17. Eine viel zu wortwörtliche Feuertaufe

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Mein Kopf schießt hoch. Bitte was? Ich plane hier meinen großen Filmauftritt und eine wirklich beispielhafte Flucht und jetzt dürfen wir einfach gehen? Nein okay, ich freue mich natürlich, aber – was?

Schnell lasse ich Alice' scharfen Gegenstand in meinem Ärmel verschwinden, da kommt Hannah schon mit großen Schritten auf uns zu und schneidet in einer so schnellen Bewegung unsere Fesseln durch, dass ich halb damit rechne, dass einige Fingern daran hängen bleiben.

Argwöhnisch knote ich die Fesseln um meine Füße auf und stehe dann auf. Ich fühle mich ein wenig wackelig auf den Beinen, aber viel unsicherer macht es mich, dass Mireor mich nun wieder unverwandt anstarrt. Diese grünen Augen machen mich fertig.

„Wie lange kennt ihr euch schon?", fragt er mich dann.

„Äh." Ich weiß gerade wirklich nicht, was die beste Antwort wäre. Eine zu kurze Zeitspanne angeben, damit er denkt, Jessies Praktikum hätte noch fast keine Auswirkungen auf sin gehabt? Eine zu lange Zeitspanne, damit er denkt, Jessie hätte sich schon längst in einer anderen Hinsicht ... verpflichtet oder irgendwie so etwas? Mehr als die Wahrheit bleibt mir wohl nicht übrig. „Drei Tage", sage ich vorsichtig.

„Ach was", strahlt Mireor. „Das ist ja doch schon eine Weile." Mist. Meine Vorgehensweise war offensichtlich die falsche.

„Aber ich habe noch fast nichts von ihrer Welt gesehen", sagt Jessie und Alice legt mir eine Hand auf den Rücken, um mich einigermaßen entschieden aus dem Raum zu bugsieren. „Es dauert also noch. Auf Wiedersehen, Mireor."

Tatsächlich ist die Tür zu der Bibliothek, die ich trotz allem wirklich gern weiter bewundert hätte, für uns geöffnet und niemand macht Anstalten, uns aufzuhalten, als wir hindurchtreten. Mein Misstrauen wächst.

Wir befinden uns in einer Art altem Kloster, die Decke wird von geschwungenen Steinpfeilern getragen und der Boden ist mit Steinen der gleichen sandigen Farbe ausgelegt. Zu unserer Rechten befindet sich der Garten, den wir von der Bibliothek aus auch schon sehen konnten.

„Lass uns abhauen", sagt Alice und ich höre in ihrer Stimme eine Spur des Misstrauens, das ich selbst empfinde. „Ich will hier keinen Moment länger bleiben als nötig."

„Damit bist du nicht die einzige", stellt Jessie düster fest.

Näher beieinander als nötig machen wir uns auf den Weg zur nächsten geöffneten Tür, die augenscheinlich in eine Kirche und damit irgendwann wohl zum Ausgang führen wird.

In einem herrlichen Klischee hallen unsere Schritte laut in dem Gang.

Mein Herz pocht schnell, als wir endlich die große Holztür erreichen. Warum lässt Mireor uns gehen, nachdem er eine derartige Show damit abgezogen hat, uns hierher zu bringen?

Im Inneren der Kirche ist es dunkel und kühl.

Bis zu dem Moment, in dem es zischt und etwas unglaublich Helles auf uns zu geschossen kommt. „Ducken!", brüllt Jessie, als Alice und ich schon dabei sind, eben das zu tun. Eine glühende Lichtkugel zerbirst an der Kirchenbank neben uns und steckt sie prompt in Flammen.

Was zum ...

„Laufen!", zischt Alice und dieses Mal habe ich den Hinweis sogar gebraucht, denn ich war noch damit beschäftigt, auf das zu starren, was aus uns hätte werden sollen. Bis ich mich aufgerappelt habe, zischt es erneut und wir müssen erneut aus dem Weg springen. Ich schlage mir mein Schienbein an einer Kirchenbank an und stolpere.

Knackend erwacht einer der Lautsprecher neben uns zum Leben. Wahrscheinlich wird er normalerweise dafür genutzt, dass auch die älteren Leute dem Gottesdienst folgen können, heute aber dringen andere Worte daraus hervor. Worte, die für mich überhaupt keinen Sinn ergeben. Es ist eine Sprache, die ich noch nie gehört habe und die vermutlich nicht einmal mehr irgendwo gesprochen wird.

Simsaladjinn - Ein Djinn für alle FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt