Es war nicht mehr weit zu klettern, als du recht behalten würdest. Ja, du hast recht behalten, ja, dieses eine mal hast du tatsächlich recht behalten und ja, ich sage dir das auch. Du hattest recht, als du meintest, Eichenpfote würde uns in Schwierigkeiten bringen.
»Wie weit ist es noch?«, fragte ich und hielt kurz inne, um meine Pfoten auszuruhen. Der raue Fels fühlte sich falsch an, viel zu hart. Katzen waren nicht für die Berge gemacht, sie gehörten in den Wald, aber ich wusste noch nicht, was es bedeuten konnte, diesen Wald verlassen zu haben...
»Gleich dort oben ist der Weiße Wall zu Ende.« Nachtseele deutete mit der Nase auf die Spitze des Regentrenners, des riesigen Gebirgswalls, der auf der einen Seite unserer Tal abgrenzte.
Jenseits würden wir das Anders finden. Das, wo Sterne und Mond und Sonne wären. Dort, wo noch keine Clan-Katze je gewesen ist. Ich erschauerte, wollte gerade etwas sagen, als-
Ein Schrei. Ich wirbelte herum, sträubte den Pelz, legte die Ohren an, krallte mich an dem Felsen fest, meine Augen folgten Eichenpfote, Eichenpfote schrie, seine Pfoten suchten Halt an dem weißen Stein, doch es war zu steil, er war zu schwach, schlitterte immer und immer tiefer hinab, immer und immer schneller, immer und immer steiler und-
»Gerstenfeder! Fang' ihn auf!« Nachtseele sprang eine Steinstufe tiefer, rief noch einmal, »Gerstenfeder!«
Doch du hast nicht reagiert. Dein Blick, stumm, still, starr, war nur auf den kleinen Kater gerichtet, deine Augen voller Angst, aber deine Pfoten still.
Nachtseele sprang an dir vorbei, ihre Pfoten rutschten ab, doch sie fing sich ab, packte Eichenpfote und riss ihn und sich selbst mit einem einzigen Sprung wieder nach oben, nur, um gegen dich zu stoßen, einmal kurz zu taumeln und-
Sich zu fangen und Eichenpfote auch auf dem kleinen Felsvorsprung, auf dem alle drei nun standen, abzusetzen.
»Danke«, blaffte sie und fauchte dich an, doch du hast nicht reagiert, dich nur abgewandt und ins Leere gestarrt. »Das nächste mal bin ich vielleicht nicht da«, zischte sie Eichenpfote zu, »Dann musst du dich selbst beschützen. Sei gefälligst vorsichtiger.«
»Tut mir leid«, sagte Eichenpfote leise. Er zitterte am ganzen Körper.
Ich trat von einer Pfote auf die andere. »Wir sollten weiter«, sagte ich unruhig.
»Geh du diesmal vor, Pfote.« Die Heilerin deutete auf Eichenpfote, der sich zitternd aufrappelte und mit einem knappen Sprung den nächsten Vorsprung erreichte, diesmal, ohne auf den steinigen, rutschigen, rauen Untergrund zu kommen. »Geht doch«, sagte Nachtseele seufzend. »Und das jetzt weiter so, bis wir dort oben sind.«
»...ja.«
Er sprang neben mich, sah mir kurz in die Augen, und jetzt erst, in seiner Nähe, konnte ich all die Schürfwunden erkennen, die er sich zugezogen hatte.
»Wenn wir oben sind, gebe ich dir ein paar Kräuter, dann tut es nicht mehr so weh«, sagte ich leise.
Er lächelte mild. »Wenn ich es bis dahin schaffe.«
»Ach, das machen wir schon. Willst du vor oder soll ich?«
»Lass Eichenpfote bitte vor!«, hörte ich Nachtseele von hinten rufen.
Der Schüler neigte den Kopf und drängte sich an mir vorbei, um den nächsten Sprung anzusetzen, doch er hielt kurz inne, verkrampfte sich, offenbar hatten die Schmerzen eingesetzt.
Vorsichtig stupste ich ihn an. »Siehst du das dort oben?« Ich deutete auf den Punkt in der Ferne, an dem der Berg zu enden schien. »Wenn wir dort oben sind, kannst du dich ausruhen. Aber wir sollten von hier weg.«
Er nickte, spannte die Muskeln an und sprang auf den nächsten Felsen, dann wieder auf den nächsten, hielt kurz inne. Ich wartete kurz, bis Nachtseele mich überholt hatte, und folgte den beiden, kurz vor dir, Gerstenfeder, als plötzlich ein Knacken den Fels erschütterte.
Anfangs war es nur ganz leise, als ich den Fels berührte, wie eine Maus, die ein Weizenkorn öffnet, ganz unterschwellig, und doch hielt ich inne, spitzte die Ohren, blieb stehen, und-
»Ah!« Du hattest wahrscheinlich gedacht, ich würde weiter gehen, aber das war ich nicht, ich hatte gelauscht und nun-
Nun war das Knacken mehr als nur eine Maus, die ein Weizenkorn öffnete.
Nun war es ein Blitz, der auf den Felsen einschlug, ein Donner, der sie sprengte und alles mit sich reißen würde, was nicht weit genug weg war...
Denn in diesem Moment drehte sich alles und Steine fielen vom Himmel und von der Erde herauf und rissen alles mit sich, was nicht weit genug weg war.
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WarriorCats - Als ich glaubte
Fanfiction»Ihr beide?« Unser Anführer sträubte das Fell. »Ich kann euch unmöglich beide weggehen lassen. Waldherz hatte den Traum, er kann doch gehen.« Und ich wusste nicht, wieso du gezögert hast, damals. Ich wusste nur, was ich wollte, damals. »Ich brauche...