Zur Abwechslung übernimmt Alice meinen üblichen Text. „Was?"
Ich zupfe mir die Blätter aus den Haaren und marschiere auf die Mireors Tür zu. Die Entscheidung wurde wohl getroffen und ich bin immer noch hier. Also kann ich das auch bis zum Ende mit durchziehen.
„Ha", macht Jessie und ich höre, wie ser mir folgt.
„Sehen wir es einmal so", sage ich, während Alice eher unenthusiastisch hinter uns her stolpert und etwas murmelt, aus dem ich vorrangig Schimpfwörter heraushören kann. „Wir sind mehrfach einigermaßen verdeckt bei Mireor eingedrungen." Ich kann immer noch nicht ganz glauben, die Worte aus meinem eigenen Mund zu hören. „Er hat uns ausgelacht, uns gesagt, dass wir wieder gehen können, und wir sind gegangen."
Mein Herz pocht mir bis zum Hals, aber ich werde einen Teufel tun und jetzt anhalten. Irgendwie komme ich sogar vor Jessie am Eingang an. Ich weiß zwar nicht, ob ich wirklich wild darauf bin, Azath wiederzusehen, aber ich erlaube mir nicht, weiter darüber nachzudenken.
Mein Finger zittert verdächtig, als ich auf die Klingel drücke und eine mir vage bekannt vorkommende Melodie im Haus ertönt. Jessies Hand gleitet in meine, während ich zitternd auf die Antwort warte. Sire Finger drücken meine und tatsächlich fühle ich mich ein kleines bisschen besser.
„Wir kaufen nichts", sagt in diesem Moment eine nasale Stimme. Die Sprechanlage muss uralt sein, denn die Stimme klingt wie die eines Radiomoderatoren aus den fünfziger Jahren.
„Ich will auch nichts verkaufen", sage ich und stelle mit einem Anflug von Stolz fest, dass meine Stimme fast gar nicht zittert. Fast.
„Wir sind wegen etwas Gestohlenem hier", ergänzt Jessie und zuckt mit den Schultern.
„Ich mache auch nicht bei irgendwelchen improvisierten Theaterstückchen mit", gibt die Stimme nun pikiert zurück. „Und von euren komischen YouTube-Videos habe ich auch schon genug gesehen. Sie sind übrigens nie witzig."
„Ich ..." Das ist überhaupt nicht die Reaktion, mit der ich gerechnet habe, und sie bringt mich vollkommen aus dem Konzept. „Es tut mir leid, aber ich bin wirklich nicht wegen eines Pranks –"
„Das war das Wort, das mir nicht eingefallen ist! Prank! Seit Monaten plage ich mich mit euch herum, immer wollt ihr mir irgendwas verkaufen oder erzählen oder wollt, dass ich etwas unterschreibe, und dann werde ich mit Eiswasser übergossen oder soll irgendwelche Waschmittel essen oder euch beim Tanzen zusehen oder eure runtergefallenen Pakete aufsammeln und ich habe es sowas von satt!"
Ich rechne damit, nach dieser kleinen Ansprache ein Klicken zu hören, stattdessen scheint mein Gegenüber auf eine Verteidigung zu warten. Ich bin vollends verwirrt. Meine Hand zittert nicht mehr, aber vielleicht ist sie einfach nur eingefroren wie ein Tier im Scheinwerferlicht. Was passiert hier gerade?
„Es tut mir sehr leid, dass Sie diese Erfahrungen machen mussten", sage ich vorsichtig.
Jessie tritt mir auf den Fuß.
Ich schüttele mich. Stimmt ja. „Ich möchte zu Mireor", bringe ich heraus, aber die Stimme am Lautsprecher zeigt sich unbeeindruckt.
„Mireor. Wer soll das sein?"
„Müssen wir jetzt wirklich diese Spielchen spielen?", frage ich entnervter, als es der Situation höchstwahrscheinlich angemessen gewesen wäre. „Ich muss wirklich nur kurz mit Mireor sprechen, ich bin zwar menschlich, aber ich habe einen Djinn und eine Vampirin bei mir, ich weiß wirklich, worum es hier geht."
„Ist ja gut, ist ja gut. Jetzt lass einer alten Frau doch auch einmal ihre Scherze", werde ich angegiftet, aber dann endlich summt der Türöffner. Jessie, Alice und ich huschen hinein und schließen die Tür hektisch hinter uns.
![](https://img.wattpad.com/cover/296148352-288-k593695.jpg)
DU LIEST GERADE
Simsaladjinn - Ein Djinn für alle Fälle
UmorismoWusste ich, dass in dem Antiquitätenladen einiges ein wenig seltsam ist? Natürlich. Dachte ich, das würde mich jemals irgendwie betreffen? Nein. Bin ich davon ausgegangen, dass ein Djinn mit Erziehungsproblemen mich als Babysitter verpflichten wür...