7.

192 16 0
                                    

Der Abend kam schneller als erwartet. Die restlichen Stunden waren ereignislos und zogen sich wie Kaugummi in die Länge.
Eine Elfe hat mich informiert, dass ich zum Abendessen nicht in die Große Halle muss, sondern das meine Mutter schon etwas für uns vorbereitet hat. Umso besser. Ein entspanntes Abendessen, wobei ich nicht viel Lust auf ein  Gespräch habe. Worum es ging konnte ich mir schon denken.
Vor dem Büro angekommen klopfte ich kurz bevor ich eintrat. Sobald die Tür geöffnet war, kam mir ein angenehmer Geruch entgegen. Es roch nach Pancakes. Ich liebte diese süßen Dinger, genauso wie Mom.

"Aydan, schön das du dran gedacht hast. Setz dich doch zu mir." Als ob ich es vergessen würde, wenn du selbst eine Elfe auf mich ansetzt.
Wie er es mir angeboten hatte, setzte ich mich ihm gegenüber. "Wofür das alles? Soweit ich weiß sollte es heute Abend keine Pancakes geben." Er wollte definitiv über dieses Thema reden. "Ach, mir war einfach danach. Dein Vater beschwert sich immerhin ständig, dass ich mich zu ungesund ernähre." Zum Ende hin verdrehte er die Augen. Paps war definitiv kein Fan von Süßigkeiten. Immer wieder schnappte er sich ein paar von den Zitronendrops, damit Mama und ich nicht die ganze Packung alleine essen. Mit gehangen mit gefangen.

Zufrieden machte ich mich über das Abendessen her. Solange es ruhig war musste ich die Zeit genießen um entspannt essen zu können. Die Pancakes schmeckten super. Am liebsten würde ich mich nur davon ernähren.
Zu meinem Glück wartete Mom noch bis nach dem Essen mit dem Gespräch. Kaum waren wir fertig, verschwanden die Teller automatisch vom Tisch. "Aydan, du kannst dir gewiss denken worum es geht?" Natürlich konnte ich das. So schwer war es auch nicht zu erraten. "Richtig. Es geht um den Irrwicht nehme ich an?" Volltreffer. "Unter anderem. Kannst du mir etwas dazu sagen?" In seinem Blick lag Besorgnis. Ich liebte ihn über alles, immer versuchte er, mir alles Recht zu machen, auch wenn das nicht immer einfach war.

"Ich war auch überrascht. Ich habe mir nichts als meine größte Angst vorstellen können. Das ich meine größte Angst bin fühlt sich komisch an", gab ich zu. "Mom, ich habe Angst. Angst, dass mir dasselbe passiert wie dir und Vater. Ich will nicht aufgrund meines Verstandes die selben Fehler machen wie ihr, ich will nicht so werden wie Vater.." Plötzlich brach es aus mir heraus. Der ganze angestaute Druck in mir, meine Befürchtungen, alles kam hoch. "Was wenn ich genauso korrupt werde?"
Sofort zog er mich an sich. Seine Arme drückten mich an seine Brust und seine Wärme beruhigte mich etwas. Ich fühlte mich wie zu Hause. "Mein armer Engel." Liebevoll strich er durch mein Haar. "Hast du mir deshalb nicht gesagt, dass du unausgesprochene Zauber schon beherrscht?"

Am liebsten würde ich überhaupt nicht auf diese Frage antworten. Mehr als ein schwaches Nicken brachte ich nicht zustande. "Du wolltest mich doch eh nie unterrichten. Ich habe dich früher oft gefragt..." Schuldgefühle machten sich in Mom breit. Je mehr ich erzählte, desto mehr drückte er mich an sich. "Ich habe dich nicht unterrichtet, da ich dachte es sei das beste für dich. Du solltest normal aufwachsen können... Natürlich ist das mit deiner Veranlagung unmöglich. Das ich das nicht bemerkt habe tut mir leid Aydan." Er hatte also auch Bedenken mir etwas beizubringen. Insgeheim hatte ich das schon erwartet.
"Aydan, wenn du nicht so werden willst wie dein Vater oder ich, dann musst du das auch nicht. Wenn du es so sehr hasst, wird es nie passieren."

Das klang so unwirklich. "Woher willst du das wissen? Dir ist es doch auch passiert." Damit hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Er sprach nicht oft über seine Vergangenheit, doch das wusste ich, allein schon da Vater es erwähnt hatte. "Mir ist es passiert, ja. Ich war schon immer arrogant, weißt du? Jeder hat mich durch mein Talent in den Himmel gehoben, aber das war kontraproduktiv. Irgendwann habe ich tatsächlich geglaubt, besser zu sein als die Anderen. Schwachsinnig, das weiß ich heute auch. Als ich dann deinem Vater kennengelernt habe, habe ich zum ersten Mal jemanden getroffen der war wie ich, der dachte wie ich und der dasselbe Talent hatte. Wir haben uns gegenseitig angefeuert und angetrieben. Die Ideen zwischen uns, sie haben mich zum leben gebracht. Sowas ist schwer vorstellbar", lächelte er traurig.

Ich konnte seinen Schmerz und die Reue spüren, aber auch die Trauer, da diese Zeit vorbei war. Beide liebten sich bedingungslos, das wusste ich. Das es für beide nicht immer leicht war, war mir auch klar. Eine Zeit lang sah es für beide wirklich schlecht aus. Dennoch haben sie immer wieder zueinander gefunden. Bewundernswert.
"Es ist keineswegs schwer vorstellbar. Ich weiß wie es ist alleine zu sein, wenn einen niemand versteht. Die Leute lieben einen entweder, oder sie hassen einen. Die Person hinter diesem Talent sehen sie nur nie." Tröstend drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Normalerweise machte ich sowas nicht, aber das war denke ich ein passender Moment.

"Aydan ich habe nach den Stunden heute lange nachgedacht. Du hast eindeutig Talent, du bist willensstark und sehr intelligent. Der Unterricht wird dir nicht gerecht, das weiß ich. Mir ging es schließlich genauso. Ich dachte erst, wenn ich dir nichts zusätzliches beibringe, hast du gute Chancen ein normales Leben zu führen, in Hogwarts Freunde zu finden und Spaß am Leben zu haben, doch heute habe ich eingesehen, dass diese Entscheidung die Falsche war. Wenn du noch immer Interesse hast, dann werde ich dich ein bis zweimal die Woche privat unterrichten."
Mein Herz machte einen Sprung. Solange schon habe ich mir das gewünscht und jetzt bot er es von sich aus an. "Natürlich will ich. Das wäre großartig", hauchte ich.

Lächelnd küsste er meine Stirn. "Dann hör auf so ein trauriges Gesicht zu ziehen. Wir fangen morgen an. Komm am besten nach dem Abendessen zu meinem Aufenthaltsraum. Und vergiss nicht was ich dir gesagt habe: Solange du Angst hast genauso die Kontrolle zu verlieren, wird dich dieser Gedanke immer daran hindern, so zu werden wir du es fürchtest." Ganz glauben wollte ich das noch nicht, aber tatsächlich fühlte ich mich sicherer. "Danke Mama."
Neckend wuschelt er mir durchs Haar. "Jetzt ab mir dir, bevor dich die Fluraufsicht erwischt."

When History Is Rewritten: 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt