Am nächsten Morgen rufe ich Alice an, und zwinge sie, mich an Jessie weiterzureichen. Das wiederum ist sir nicht wahnsinnig recht, denn es ist Samstag und obwohl es auf zwölf Uhr zugeht, hat ser offenbar noch geschlafen.
„Ich brauche Djinn-Nachhilfe", sage ich kurz angebunden, als ser mich mit einem verschlafenen ‚Wasn' begrüßt. „Spä..." Es folgt ein herzhaftes Gähnen. „Später. Ich muss noch schlafen. Ich habe hier ein Bett."
„JESSIE!"
„Kannsu nich so schrein?"
„Nur, wenn du mir endlich zuhörst."
Ein weiteres herzzerreißendes Gähnen ertönt. „Mja. Sprich."
„Djinn-Nachhilfe. Wo treffen wir uns?"
„Bei Alice. Komm her. Lass mich ausschlafen."
Also mache ich mich wieder einmal auf den Weg zu der Vampirin. Bald kann ich da wahrscheinlich ebenso einziehen wie Jessie.
Alice öffnet mir die Tür und sieht in etwa so aus, wie ich mir Jessie am Telefon vorgestellt habe. „Auch zu früh für dich?", frage ich leicht schadenfroh, wedele dann aber versöhnlich mit der Tüte, die ich auf dem Weg gekauft habe.
„Dir sei vergeben, wenn du Zimtschnecken gekauft hast."
„Vielleicht sind es ja auch Knoblauchecken?"
„Eliza, ich mag mich zwar von künstlichen Blutbestandteilen ernähren, aber wenn du mir diese Knolle in diese Wohnung bringst, schmeiße ich dich hochkant wieder raus."
Ich grinse. „Also doch ein Vampirklischee, das wahr ist?"
Sie schnaubt nur und schlurft weiter. Dann aber scheint sie sich doch genötigt zu fühlen, mit den Klischees über ihre Spezies aufzuräumen. „Das hat überhaupt nichts mit meinem Vampirdasein zu tun. Knoblauch ist einfach nur widerlich. Und du wirst das Zeug nicht einmal los, wenn du es einmal runtergeschluckt hast. Nein, du hast auch noch zwei Tage was davon, weil es sich auf deinen Zähnen festsetzt."
Der letzte Teil zumindest wäre mir neu, aber ich bin froh, Alice zum Reden gebracht zu haben.
In ihrem Wohnzimmer hängt Jessie schon auf einem der Sitzsäcke und sieht sogar einigermaßen lebendig aus. Was mehr ist, als man von sirem Klang am Telefon hätte behaupten können.
Als ich dann tatsächlich die Zimtschnecken aus meiner Tüte hole, ist mir wohl endgültig vergeben.
„Oh Eliza, Zerstörerin und Retterin des heiligen Samstagmorgens, was ist dein Begehr?", gibt Jessie schließlich von sich und die Dramatik sirer Wortwahl wird sehr effektiv dadurch zunichtegemacht, dass sim währenddessen Zimtschneckenkrümel aus dem Mund fallen.
„Muss ich es wirklich noch ein drittes Mal sagen?", schimpfe ich lachend. „Ich brauche Djinn-Nachhilfe."
Jessie zuckt mit den Schultern und fängt zusammenhangslos an, Fun Facts über sire Spezies aufzuzählen. „Wir haben nur einen Elternteil. Azath hat sich ein falsches Gebiss einsetzen lassen. Ich bin sieben Jahre alt."
„Was?"
„War ein Witz. Ich bin neun."
„Was?"
„Wir altern schneller als ihr."
„Du weißt, dass ich auf nichts davon –"
„Wenn wir ins Erwachsenenalter eintreten und uns für ein Geschlecht entscheiden, haben wir fünf Wünsche frei, um unser Aussehen zu modifizieren, wie es unseren Vorstellungen entspricht."
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Simsaladjinn - Ein Djinn für alle Fälle
HumorWusste ich, dass in dem Antiquitätenladen einiges ein wenig seltsam ist? Natürlich. Dachte ich, das würde mich jemals irgendwie betreffen? Nein. Bin ich davon ausgegangen, dass ein Djinn mit Erziehungsproblemen mich als Babysitter verpflichten wür...