26. Sirenengesänge, die Sirenengeheul auslösen

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Ich erspare euch an dieser Stelle die Beschreibung, wie wir zu Mireors Party kommen. Denn obwohl der Typ eindeutig etwas auf sein äußeres Image gibt, so gilt diese Vorstellung offensichtlich nicht dafür, wie man zur seiner Party kommt. Ich gebe an dieser Stelle einfach mal ein Stichwort: Gullideckel. Den Rest überlasse ich eurer Fantasie.

Aber als wir ankommen, sind sämtliche wenig erfreuliche Eindrücke des Hinwegs verschwunden. Auch wenn die Optik der Räume ein bisschen daran erinnert, wie der Gemeinschaftsraum der Slytherins in Harry Potter beschrieben wurde, so ist es doch definitiv eindrucksvoll.

Es herrscht überall ein grünlich-blaues Licht, durchsetzt von einem Schwarzlichtscheinwerfer, der alle weißen Dinge leuchtend blau glühen lässt. An den Wänden und an der Decke hängen schillernde Girlanden, die je nach Winkel einen glitzernden Lichtstrahl durch den Raum senden.

Dazu dröhnt Musik aus den Lautsprechern, die zwar von Bässen durch ihre Melodien getrieben wird, aber gleichzeitig seltsam ätherisch klingt, wie der Disco-Remix eines Meerjungfrauengesangs.

Dylan verschwindet, sobald er seinen Auftrag, uns hierherzubringen, auch nur im entferntesten Ansatz als erfüllt ansehen kann. Alice versorgt uns umstandslos mit Gläsern, die mit einer ominösen hellblauen Flüssigkeit gefüllt ist, die minzartig schmeckt und bei mir einen Hustenreiz auslöst, von dem ich mir sicher bin, dass er nichts mit Alkohol zu tun hat. Sofort nehme ich mir vor, nichts mehr anzurühren, was hier gereicht wird. Aber wenn ich jemals ein Set für einen psychedelischen Traum brauche ...

„Sollten wir nicht -", setze ich an.

„Noch nicht", murmelt Jessie. Ser wirkt völlig angetan von dem hellblauen Getränkezeug. „Du hast Alice noch nie auf einer Party erlebt, aber glaub mir, Party-Alice hat wenig zu tun mit der Hoodie-Alice, die du kennst. Sie wird bald mit jedem einzelnen Gast hier geredet haben."

„Müssen wir uns da anschließen?" Ich bin nicht unbedingt introvertiert, aber der Gedanke, mit mehreren übernatürlichen Gestalten Smalltalk halten zu müssen, bereitet mir dann doch eher Übelkeit.

Jessie zuckt mit den Achseln und sieht sich im Raum um. „Nicht, wenn du nicht willst."

„Ich will nicht", sage ich deutlich schneller, als es wahrscheinlich nötig gewesen wäre, um einen Bruchteil meiner Würde zu bewahren.

„In diesem Falle müssen wir wohl oder übel tanzen gehen", stellt Jessie fest.

Was? Jessie, wir müssen unbedingt Kat -"

„Unser Plan ist doch unauffälliges Verhalten, oder? Gut, auf einer Party zu stehen, nichts zu trinken und mit niemandem zu reden, ist definitiv auffälliges Verhalten."

„Aha."

„Das gilt nicht mehr, wenn man es auf einer Tanzfläche macht."

Ich kann nicht einmal sagen, dass ich nicht gerne tanze. Aber ich habe die Gelenkigkeit eines Stocks. Ich bin ein Roboter. Ein Roboter ist Profitänzer gegen mich. Ich kann das ganz definitiv nicht, nicht vor einer Meute, die deutlich mehr Sinne haben, als mir das Recht wäre.

Aber Jessie lässt meine Bedenken einfach nicht gelten. Ser zieht mich mit sich und ich finde mich plötzlich in einer Masse von Leibern wieder, die sich mehr oder weniger rhythmisch zu den mystischen Klängen aus den Boxen über unseren Köpfen bewegen.

„Aaah", wiederhole ich, aber es ist so leise, dass mich wahrscheinlich nicht einmal Jessie gehört hat. Nun denn, wenn es tatsächlich unserer Tarnung hilft ...

Die Gäste auf der Tanzfläche sind nicht so vielfältig, wie ich sie auf einer Party der übernatürlichen Unterwelt vielleicht erwartet hätte. Mein nervöser Blick wandert über sehr viele glitzernde Kleider, einige vereinzelte schillernde Anzüge, Hemden ... aber ich sehe keine Schuppen, keine Pelze oder was ich sonst noch so erwartet hätte.

Simsaladjinn - Ein Djinn für alle FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt