33. Mühevolle Beeindruckungskämpfe

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Hallo zusammen :D Ich entschuldige mich einmal in aller Form für das ewig verspätete Update, ich war im Ausland unterwegs und dann ist mir leider mein Laptop abhanden gekommen. Jetzt bin ich zurück und motiviert und verspreche hoch und heilig, dass ab jetzt wieder wöchentlich Kapitel kommen.

Einmal zum Auffrischen: Die letzte Situation war, dass Eliza, Jessie und Alice gemeinsam aus Mireors Gefängnis geflohen sind. Auf der Flucht sind sie in einem Raum mit Vitrinen gelandet, in dem Jessie und Alice eine gewisse Bernsteinkette gefunden haben. Klar soweit? Ich denke, klar soweit und entlasse euch jetzt in das neue Kapitel. Schön, dass ihr noch hier seid!

Eure Smaragdsee

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„Die was?" Ich habe wieder einmal das Gefühl, höchstens die Hälfte von dem zu verstehen, was hier vor sich geht. „Wovon redet ihr?"

Mit vorsichtigen Schritten trete ich neben Jessie und werfe einen Blick in die Vitrine. Sie sieht eigentlich nicht so viel anders aus als das, was in jedem zweiten Juwelierschaufenster ausliegt.

„Ich ... sollte jetzt beeindruckt sein", versuche ich mich heranzutasten.

„Noch nicht, aber sobald wir das Ding da rausgeholt haben, schon", stellt Alice klar.

„Ihr wollt –" In dem Moment wird es mir aber auch schon bewusst. Ich weiß, wann die beiden das letzte Mal über eine Bernsteinkette gesprochen haben. Auf der Nachtmesse. Bevor uns der skelettartige Typ an Mireor verraten hat. Die verfluchte Kette war der Grund, aus dem wir überhaupt noch einmal da waren.

„Okay." Ich atme einmal tief durch. „Wir holen das Ding jetzt da raus, ja?"

„Ja." Jessie schreit nicht wirklich, aber in sirer Stimme liegt genug Intensität, als hätte ser es getan.

Der Widerspruch bleibt mir im Hals stecken. „Soll ich Wache stehen?"

Alice beobachtet mich mitleidig. „Süße, wenn wir das hier aufgebrochen haben, wird sowieso jeder wissen, wo wir sind. Wenn sie es nicht sowieso schon wissen."

Ich schlucke. Wo sie recht hat ... „Kat", wispere ich.

Jetzt sehen die beiden wirklich unangenehm berührt aus und in mir kocht völlig unvermittelt Wut hoch. Jessie tritt buchstäblich von einem Bein auf das andere.

„Hör mal, Eliza ...", versucht das Djinnkind anzusetzen, aber ich fahre dazwischen.

„Ich bin überhaupt nur hier, weil ich meine beste Freundin, die vollkommen unschuldig hier reingerutscht ist, rausholen wollte!", zische ich. Wusste ich, dass ich flüsternd schreien kann? Nein, aber ich werde dieses neu entdeckte Talent voll ausnutzen.

„Und ich werde sie nicht wegen einem Stück Metall hier zurücklassen, auch wenn ihr seltsam versessen darauf seid! Das könnt ihr euch abschminken! Ab... illusionieren! Was auch immer, ich gehe jedenfalls!"

Ich drehe mich auf dem Absatz herum, laufe gegen eine Vitrine und komme ins Stolpern. Immerhin zerbricht sie nicht.

Während ich innerlich meine Unfähigkeit zu dramatischen Abgängen verfluche, gehe ich zum Ausgang. Die Wut pulsiert immer noch durch meine Adern und beschleunigt meine Schritte. Sollen die zwei doch ihrer seltsamen Kette hinterherrennen. Ich werde Kat nicht allein lassen. Nicht noch einmal.

Jessies schwachen Ruf nach mir ignoriere ich.

Der seltsame Burggang führt in absolut unburgigen Windungen weiter. Das ist sowas von keine echte Burg. Das ist irgendetwas, das Mireor mit dem Zweck angelegt hat, um Leute wie mich zu irritieren.

Was mich zu der Frage bringt, wie oft hier wohl Menschen unterwegs sind. Was mich zu Fragen bringt, auf die ich insbesondere in der aktuellen Situation keine Antwort haben will.

Meine Bedenken halten mich nicht davon ab, die erstbeste Tür zu öffnen, die nach einer Weile in meinem Blickfeld auftaucht. Es ist ein Raum, der komplett mit schwarzem Samt verkleidet ist. Und wenn ich sage komplett, dann meine ich komplett. Der Stoff hängt in Falten von den Wänden und in langen Bahnen von der Decke. Der Boden ist mit einem samtenen Teppich ausgelegt. Wenn ich jemals ein Set bräuchte, um eine Fantasy-Variante von Fifty Shades of Grey ... Ich entscheide mich dagegen, den Gedanken weiter zu verfolgen, und ziehe die Tür wieder zu.

Die nächste Tür führt mich in ein Spiegellabyrinth. Ich schlucke. Auf dem Jahrmarkt sind diese Orte vielleicht lustig, aber hier ... hier scheint mir Kälte aus dem Raum entgegen zu kriechen und mich einzuhüllen. Als würde mir der Raum zuflüstern, dass ich mich fernhalten soll.

Wahrscheinlich ist genau das der Grund, hineinzugehen.

Ich mache einen Schritt nach vorne und sofort fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Großartig, schießt es mir durch den Kopf. Wieder ein Punkt auf deiner Checkliste zum Superbösewicht, Mireor.

Der schlechte Scherz führt nicht dazu, dass ich mich besser fühle. Von jeder Richtung starrt mir mein eigenes Spiegelbild entgegen. Die braunen Haare wirr, die Augen weit aufgerissen und Schatten dort in meinem Gesicht, wo normalerweise keine sind. Ich sehe nicht aus wie ich selbst.

Jeden Moment rechne ich damit, dass sich eines der Spiegelbilder vor mir bewegt.

Tastend bewege ich mich nach vorne. Meine Finger stoßen gegen eiskaltes Glas. Wie kann es sein, dass es nicht längst beschlagen ist? Am liebsten hätte ich nach Kat gerufen, aber im letzten Augenblick kann ich mich zurückhalten.

Ich hasse jeden Moment in diesem Labyrinth. Nur zwei Sekunden, nachdem ich die erste Kurve genommen habe, hätte ich den Ausgang nicht mehr gefunden. Nach drei Biegungen bin ich mir sicher, seit Jahren hier drin zu sein.

Als ich mir den Kopf an einem Spiegel stoße, bin ich mir sicher, hier drin sterben zu müssen. Ich bekomme ganz sicher keine Panik. Ganz sicher starre ich nicht mein Spiegelbild an und ganz sicher muss ich mich nicht daran erinnern, welche Version von mir echt ist. Ganz sicher muss ich mich nicht zusammenreißen, um nicht zu schreien.

Und ganz sicher rutscht mir auch dann kein Schrei heraus, als die Lichter ausgehen und der Raum in blutrotes Leuchten getaucht wird. Oder als der Alarm losgeht. Oder als mir klar wird, dass ich ganz dringend und ganz schnell hier raus sollte.

„Shit."

Ich drehe mich im Kreis. Buchstäblich. Wohin soll ich gehen? Vorwärts? Ich weiß nicht, wie weit es noch ist. Rückwärts? So schwer kann ich nicht zu finden sein, wahrscheinlich kommt da jemand, um mich zu finden.

Ich habe ein Problem.

Schon wieder.

„Shit."

Ich stolpere vorwärts. Es ist ein Raum, richtig? So groß kann er nicht sein. Ich bin schon so weit nach vorne gekommen.

Dieses Mal ignoriere ich es, als ich mir den Ellbogen an einer verspiegelten Wand stoße. Ebenso, als ich mit dem Fuß an einer Kante hängenbleibe.

Mein Herz schlägt wie rasend in meiner Brust, aber immerhin ist die Panik wieder in die entlegene Ecke meines Hirns zurückgekrochen, wo sie hingehört. Was so ein Alarm nicht alles ausrichten kann.

Der hohe Ton dröhnt in meinen Ohren. Es ist wie die um das Zehnfache verschlimmerte Variante eines Weckers.

Vor mir taucht ein schwarzer Spiegel auf. Ich strecke die Hand danach aus und will mich daran entlang tasten.

Einen Moment später begreife ich den Fehler, den ich gemacht habe. Da ist kein Spiegel, das ist ein unbeleuchteter Raum.

Mit der Eleganz, die ich wohl zuletzt gezeigt habe, als ich das erste Mal High-Heels anhatte, taumele ich aus dem Spiegellabyrinth heraus und stehe in der Dunkelheit. Mein Atem ist unglaublich laut und der Alarm fiept immer noch aus unsichtbaren Lautsprechern.

Das blutrote Licht ist hier viel dunkler als zwischen den Spiegeln und ich kann nichts erkennen. Also bleibe ich wie angewurzelt stehen wie ein Waschbär im Scheinwerferlicht.

Jedenfalls bis ich eine Stimme höre, die ich überall erkannt hätte.

„Eliza?"

Kat.

Simsaladjinn - Ein Djinn für alle FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt