„Bitte was?", spucke ich aus. Eine so große Flut an Einwänden und Problemen und Das-ist-doch-gar-nicht-möglich und Ich-würde-gerne-nochmal-das-Kleingedruckte-lesen schwemmt durch meinen Kopf, dass die soeben hervorgebrachten Worte wirklich das einzige sind, was mir einfällt.
„Solltest du dich meinen Bedingungen widersetzen", deklamiert der Djinn weiter, „so wirst du daran zugrunde gehen. Dein Leben wird zerstäuben wie die Erinnerung an längst vergangenes Wissen, es wird an Bedeutung verlieren und du wirst aus den Gedanken der Menschheit gelöscht."
Plötzlich spricht er leiser, aber seltsamerweise wird seine Stimme dadurch noch tiefer, noch grollender und ich habe das Gefühl, dass sie durch meinen ganzen Körper vibriert und die Worte in mich eingraviert.
„Sie alle würden dich vergessen. Mr. Skyler. Deine Familie. Kathleen und Miles. Sie alle würden sich deiner nie wieder erinnern. Doch tust du, was ich von dir verlange, wird es niemals dazu kommen."
„Das sind ganz schöne Versprechungen?", sage ich und meine Stimme ist deutlich dünner, als ich das gerne hätte. „Kann ja jeder behaupten."
Verdammt, ich klinge gleichzeitig vollkommen verängstigt und deutlich selbstbewusster als ich mich fühle.
Plötzlich schießt ein Strahl des dunklen Rauchs auf mich zu. Mit einem überraschten Schrei ducke ich mich, nur um dann zu bemerken, dass er mich ohnehin meilenweit verfehlt hätte. Nunja. Dinge nach Augenmaß abzuschätzen ist nicht meine Spezialität.
Auf jeden Fall kommt der Raucharm nun wieder zurück und schlingt sich umstandslos um mein Handgelenk. „Whoa", protestiere ich, weil meine ganze Hand sich plötzlich anfühlt, als hätte ich sie im Gefrierfach vergessen.
Doch genauso schnell ist das Gefühl auch wieder verschwunden. Dafür sitzt jetzt einer von Mr. Skylers Armreifen fest an meinem Handgelenk. Nicht unangenehm fest, aber doch so, dass seine Präsenz deutlich ist.
Ich mag diesen Armreifen nicht. Er ist einer von denen, die flüstern. Und was er flüstert, geht häufig in die Richtung von „Eliza, sie beobachten dich". Ich hoffe, niemand hinterfragt jetzt mehr, warum ich um dieses Schmuckstück für gewöhnlich einen gewaltigen Bogen mache.
„Menschling, dieses Gold soll dich von nun an daran erinnern, welchen Pakt du eingegangen bist. Er wird sich nicht abnehmen lassen. Er wird sich nicht lösen lassen. Er wird dir jede Stunde deines Tages ein Begleiter sein."
Es sollte wohl nachvollziehbar sein, dass ich jetzt erst einmal versuche, diesem Dämonen-Geist-Dings – nein, Djinn, er hat gesagt, er ist ein Djinn – das Gegenteil zu beweisen. Immerhin kenne ich diesen Armreif. Die Frau, die ihn vorher getragen hat, hat etwa das Dreifache von mir gewogen. Wenn sie den Armreif anziehen konnte, sollte es doch für mich wirklich kein Problem sein, ihn wieder abzustreifen.
Eigentlich. Ja. Eigentlich hätte ich es auch besser wissen müssen. Mit der ganzen Sache mit dem Rauch und dem Kistenaufklappen und den irislosen schwarzen Augen (okay, so langsam weiß ich, dass ich sie schon ein paar Mal erwähnt habe), da hätte ich mir denken können, dass da ein Armreif kein Problem mehr darstellen würde. Tut er auch nicht. Jedenfalls für den Djinn nicht.
Der protzige goldene Reif sitzt um mein linkes Handgelenk wie eine Handschelle.
„Also", sage ich eingeschüchtert. „Das ist dann wohl so."
Wenn ich Mr. Skyler erklären kann, warum ich eins von seinen Schmuckstücken geklaut habe, versteht sich. Oh, das wird unangenehm.
Jetzt aber dehnt sich die Stille zwischen uns aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, es ist so etwas wie unangenehm berührtes Schweigen. „Also ... gehe ich dann jetzt?"
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Simsaladjinn - Ein Djinn für alle Fälle
UmorWusste ich, dass in dem Antiquitätenladen einiges ein wenig seltsam ist? Natürlich. Dachte ich, das würde mich jemals irgendwie betreffen? Nein. Bin ich davon ausgegangen, dass ein Djinn mit Erziehungsproblemen mich als Babysitter verpflichten wür...