24. Carmen

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Thea

Der Vorhang hob sich für den ersten Akt,....die Akteure betraten die Bühne und im Orchestergraben spielten die Musiker auf.
Und obwohl ich den Text von A bis Z, in und auswendig kannte, hielt ich das dazugehörige Libretti, aufgeschlagen auf meinem Schoß und verdeckte somit, geschickt meine rechte Hand die darunter verborgen lag........diejenige,die, die goldene Kordel zärtlich durch ihre Finger gleiten ließ.

Ganz gebannt verfolgte ich das Schauspiel, aber nicht jenes auf der großen Bühne vor uns, sondern das überaus faszinierende und "fesselnde", direkt neben mir.

Mit einem diebischen Grinsen im Gesicht, betrachtete ich die junge Frau im Sitz neben mir, die sich die gößte Mühe gab, äußerlich ruhig und entspannt zu wirken, bei der ich aber ganz genau wusste wie es in ihrem Inneren aussah.

Ich sah wie ihre Finger, immer wieder die Armlehnen ihres Sitzes fest packten,...

Ich beobachtete mit großer Genugtuung, wie unruhig ihr Atem ging,.....

Und ich registrierte ihre fest zusammen gepresste Lippen,....

Fest zusammen gepresst und nur keinen Laut von sich zu geben,......angespannt darauf wartend wann ich sie weiter reizen würde,...denn sie wusste ganz genau das ich dies tun würde.

Und ich war mir mehr als sicher, das sie sich darauf freute.

Ich freute mich jedenfalls schon sehr darauf,......aaaber vorerst wollte ich ihre Geduld noch etwas auf die Probe stellen,....die Spannung erhöhen.....ihre, sowohl als auch meine.

Den richtigen Zeitpunkt abwarten.

Und genau dieser Moment ergab sich zu Beginn des dritten Aktes, als der Tenor seine Stimme erhob und die Arie, des Prinzen Calaf's anstimmte.

Nessun dorma! Kein Schlaf!

Nessun dorma! Kein Schlaf!

Tu pure o, principessa, Auch du, oh Prinzessin,

Ganz langsam wickelte ich das Ende der Kordel um meinen Finger und erhöhte dadurch immer mehr die Spannung, des goldenen Seils und sukzessive den Druck, beziehungsweise die Reibung des Seilknotens, auf dem "Knoten" der Lust, bei meiner jungen Sitznachbarin.

Zufrieden und fasziniert, beobachtete ich im spärlichen Licht des im Dunkeln liegenden Saals, wie sie ihre Augen weit aufriss und weiterhin unverwandt zur Bühne hinstarrte.

Ich zog noch ein wenig mehr,.....ihre Hände schlossen sich fest um die Armlehnen ihres Sitzes..

Ich ließ locker,......und beobachtete wie sich ihr Griff löste und sie kurz durchatmete....

War das etwa....Erleichterung???

Nananana..glaubte sie etwa das dies alles sein würde?

Langsam wandte sie mir ihr Gesicht zu und beugte sich vorsichtig zu mir herüber.

Äußerst neugierig darüber, was sie mir sagen wollte, kam ich ihr entgegen und spürte alsbald ihre süßen Lippen an meinem Ohr.

"Ancora....per favore..!" hauchte sie und ihre Worte liefen durch mich hindurch, wie ein heißkalter Schauer.

Sie wollte mehr!

Sie bat sogar darum!

Für einen winzigen Moment, fand ein Lichtstrahl seinen Weg von der Bühne direkt zu uns und ermöglichte es mir, ihr tief in ihre Augen zu schauen.

Ihr Verlangen zu sehen, Ihr grenzenloses Begehren und....dann war der Moment der Helligkeit vorbei,....nicht jedoch der Moment des Begehrens und Verlangens,....das spürte ich mit jeder Faser meines Seins und auch des ihres.

Non Occultatum BAND 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt