15. Hypnotische Nicht-Schlangen-Augen

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„Au", jammert Alice, als Jessie den Verband um ihre Wade fester bindet. „Nicht nötig, so fest zu drücken."

Ich stehe neben den beiden und fühle mich ein wenig fehl am Platz.

„Das ist meine Wut darüber, dass du dich mit Dylan eingelassen hast", erwidert das Djinnkind nur augenzwinkernd. „Du hast es nicht anders verdient."

„Dylan wäre draufgegangen ohne mich", grummelt Alice, während ich Jessie ein vorsorglich zurecht geschnittenes Pflaster reiche, mit dem ser den Verband zukleben kann.

„Dann wären wir eine Sorge los."

„Ha ha", macht die Vampirin.

„Wie ist das eigentlich?", bricht es da auch aus mir heraus. „Wenn du dein eigenes Blut siehst, kriegst du da Durst?" Sehr. Sehr. Taktvoll. Ich möchte mich unter dem nächstbesten Sitzsack verstecken. Nur, dass ich dieses Mal nicht wieder herauskommen werde.

„Nein", sagt Alice langsam und sie scheint noch zu schwanken, ob sie grinsen oder mir eine Ohrfeige geben soll. „Du weißt, dass es sowas wie Nahrungsergänzungsmittel gibt?"

„Äh."

„Kaum jemand von den Vampiren heute trinkt wirklich noch Blut, und diejenigen, die es tun, arbeiten für gewöhnlich in Krankenhäusern und haben Zugang zu Blutkonserven", sagt Alice überdeutlich, als würde sie mit einem Kindergartenkind sprechen. „Ihr erlegt doch auch keine Mammuts mehr."

Ich murmele etwas, von dem ich hoffe, dass sie es genauso wenig versteht wie ich, das wäre nämlich gruselig.

„Auf jeden Fall kannst du jetzt wieder laufen", verkündet Jessie glücklich und richtet sich auf. „Und wir können mit meinem fantastischen Plan fortfahren!"

„Fantastisch", grummelt Alice und zieht ihre schwarze Hose wieder über den Verband. „Ich freue mich ja so."

„Wohin gehen wir?", frage ich, als die zwei sich umstandslos daran machen, Alice' Wohnung zu verlassen. „Will mich hier mal irgendjemand einweihen?"

„Nö", sagt Jessie, fängt sich aber dafür einen Hieb in die Seite ein.

„Wir gehen noch einmal zur Nachtmesse", erläutert Alice.

„Ah", mache ich. „Habt ihr was vergessen?"

„Ja, und zwar ganz buchstäblich." Ein breites Grinsen zieht Jessies Gesicht auseinander. „Wir haben vergessen, dass manche Leute eher reden, wenn es in dem Laden nicht so voll ist."

Die Tür hinter uns fällt zu. Mir ist nicht entgangen, dass Jessie sich bereits wieder an einem Mafia-Vokabular bedient, das mir ganz und gar nicht geheuer ist.

Immerhin fährt dieses Mal Alice und ich muss auf der Fahrt keine Todesängste ausstehen. Das Lagerhaus sieht heute noch unfreundlicher aus als das letzte Mal und ich kann mich schon wieder nicht davon abhalten zu überlegen, wie es sich wohl aus Kulisse für einen Horrorfilm machen würde.

Wir gehen durch die gleiche schimmlig grüne Tür, durch den gleichen, von Rohren begrenzten Gang. Aber als wir in die Halle kommen, die das letzte Mal vor Leben nur so gebrummt hat, ist das einzige, was uns begrüßt, das Echo unserer Schritte.

Die meisten Verkaufsstände sind zwar noch aufgebaut, aber die Ware fehlt, sodass sie eher wirken wie Gerippe.

Ein solches scheint uns jetzt auch entgegen zu kommen, wenn auch von der humanoiden Art. Es dauert einen Moment, bis in meinem Hirn angekommen ist, dass es sich hier um ein lebendiges Wesen handelt. Wenn auch eines, dem ein wenig Kalorienzufuhr fehlt.

Simsaladjinn - Ein Djinn für alle FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt