13.

188 12 8
                                    

Meine erste Vision war inzwischen einige Tage her. Bis jetzt kam keine weiter hinzu, sodass ich mich optimal erholen konnte. Paps war vor einige Abend auch da und hat kurz mit mir gesprochen. Scheinbar war die Vision kein Zufall und ich hatte diese Fähigkeiten tatsächlich geerbt. Irgendwie war es witzig. Ich wollte nicht wie mein Vater werden, doch habe ich scheinbar alles von ihm bekommen. Sein Aussehen, seine Denkweise, das Talent, die Visionen. Sicherlich gehörte das Talent auch zu Mom und meine Denkweise lag auch mit an Mom, aber es ging um's Prinzip. Das war doch alles zum verrückt werden.

Hogwarts schien heute zu schlafen. Jeder Gang wirkte wie ausgefegt, was auch nein Wunder war. Heute würde das erste Quidditch-Spiel stattfinden. Ravenclaw gegen Hufflepuff. Offenbar war ich der Einzige der nicht wie wild auf der Tribüne grölte. Dies war Sarah's erstes Spiel gegen einen Gegner. So wie sie geübt hat, wird Ravenclaw ohne Zweifel einen Sieg davon tragen, wobei Hufflepuff auch nicht schlecht war. Kampflos würden sie ihnen den Sieg nicht überlassen.
Diesem Vogel loyal ergeben marschierte ich deutlich später als die anderen in Richtung Quidditchfeld. Eigentlich wollte ich nicht hingehen, so wie all die Jahre zuvor auch nicht, nur würde sie mir das nie verzeihen.

Zugegeben könnte ich mir das auch nicht. Sie war eine der wenigen...sie war die Einzige, die hier in Hogwarts nett zu mir war. Das war ich ihr schuldig.
Demnach schob ich mich zwischen den Tribünen hindurch um dem Spiel zuzusehen. Wenn ich die Tafel richtig lesen kann, ist Ravenclaw nur knapp in Führung. Der Jäger von Hufflepuff ist wirklich gut, aber ich habe von sowas keine Ahnung - das ist nur meine Auffassung. Laut der Aussage einer Elfe ging das Spiel schon knapp 3 Stunden. Ich kann mir nicht vorstellen, je solange auf einem unbequemen Stück Holz zu sitzen. Gewiss, fliegen ist toll und es macht Spaß, das Gefühl dabei ist einmalig, aber stundenlang musste ich das nicht haben. So tief war die Freundschaft auch nicht.

Bevor ich in meinen Gedanken versinken konnte, gab es einen Knall. Scheinbar wurde der Schnatz gefangen und der Punktestand sorgte für das Ende des Spiels. Alle Ravenclaw's jubelten. Einige stürmten sogar die Treppen nach unten um ihre Mitschüler in Empfang zu nehmen. Selbstverständlich feierte das Team selbst auch. Gryffindore schien sich ebenfalls für die Sieger zu freuen, während Slytherin sich bedeckt hielt. Die feierten doch eh nur wenn sie selbst gewonnen haben... Die Hufflepuff's schienen deprimiert zu sein. Verständlich, der Sieg war nur knapp. Wäre der Schnatz nicht gefangen worden, hätten sie vielleicht noch aufholen können. Ehrgeiz konnte verdammt weh tun.

Für gewöhnlich würden die Ravenclaws jetzt feiern gehen. Da hatte ich nichts zu suchen. Wenigstens wäre die Bibliothek jetzt frei.
Nach einem letzten Blick über das Spielfeld drehte ich mich um und ging zurück zum Schloss. Auf dem Weg kam mir jemand hinterher. Erst dachte ich, sie will nur eilig zurück, doch jetzt glaubte ich, sie verfolgte mich. Abwartend blieb ich stehen, bis sie zu mir aufgeholt hatte. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Sie war jünger als ich, hatte blondes Haar und schien von Gryffindore zu sein. Vielleicht zweite Klasse? "I-ich ..also, ich wollte ..",stammelte sie. Hatte ich sie zuvor denn schon gesehen? Nicht das ich wüsste, wenn überhaupt in der Großen Halle oder auf den Fluren, aber auch nur flüchtig.

"Beruhige dich und hol erstmal Luft. Was ist denn?" Röte schoss ihr ins Gesicht. War sie plötzlich wütend? "Ich..ich mag dich!", platzte es aus ihr heraus. Pardon? "Du magst mich?" Was sollte das denn heißen. Das Mädchen vor mir war inzwischen so rot wie die Farbe ihres Hauses. Nun, wenigstens war sie nicht grün. "Ich mag dich sogar sehr, weißt du? So richtig sehr..." Durchweg war ihr Blick nach unten gerichtet. So langsam machte es auch bei mir Klick. "Du bist in mich verliebt?" Das überrascht mich wirklich. Noch nie hat mir jemand gesagt, er hätte sich in mich verliebt, geschweige denn das er mich mag. Die Situation wurde irgendwie noch unangehmer als sie eh schon war. Wie verhielt man sich in so einer Situation? Ich konnte schlecht sagen, dass es mir genauso geht, obwohl dem nicht der Fall war.

Sie sah noch immer nur zu Boden. "Erstens: Heb deinen Kopf. Ein Mädchen sollte niemals mit gesenktem Kopf vor jemandem stehen." Plötzlich färbten sich auch ihre Ohren rot. Zögerlich hob sie ihren Kopf, doch meinen Augen wich sie noch immer aus - konnte sie ja machen. "Zweitens: Wie kann man sich in jemanden verlieben den man nicht kennt?" Vielleicht war die Frage etwas harsch formuliert. Ihr ganzes angesammeltes Selbstvertrauen verwand aus ihrem Körper. "I-ich...es ist einfach passiert, aber ich meine es wirklich ernst!" Armes Ding. Paps hatte mir erzählt, dass es ihm in Durmstrang wohl dauerhaft so ging und das er es gehasst hat. Jetzt wusste ich, dass es wirklich schöneres gab. "Ich habe deine Aufrichtigkeit nie angezweifelt. Dennoch kannst du das nicht als Liebe bezeichnen."

Tränen bildeten sich in ihren Augen. Dieses verräterische Glitzern kannte ich nur zu gut. "Es tut mir leid. Du solltest dein Herz lieber an jemanden geben der es tatsächlich wert ist und der genauso fühlt wie du. Leider bin ich dafür die falsche Person." Für mich war das Thema damit beendet. Hinter ihr konnte ich sehen, dass die Meisten zurück von dem Spiel kamen und Richtung Schloss liefen. Diesen Trubel wollte ich mir nicht noch zusätzlich aufbürden. Nach einem letzten Blick auf das Mädchen drehte ich mich um und setzte meinen Weg fort.  Hatte ich mich etwas zu gleichgültig verhalten? Nein, gewiss nicht. Was sonst hätte ich in dieser Situation machen sollen... Dennoch war es ein komisches Gefühl die Gefühle eines anderen gestanden zu bekommen. Wahrscheinlich war es besser, dass ich sie nicht kannte, sonst wäre das Ganze noch unangehmer geworden.

Seufzend strich ich mein Haar zurück. Mein Kopf schmerzte. Alles was ich jetzt bräuchte war ein gutes Buch und meine Ruhe. Ein angenehmes Plätzchen wäre auch nicht so übel.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz nach dem Mittag war. Die Spieler würden wohl auf das Mittagessen verzichten, doch alle weiteren Schüler würden es gewiss nachholen. Nach der Aktion eben verspürte ich kein bisschen Hunger oder Appetit. Sarah würde heute auch den ganzen restlichen Tag beschäftigt sein. Sollte sie nur feiern, sie hatte es sich verdient. Demnach blieb mir nur noch eines zu tun: Endlich in meine heiß ersehnte Bibliothek gehen und lesen. Merlin, ich freute mich schon darauf.

___________________________________________
Heute gibt es dieses zusätzliche Kapitel, da ich mich einfach nur freue. Johnny hat vor Gericht gewonnen. Endlich hat die Wahrheit gesiegt.

When History Is Rewritten: 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt