Kapitel 4

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Träume von Halbgöttern haben fast immer eine Bedeutung. Entweder sie wurden real oder sie hatten eine versteckte Botschaft.

Auch mein Traum hatte eine Bedeutung gehabt. Sie hatte mir die Zukunft gezeigt.

Ich stand in der Gestalt des blonden Jungen vor dem Spiegel eines öffentlichen Klos und weinte.

Ich weinte, weil all meine Freunde mich verlassen hatten und sogar Annabeth mich enttäuscht hatte. Sie war die Person gewesen, der ich am meisten vertraut hatte. Sie war die Person gewesen, an die ich am meisten geglaubt hatte. Sie war die Person gewesen, die ich am meisten zu unterstützen versucht hatte. Jetzt hatte sie das alles mit nur einem Satz gebrochen.

Ich kann nicht mit einem derartigen Verräter zusammen sein.

Dieser Satz hatte mich innerlich zerstört. Sie vertraute den anderen mehr als mir. Sie glaubte den anderen und nicht mir. Sie unterstützte die anderen mehr als mich.

Irgendwann war ich dann auch mal fertig mit dem Heulen und verließ das Männerklo.

Es gab noch 2 Personen, die mir hier vielleicht helfen könnten.

Sally und Paul.

Hatten sie schon von der Sache gehört oder waren sie noch unwissend?

Ich beschloss, zu der Wohnung zu laufen, in der die beiden wohnten, da es nicht so weit entfernt lag.

Sally war schwanger und erwartete bald ein Kind. Würde ich das Kind kennenlernen können? Oder würde Sally mich genauso verraten wie die anderen?

Ding Dong

Die Tür ging auf und Sally stand vor der Tür.

Natürlich hatte ich daran gedacht, den Ring vorher auszuziehen, weil Mom mich sonst nicht erkennen würde.

„Perseus." Sie klang nicht gerade erfreut. Und dass sie mich Perseus nannte war auch kein gutes Zeichen. Sie nannte mich nur so, wenn sie sauer war. Und das war wirklich extrem selten der Fall.

„Ja, ich bin es, Mom." Unsicher kratzte ich mich am Nacken.

„Nenn mich nicht Mom. Ich bin nicht mehr deine Mom. Ich möchte dich nie wieder in meinem Leben sehen. Verschwinde einfach." Diese Worte taten weh. Sehr weh. Sie trafen mich mitten in meinem Herzen. Meine eigene Mutter glaubte mir nicht einmal.

Sie wollte schon die Tür schließen, doch ich klemmte einen Fuß dazwischen.

„Warte mal, was habt ihr eigentlich alle für ein Problem? Ich habe nichts falsch gemacht!" Ich hatte gehofft, dass wenigstens Mom mir glauben würde.

Sie starrte mich einfach wütend an. Wusste sie keine Antwort? Aber sie musste doch einen Grund haben.

„Was bringt euch alle dazu, zu glauben, dass ich der Dieb bin? Ich war immer ehrlich, hab euch so oft das Leben gerettet! Ich habe einen Krieg zwischen Da... Poseidon und Zeus verhindert, ich habe das Camp gerettet, indem ich das goldene Vlies geholt habe, ich habe die Göttin Artemis gerettet, ich war im Labyrinth des Dadälus, nur um fast umgebracht zu werden, ich habe den Olymp gerettet, und obwohl mir das Gedächtnis genommen wurde, habe ich trotzdem weiter für den Olymp gekämpft. Ich habe mit den anderen sechs auserwählten Gaia gestoppt und ich bin für..." Hier musste ich kurz stoppen. Ich versuchte, keine Tränen zu bekommen oder wieder diese schrecklichen Erinnerungen in meinem Kopf zu sehen. „Ich bin für Annabeth in den Tartarus gestürzt! Wieso sollte ich also das goldene Vlies stehlen?! Außerdem, wozu würde ich das denn brauchen? Ich brauche nur eine Familie! Mehr nicht!" Zum Ende hin war ich immer lauter geworden und hatte Mom... Sally sogar angeschrien.

Percy Jackson - Vergeben und VergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt