Kapitel 2

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West Bromwich; UK

"Thommy, ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber die Auktion spielt sich da unten ab und nicht auf der anderen Tribüne!", nuschelte Sophie und zupfte an Thommys Jackenärmel. Er jedoch starrte nur weiter auf die gegenüberliegende Tribüne. Um sieben Uhr morgens war er zusammen mit Sophie nach West Bromwich gefahren, während die anderen Familienmitglieder die Wetten im Büro entgegennahmen. Ein rotbraunes Pony wurde gerade vom Platz geführt, während ein großer , kräftiger schwarzer Hengst in die Arena stolzierte. Thommy wendete endlich seinen Blick von der anderen Tribüne ab und richtete ihn auf das schwarze Pferd. "Den kaufen wir Sophie!", sagte er überzeugt und steckte sich eine Zigarette an. Sophie blickte zu ihm auf:" Du hast auf dieses Pferd gewartet habe ich recht? Du wusstest das es hier versteigert wird." Er nickte, im gleichen Moment fing der Auktionator den Hengst an zu preisen:" Das Startgebot liegt bei 150£. Wer bietet mit?" Thommys Blicke wanderten durch die Tribünen, er beobachtete das Geschehen genau. Ab und zu nickte jemand den Auktionator zu. "275£ wer bietet mehr. Wir haben hier einen starken, jungen Hengst!", brüllte er so laut er konnte. Die Gebote für das Pferd stiegen. Der Preis lag nun bei 375£. Viele Männer schüttelten den Kopf und stiegen aus der Auktion aus. Während Thomas weiterhin seine Blicke zwischen den Bietenden Menschen und dem schönen , schwarzen Pferd hin und her schwenkten wurde Sophie langsam nervös. "Thom, du musst langsam auch mal bieten oder das Pferd ist verkauft. Ich dachte du willst es." Thommy reagierte nicht. "375£ zum ersten!", rief der Auktionator. "375£ zum zweiten und zum-", Thommy unterbrach ihn. "Ich biete 400£!"
Er richtete seinen Blick auf die gegenüberliegende Seite. "Ist das das letzte Gebot für diesen Hengst?", fragte der Auktionator in die Runde. Niemand mehr meldete sich. Plötzlich rief eine junge Frau von der anderen Seite:" Ich biete 420£" Thommys Augen verengten sich und er nickte. "425£!", wurde gerufen. Und jetzt wusste Sophie wen Thommy die gesamte Zeit im Auge gehabt hatte. Die Frau auf der anderen Tribüne schien sich mit einem Mann zu beraten. Dann nickte sie und das Gebot auf das Pferd stieg auf 450£. Die Leute die bereits gehen wollten waren alle stehen geblieben und verfolgten das spannende Rennen der beiden mit. Dann hob Thommy die Hand, setzte seine Peaky-Mütze auf und rief:"600£. Das Pferd gehört mir!" Alle Leute schauten ihn mit großen Augen an. Der Auktionator erhob seinen Hammer:"600£ zum ersten. Zum zweiten. Keine Gegengebote mehr? Dann sind es 600£ zum Dritten und der Hengst ist verkauft an den Herren da oben!" Der Mann schlug seinen Hammer auf seinen Tisch. Der Hengst war das letzte Pferd das versteigert wurde und der Auktionssaal leerte sich langsam. Thommy lächelte zufrieden. Sophie schüttelte den Kopf:" 600£ Thommy? Wir haben doch gar keine 600£ dabei! Wie willst du das Pferd bitte bezahlen?" Er klopfte ihr jedoch nur auf die Schulter und verlies die Tribüne. Noch immer leise schimpfend folgte Sophie ihm. Als sie am Büro des Auktionators an kamen bei dem man die Pferde bezahlen musste fiel ihnen die lange Schlange aus Menschen auf die sich vor der milchigen Glastür mit der Aufschrift Mr Gibson gebildet hatte. Thommy räusperte sich. Einige treten sich um und fingen dann an zu tuscheln bis einer plötzlich sagte:"Mr Shelby?" Ein älterer Herr in der Schlange sah ihn an und hob seinen Hut zur Begrüßung:" Ich habe sie also in der Menschenmasse doch erkannt! Sehr erfreut Sie hier zu sehen!" Thommy nickte und blickte auf ihn herab. "Thomas Shelby? Sie sind Thomas Shelby aus Birmingham?", stotterte ein junger Mann mit roten Haaren und Schnauzer. "Der bin ich. Wenn ich jetzt bitten dürfte vorbeigelassen zu werden. Ich muss mein Pferd bezahlen!", sagte Thommy. Auf einmal gingen alle zur Seite , machten Platz um ihn durch zu lassen wie das jedes mal war wenn man in Birmingham und Umkreis den Namen Shelby hörte. Sophie verdrehte die Augen und folgte Thomas als er die Tür zum Büro öffnete. Sofort stieg Sophie der beißende Rauch von Zigarrenqualm in die Nase. Sie schloss hinter sich die Tür und sah sich dann in dem Raum um. An den Wänden hingen haufenweise Bilder auf dem Pferde zu sehen waren. In der Mitte des Zimmers saß, an einem Schreibtisch, auf dem sich die Papierstapel türmten ein dicker Mann, ihm passte kaum noch sein Hemd und die Knöpfe seines Jakets drohten aus dem Stoff zu reißen. "Guten Morgen Mr. Gibson.", begrüßte ihn Thommy. Mr. Gibson lächelte schräg; zwischen seinen Zähnen steckte eine Zigarre. "Thomas Shelby. Schön Sie wieder anzutreffen! Nehmen sie doch Platz!", er zeigte auf die beiden , mit Leder überzogenen Stühle gegenüber von ihm am Schreibtisch. Thommy bedankte sich und setzte sich. Sophie blieb schüchtern stehen. Sie schaute sich um während sich die beiden Männer miteinander unterhielten. Sie bewunderte die vielen Uhren die an der Wand hingen. Auch die Fotografien der Pferde neben denen , sie sie nun erkannte, Mr. Gibson stand. Dann fielen ihr die Medaillen auf die in einer Glasvitrine lagen. Die älteste war von 1911. Eine Goldmedaille. Plötzlich unterbrach Mr. Gibson ihre Gedanken. "Du interessiert dich für Pferderennen mein Fräulein?", fragte er. Sophie drehte sich um und nickte verlegen. "Wer ist denn diese junge hübsche Dame wenn ich fragen darf? Etwa auch eine Shelby?", Gibson drückte seine Zigarre in einem mit Pferden feinferzierten Porzellanaschenbecher aus. Thommy schüttelte den Kopf:" Nein, nicht direkt. Emma ist eine entfernte Verwandte aus Liverpool. Ihre Eltern starben im Krieg und wir sind die einzigen Verwandten zu denen ihre Eltern noch Kontakt hatten. Sie spricht seit dem Krieg nicht viel." Sophie schaute Thommy verwirrt an. Warum log er wegen ihrer Herkunft? Sie kam nicht aus Liverpool. Und hieß auch nicht Emma. Sie wollte etwas sagen aber Thommy warf ihr einen warnenden Blick zu. Mr. Gibson wies auf den Platz neben Thommy:" Setzen Sie sich doch Miss Emma. Ein junges Mädchen wie sie es sind die sich für Pferderennen interessiert, das begeistert mich sehr." Er grinste sie breit mit seinen gelben , krummen Zähnen an. Angewidert starrte Sophie ihn entgegen als sie sich setzte. "Ich möchte sie an die Auktion erinnern und warum ich hier bin!", warf Thomas ein. Mr. Gibson nickte sofort und wendete sich Thommy zu. Dieser holte aus seiner Jackentasche eingerollte Pfundnoten und legte sie auf den Tisch. Sophie war verwirrt. Sie wunderte sich woher Thommy das ganze Geld hatte, da er ihr gesagt er hatte nur 450£ dabei zu haben. Gierig raffte Mr. Gibson das Geld vom Tisch und fing an die Scheine zu zählen. "600£!" , sagte er begeistert , legte sie in eine Schublade, schloss sie zu und hängte sich den Schlüssel an einer Kette um den Hals. Thomas räusperte sich:" Kommen wir nun zu ihrem Teil der Abmachung!" Sofort verzog sich das faltige Gesicht von Mr. Gibson von einem Lachen zu einem ernsten Ausdruck. Er reichte Thommy einen Umschlag. Sofort steckte dieser ihn in seine Jackentasche und stand auf. "Es ist mir immer eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen!" Mr. Gibson nickte nur. Dann verließen Thommy und Sophie das Büro. Sophie war froh aus diesem Zigarrenrauch eingehüllten Zimmer und von diesem Mann weg zu kommen. Vor dem Büro standen immer noch die anderen Leute und sofort verstummten die Gespräche als sie Thommy erblickten. Er schenkten jedoch keinem einen Blick.
"Was war das denn? Ich heiße nicht Emma und komme auch nicht aus Liverpool!", beschwerte sich Sophie als sie ins Auto stiegen. Bevor er antworten konnte klopfte plötzlich eine junge , hübsche Frau an die Fensterscheibe des Wagens.

 Peaky  Blinders - Im Auftrag der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt