Sophie wachte durch stehende Kopfschmerzen auf. Sie setzte sich auf und fasste sich an den Kopf. Es fühlte sich so an als würden die Erinnerungen des gestrigen Abends mit Schwertern gegen ihre Schädeldecke stechen.
Ihr halbes Leben, schmerzende Vergangenheit die sie versucht hatte zu verdrängen war einfach so offen dargelegt worden. Sie fühlte sich als hätte sie ein Buch gelesen, ein Buch über ihr eigenes Leben, ein schlechtes Buch ohne Happy End. Der Gehstockmann war daraufhin einfach aufgestanden, hatte sich empfohlen und dann die Benefitsveranstaltung zusammen mit dem Gorilla ganz einfach verlassen.
Sophie wollte Thommy zur Rede stellen aber er hatte ihr nur einen totbringenden Blick zugeworfen und war dann ebenfalls aus dem Zimmer gefegt.
Sie hatte sich plötzlich so leer gefühlt, alles Schöne war über ihr zusammen gebrochen, wie ein instabiles Kartenhaus, und war dann ganz einfach weg. Und all das Schreckliche, das sie erlebt hatte war nun gegenwärtiger als es sein sollte. "Verdammt!", schrie Sophie und warf ihr Kopfkissen einmal quer durch das Zimmer. Dabei flog es gegen ihre Handtasche und warf diese um. Der gesamte Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Genervt stand Sophie auf um ihre Tasche wieder einzuräumen, als ihr die Visitenkarte des Inspektors in die Hand fiel.Inspektor Jensen McKelly
Kommissariat
Dritter Bezirk Birmingham„Guten Tag junges Fräulein. Kann ich Ihnen helfen?", sagte der junge Hilfspolizist am Empfang der Polizeiinspektion des dritten Bezirks. Nervös hatte sich Sophie in eine Kutsche gesetzt und dem Fahrer die Fahrtanweisungen gegeben. Sie hatte sich extra von einem Dienstmädchen eine Kutsche bringen lassen um nicht mit Thommys Kutscher zu fahren. Er hätte höchst wahrscheinlich sobald Sophie in die Kutsche gestiegen wäre, Thommy Bescheid gegeben wohin er sie bringen sollte. Zu riskant. Als Sophie die Polizeiinspektion betrat hatte sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Abermals sprach der Hilfspolizist sie an: „Miss? Kann ich Ihnen helfen?" Sophie fasste sich wieder:" Guten Tag Sir, ich habe einen Termin mit Inspektor Jensen McKelly!"
Sie versuchte überzeugend zu wirken. Der Hilfspolizist runzelte die Stirn. „Wie gelange ich zu seinem Büro?", fragte sie. Der der junge Mann räusperte sich:" Miss, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber ich glaube kaum dass der Inspektor Sie erwartet. Er ist zur Zeit sehr beschäftigt und für Damen wie Sie-" Sophie unterbrach ihn, wohlwissend was sie als Nächstes sagen müsste, damit man ihr Gehör schenkte. „Damen wie ich? Sir Sie wissen wohl nicht mit welcher Dame Sie hier reden? Ich bin Sophie Shelby. Und wenn ich Ihnen sage ich möchte zum Inspektor möchte ich dass Sie mich persönlich, sofort zu ihm bringen!"
Der Hilfspolizist riss die Augen so weit auf, als würden sie ihm fast herausfallen, und nickte nur hastig. „Kommen Sie Miss Shelby, hier entlang!"', stammelte er und ging voraus durch die Gänge der Wache. Sophie musste kurz schmunzeln, so sehr sie es auch hasste, wenn Thommy seinen heiligen Namen für Dinge ausnutze, eine Wirkung hatte er allemal. Der Hilfspolizist führte sie in ein Büro auf dessen Tür der Name des Inspektor eingraviert war, und bat sie sich noch einen Moment zu setzen, der Inspektor würde gleich kommen. Sophie nickte und bedankte sich.
Ein eigenartiges Büro, fast leer war es. Sie hatte Bilder erwartet von Frau McKelly und mindestens drei Kindern. Oder irgendwelche eingerahmten Zeitungsausschnitte von ihm selbst, stolz lächelnd, von Fällen, die der Inspektor schon gelöst hatte. Doch Nichts der gleichen konnte sie sehen. Nur einige Kaffeetassen und einen überfüllten Aschenbecher auf einem Schreibtisch fand sie vor. Bis auf die Kaffeetassen war der Schreibtisch blitzblank aufgeräumt, keine einzigen Akten oder herumliegende Papiere. Insgeheim hatte sie gehofft in irgendeiner Weise mehr über den Inspektor herauszufinden, der so plötzlich hier aufgetaucht war und so viel über ihre Familie wusste. Sie atmete tief aus, als plötzlich jemand in der Bürotür stand. „Miss Shelby, ein unerwarteter Besuch Ihrerseits." Sophie drehte sich erschrocken um fasste sich aber schnell wieder. „Inspektor McKelly, finden Sie meinen Besuch wirklich unerwartet? Sie haben wahrscheinlich regelrecht darauf gewartet, dass ich hier her komme!" Sie machte keine Anstalten ihren Blick von ihm abzuwenden und versuchte hinter seine Fassade zu blicken. Keine Chance. „Bitte setzen Sie sich doch, möchten Sie einen Tee?", fragte McKelly, bat Sophie einen Stuhl an und setzte sich an den gegenüberliegenden. „Ich bräuchte eher einen Cognac.", murmelte sie, ehr zu sich selbst. Der Inspektor lächelte schräg, öffnete eine Schublade an seinem Schreibtisch, und holte eine große Flasche Thomas Hine & Co Cognac heraus. Dann stellte er noch zwei Gläser dazu und begann das feine goldbraune Wasser einzuschenken. Sophie blickte ihn irritiert an: „Sie erlauben sich einen Scherz mit mir?" Der Inspektor setzte die Flasche ab und blickte sie an: „Ich mache nie Scherze." Sophie verdrehte die Augen merklich. Dass der Inspektor nicht scherzte, hätte sie sich denken können. Er schob ihr das Glas hin. „Bitteschön! Das ist einer meiner liebsten Cognacs. Bitte riechen Sie erst an ihm, dieses rauchige Aroma, er brennt nicht und geht leicht runter. Ein guter Cognac!" Sophie tat wie ihr empfohlen, auch wenn sie kein rauchiges Aroma schmecken wollte nämlich nur den Alkohol in ihrem Blut spüren. In einem kippte sie ihn schließlich herunter. Der Inspektor stutzte: „Na sowas, diesen feinen Tropfen einfach so hinunter zu trinken ohne Genuss. Na was soll's ich schenke Ihnen nach." „Sir, hören Sie, ich bin nicht hier um mich mit Ihnen zu betrinken ich bin hier um..." Der Inspektor unterbrach sie und beendete ihren Satz: „Um mit mir über Thomas Shelby zu sprechen, nicht wahr?"
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Peaky Blinders - Im Auftrag der Nacht
Ficción históricaDer Erste Weltkrieg ist vorbei und die Shelby Familie ist wieder vollständig vereint. Zurück in den Slams Birminghams waren Thommy , Arthur und John bereit, sich als gefürchtete und zugleich bewunderte Gang mit Gewalt durchzusetzen. Mit Pferderennen...