37. Wenn man das Zimmer putzen will, aber dann dazu aufgefordert wird

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Jessie wirft mir einen seitlichen Blick zu. „Vielleicht habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich doch für das Djinn-Dasein zu entscheiden, seit ich von der Aufgabe erfahren habe."

Wieso?", frage ich scharf. War das der Grund, warum ser nicht mit mir geredet hat, nachdem ser herausgefunden hat, was meine Aufgabe ist? War das der Grund, warum ser so heftig reagiert hat, wann immer ich sim darauf angesprochen habe?

Jessie zieht nachdenklich sire Wangen nach innen und lässt sie wieder nach außen ploppen. „Weißt du ... ich mag es eigentlich, ein Djinn zu sein."

Eine durchsichtige Glühbirne erscheint über sirem Kopf, blinkt ein- oder zweimal hell auf und verschwindet dann wieder. „Ich kann keine richtigen Illusionen erschaffen wie Dylan oder ... was Alice kann, aber ich glaube, ich kann ganz gut ... das andere." Ser schaut mich hilflos an. „Weißt du, das, was das Djinn-Sein ausmacht? Ich mag die Macht, die es mir verspricht, und ich mag es, mich mit Leuten anzulegen, die sich für etwas Besseres halten als mich." Sire Augen glitzern schelmisch und ich erwarte schon beinahe wieder das Grinsen auf sirem Gesicht. „Aber kennst du das Gefühl ... sagen wir, wenn du dir fest vorgenommen hast, dein Zimmer zu putzen?"

Dieses Gefühl habe ich wahrscheinlich etwa einmal im Jahrzehnt, aber den groben Gedanken kann ich nachvollziehen. Also nicke ich langsam.

„Und dann kommt deine Mutter rein, in dem Moment, wo du noch nicht angefangen hast, sieht sich missbilligend um und sagt: Eliza, du musst heute dringend dein Zimmer putzen. Und dann hast du keine Lust mehr."

Das Gefühl allerdings kenne ich wirklich. Hier muss ich mich nicht mehr verstellen, um Jessie zuzustimmen und ich schätze, deswegen wird mein Nicken auch überzeugender.

„So fühle ich mich", sagt das Djinnkind unglücklich. „Azath ist so dahinter her, mich da reinzuprügeln. Und das raubt mir den letzten Nerv. Und ich habe gar keine Zeit mehr, mir darüber Gedanken zu machen, weil er mich andauernd irgendwie anders einbindet. Und sogar das Praktikum mit dir war wieder etwas, das er mir aufzwingen wollte."

Ich habe sämtliche Satzzeichen der Lesbarkeit halber eingefügt. Jessie hat sich wieder einmal der Kunst bedient, einen unglaublichen Wortschwall in sehr kurzer Zeit herunter zu rattern.

Ich kratze mich unangenehm berührt am Kopf.

„Aber in diesem wirklich ekligen Keller dachte ich mir auf einmal: Was, wenn ich mich schon entschieden hätte? Dann könnte sich Mireor seine ganze Show sparen, weil er mir dann nichts mehr anhaben könnte."

Jessie zögert und kneift sich in die Unterlippe.

„Also zumindest fast nichts."

„Was meinst du mit fast?" Meine Stimme klingt seltsam tonlos. Das hier läuft so vollkommen anders als das, was ich mir vorgestellt habe und ich weiß noch nicht, was ich von der Entwicklung halte.

„Auch als fertiger Djinn könnte ich noch ... naja, von Mireor eingefangen werden." Ser versucht sich an einem schiefen – und viel zu breiten – Lächeln, hat aber nicht so wirklich viel Erfolg damit. „Die Beschwörung klappt, solange ich nicht über drei Wünsche an jemanden gebunden bin."

Ich kann es mir nicht verkneifen, ich verziehe das Gesicht, als ich daran denke, wie Azath mich reingelegt hat. Etwas blitzt in Jessies Augen auf und ich weiß, dass ser den gleichen Gedanken hat, dankenswerterweise sagt ser aber nichts dazu.

„Du brauchst also tatsächlich einen Meister, was?", frage ich stattdessen dumpf.

„So halb", erwidert Jessie einigermaßen gelassen. „Wenn ich mir keinen aussuche, kann sich jeder, der fies genug ist, dazu erklären und das finde ich tatsächlich nicht so toll, ob du es glaubst oder nicht."

Simsaladjinn - Ein Djinn für alle FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt