den Punkt augenblicklich bemerkt. Von jetzt an, widmete er seine gesamte Aufmerksam dieser einen Stelle. Immer und immer wieder küsste er darüber. Ab und an schien er daran zu saugen, was mir jedes Mal ein peinliches Geräusch entlockte. "J-Jace, was machst du da?" Offenbar machte er sowas nicht zum ersten Mal.
Auf meine Frage bekam ich keine Antwort. In der nächsten Sekunde spürte ich, wie er an dieser empfindlichen Stelle knabberte und dann wieder saugte. So ging es immer weiter und bei jedem Mal, wurde es stärker.
Beschämt entkam mir ein Stöhnen, welches ich nicht zurückhalten konnte.

Mit seiner Tat zufrieden löste sich Jace von meinem Hals. Mein Verstand war total benebelt. Für mich gab es im Moment nur eines: Ihn. Ich wollte ihn bei mir haben und Merlin, ich wollte das er niemals aufhören würde, mich zu berühren.
Kaum trafen sich unsere Augen, prallten unsere Lippen auch schon zusammen. Stürmisch erkämpfte er sich die Oberhand, sodass mir nichts weiter blieb, als meine Arme um ihn zu legen und den Kuss nach besten Kräften zu erwidern.

Erst als wir beide Sauerstoff brauchten, brach der Kuss. "Scheiße, du bist wie eine Droge, Dumbledore. So hab ich mich bei noch keinem anderen meiner Partner gefühlt." Die letzten Worte stachen wie ein Dolch in mein Herz. Jace tat all das hier also wirklich nicht zum ersten Mal. Insgeheim habe ich das schon vermutet, aber enttäuschend war es dennoch. Auf unerklärliche Weise wollte ich, dass ich sein Erster war. "Ich verdrehe dir also den Kopf?" Grinsend hob er meine Hand an und begann, federleichte Küsse auf meine Haut zu drücken. "So sehr, dass ich glaube, dass in dir die Gene einer Veela sind." Prompt kroch die nächste Welle von Röte in mein Gesicht. Wie man Komplimente machte, wusste er. "Dann sind wir wohl auch in dem Punkt quitt."

Lachend widmete er sich meinen Fingern. Jeder einzelne bekam mindestens einen Kuss aufgedrückt. "Dann kann ich nur beten, dass du nicht die Krallen ausfährst, sollte ich dich je wütend machen." Nun musste auch ich lachen. Was ein Idiot.
Aber genau dieser Idiot hatte es geschafft, dass ich mich so wohl wie noch nie fühlte und das in einer Situation wie dieser. "Ich glaube die kalte Dusche kann ich jetzt unglaublich gut gebrauchen."

When History Is Rewritten: 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt