21.

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Der Abend kam schneller als erwartet. An sich war der restliche Tag wirklich schön. Wir haben uns in den ruhigeren Ecken von Hogsmead umgesehen und danach auf meinem Zimmer ein paar Süßigkeiten geteilt und weiterhin über dies und geredet. Das Jace zu mir stand war eine große Erleichterung und dennoch fühlte ich mich, als würde ich ihn an der Nase herumführen.
Vor 10 Minuten hatten wir uns voneinander verabschiedet. Jace hat einen Brief von seinem Vater bekommen und ich würde mich mit meiner Mom treffen. Inzwischen lief das Training ziemlich gut. Ich habe es schon geschafft, ihm den Stab abzunehmen. Dementsprechend machte er es mir schwerer.

"Aydan, weißt du eigentlich mit welchen Zauber zu deinen Mitschüler 'vorgewarnt' hast?" Warum wusste ich das dieses Thema für ihn noch nicht erledigt war? "Hab's Mal beiläufig bei Pap's gesehen",nuschelte ich. "Aydan, der Zauber ist gefährlich. Bitte verwende nie wieder Flüche, Zauber oder sonstiges von deinem Vater. Auch von mir nicht, es sei denn, ich erlaube es dir. Bitte versprich mir das." Wenigstens war er nicht wütend. "Versprochen.." Mom schien erleichtert. "Aber ich möchte die Zauber dennoch erlernen. Alles andere fordert mich nicht und man weiß nie wann man es gebrauchen kann. Biiiiiitttteeeeee." Das war's mit der Erleichterung. Nun, lieber fragte ich ihn jetzt als nie.

"Aydan, ich habe zugesagt dich zu unterrichten, aber was du jetzt verlangst geht fürchte ich zu.."

"Mom bitte! Ich würde dich nicht fragen wenn ich mir nicht absolut sicher wäre. Du kennst mich, du weißt das ich mit diesem Wissen nie Unfug bauen würde oder es gegen jemanden verwenden würde."

"Du hast es bereits gegen jemanden verwendet und das nur weil er dich kritisiert hat."

Mir fiel die Kinnlade runter. Der Ausdruck in seinen Augen sprach Bände. "Du denkst ich habe das gemacht weil er mein Ego verletzt hat? Ich hätte den Zauber doch nie auf ihn gerichtet!" Resigniert steckte Mom seinen Stab in die Hosentasche. "Du hast es bereits getan. Der Zauber war gegen ihn gerichtet, ob getroffen oder nicht. Du wusstest nicht Mal wie der Zauber wirken würde. Stell dir vor da wäre etwas schief gegangen." Hielt er so wenig von mir? "Das kann nicht dein Ernst sein. Es ist nichts passiert. Ich.." "Aydan darum geht es nicht! Du hast einen Zauber deines Vaters gegen einen Mitschüler verwendet! Eigentlich müsste ich das melden."

Erschrocken fuhr ich zusammen. Bis jetzt hatte er noch nie die Stimme gegen mich erhoben.
"Du hälst mich auch für ein Monster." Seine Reaktion, sein Ausdruck, alles passte. "Nicht nur Andere würden mich für ein Monster halten, sondern auch du. Du denkst ich bin wie er... Du denkst ich hab es getan da er mich beleidigt hat." Ich war total fassungslos. Meine These wurde bestätigt, als Mom seinen Blick von mir abwenden musste. "Das hab ich nie gesagt. Ich sehe lediglich, dass du dich immer mehr veränderst. Dein Vater ist wegen schwarzmagischen Experimenten an Schülern von Durmstrang verwiesen worden. Aydan, dabei starb ein Mitschüler." Wut kochte in mir auf, welche meine Enttäuschung übertrumpfte. "ICH BIN ABER NICHT WIE ER! Ich habe niemanden umgebracht !"

Schon öffnete er den Mund um noch etwas zu erwidern, doch ich war schneller. "Spar es dir. Ich will es nicht hören. Du hast es doch eh bereut mich hier unterrichtet zu haben. In deinen Augen bin ich wie Vater, vielleicht auch wie du. Du vergisst eines: ich habe kein Verlangen irgendwelche Muggel zu unterdrücken oder sie zu töten, das ist mir total egal! Ich wollte die Zauber erlenen um im Notfall die Leute beschützen zu können die mir wichtig sind, Leute wie dich. Wenigstens weiß ich jetzt, was du wirklich von mir hälst. Erzähl dem Direktor von mir aus was passiert ist, aber vergiss dabei nicht zu erwähnen, dass sie mich angegriffen haben und noch dazu Halbblüter beleidigt haben."

In wenigen Schritten hatte ich die Tür erreicht. "Wenn du solche Angst davor hast, dass ich wie ihr beide werde, hättest du mich besser aus der Welt geschafft bevor ich geboren wurde."
Damit verließ ich den Raum. Mein ganzer Körper bebte nur so vor Anspannung und Wut. Das er solche Sachen gesagt hat, war das Eine, doch am meisten schmerzte es, dass er Idioten wie den Dreien mehr glaubte als mir, seinem Sohn. Ich dachte er kannte mich... In Wirklichkeit hat er in mir all die Jahre das Abbild meines Vaters und seiner eigenen Jugendsünden gesehen. Kein Wunder das er mich so spät wie möglich an die Magie herangeführt hat.

Wütend schlug ich auf die Wand ein. Wenn nicht Mal meine eigene Familie an mich glaubte, wie sollte es je jemand anderes tun? Wie sollte ich je beweisen können, dass ich anders war, dass es nicht auf die Herkunft ankam.
Tränen rollten über meine Wangen. Scheiße, warum musste das nur so weh tun? Warum mussten die Beiden nur meine Eltern sein...

*

Weit nach der Sperrstunde kam ich zurück auf mein Zimmer. Innerlich fühlte ich mich leer und ausgelaugt. Die Situation an diesem Abend war so surreal, dass ich schon ein paar Mal daran gezweifelt habe. Der Schmerz und die Leere in mir verrieten mir jedoch, dass es wirklich passiert war.
Bevor ich die Tür öffnete, atmete ich noch ein letztes Mal tief durch. Irgendwie war mir schwummrig und ich bekam Kopfschmerzen. "Aydan, wie war.. Was ist passiert?!" Leider war Jace noch wach. Sofort legte er das Buch, welches bis eben noch in seiner Hand war, auf den kleinen Tisch neben seinem Bett. "Nichts, bitte mach dir keine Sorgen. Mir tut einfach der Kopf weh."

Skeptisch verfolgte er mich mit seinen Augen, bis ich endlich auf meinem Bett saß. Mehrere Fragen waren ihm ins Gesicht geschrieben, doch zum Glück akzeptierte er meine Entscheidung, nichts dazu zu sagen. Das schätzte ich so an ihm. Andere hätten solange nachgebort, bis sie ihre Antworten bekommen hätten. Mein Kopf dröhnte und der Raum um mich herum schien sich zu drehen.
Stöhnend hielt ich mir den Kopf. Die Schmerzen waren inzwischen so stark, dass ich kaum die Augen offen halten konnte. "Aydan, du siehst echt nicht gut aus. Sollte ich vielleicht jemandem bescheid sagen?"

Seine Worte klangen wie unverständliches Rauschen in meinen Ohren. Bevor ich mir weiter über meinen Zustand Gedanken machen konnte, wurde alles schwarz vor meinen Augen und die Welt um mich herum verstummte.

When History Is Rewritten: 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt