urteilsverkündung

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Da war er der Tag. Die Urteilsverkündung von Eliza. Relativ Früh. Schon um 7 Uhr, trafen sich Kostas, Mik, Jonas und die Mutter von Lilly bei mir in der Wohnung. Wir aßen erstmal Frühstück zusammen. Redeten etwas. Jonas und ich holten auch einzelne Erinnerungen mit Lillys Mutter hoch. Gemeinsame Aktionen, die sie nie von Lilly zuhören bekommen hat.

Gegen 8:30 Uhr fuhren wir los. Im Auto schwiegen wir relativ. Ich denke jeder machte sich selbst seine eigenen Gedanken. Lillys Mutter und ich vermutlich mehr als die anderen. Was ja eigentlich obviously ist.
Denkst du, du packst das?", fragte mich Jonas. Er saß neben mir. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und lächelte mich an. Ich nickte nur stumpf. „Du bist stark Nico, die Beerdigung wird bei weitem schlimmer von Lilly."

„Dann heißt es Abschied nehmen." Jonas nickte. „Ach Nico du packst das, du hast das alles herausgefunden und hast Stärke gegen Eliza gezeigt, außerdem stehen wir hinter dir.", sagte Kostas von hinten. „Wirklich, ich kenne niemanden der mit 22 so erwachsen und stark ist wie du.", stimmte Mik Kostas zu. Auch wenn die zwei es von hinten nicht sahen, aber gerade der Satz von Mik, schenkte mir so ein Lächeln ins Gesicht.

Wir fuhren ungefähr 30 Minuten. Wir waren die ersten die da waren. Lillys Mutter, die direkt hinter uns fuhr, kam dennoch erst paar Minuten später an. Komisch, normalerweise hätten wir später ankommen müssen. Schließlich hatten wir Kostas mit drin.

Gehts los?", fragte Jonas und sah uns an. „Ja.", nuschelte ich leise. Ich griff nach seine Hand. Dann gingen wir rein. Wir setzten uns alle hin. Der Raum war recht befüllt. Auch Elizas Eltern waren vor Ort. Für ihre Eltern muss das bestimmt so schlimm sein, zu erfahren, dass ihre Tochter Menschen getötet hat. Unbegreiflich.

Eliza kam rein. Mit zwei, drei anderen Typen und vermutlich der Richter. Der gleich verkündet, wie lange sie bekommt. Ich blickte sofort zu Elizas Eltern, als Eliza den Raum betrat. Ihre Mutter brach sofort in Tränen aus. Ihr Mann versuchte sie zu beruhigen. Sie taten mir so leid, dass sie sowas als Tochter haben.

Ich hoffe danach kehrt wieder Ruhe bei dir ein, Mik und ich haben danach auch noch eine Überraschung für dich.", flüsterte Kostas, der mit Jonas neben mir saß. Verwundert schaute ich Mik an, der nur seine Schulten zuckte. „Lass dich überraschen.", flüsterte er. Zeit jetzt darüber nachzudenken, hatte ich sowieso nicht. Kurz darauf fing der Richter an zu sprechen.

Eliza blickte zu mir. Sie sah fertig aus. Gefühlt erkannte man sie gar nicht auf dem ersten Blick. Sie lächelte mich bedrückt an. Doch ich blieb kalt. Ich schaute sie bitter an. Verzog keine Miene, bis mein Blick sich dem Richter widmete.

Er gab ihr 15 Jahre. Nicht nur für den Tod von Lilly machte sie sich verantwortlich, sondern auch für Shawn. Was ich echt nicht erwartet hatte. Denn eigentlich geht es hier nur um Lillys Tod. Ich blickte wieder zu Eliza. Noch immer lächelte sie mich bedrückt an. Scheinbar bereute sie wirklich ihre Taten. Hätte sie sonst den Tod von Shawn nach Jahren gestanden? Dennoch gab ich ihr außer kalte Blicke nichts zurück.

15 Jahre? Ich hätte der noch mehr gegeben.", flüsterte Mik. Ich sah zu ihn. „15 Jahre sind voll okay. Überleg mal, das ist fast deine und Kostas ganze Beziehung. Wäre einer von euch 15 Jahre weg gewesen, wärt ihr nie zusammen gekommen." Kostas nickte zustimmend.

Die Urteilsverkündung war zu Ende. Eliza wurde rausgebracht. Bevor sie aber den Raum verließ, wollte sie noch kurz mit mir sprechen. Was mich wunderte. Ihre Eltern wollte sie nicht sprechen. Ich kam zu ihr. „Ich kann das nicht entschuldigen, das stimmt wohl, dennoch bitte ich um Verzeihung, sag bitte nichts darauf." Sie nahm meine Hand und gab mir Lillys Armband. „Ich hoffe es wird dich weiterhin beschützen." Sie lächelte ein letztes Mal, bis sie dann schließlich rausgebracht wurde.

Was wollte sie?", fragte Kostas, der hinter mir stand. Ich zeigte ihm das Armband. „Ist das Lilly ihrs?" Ich nickte. Kurz darauf fing ich an zu weinen. Kostas nahm mich sofort in den Arm. Als Jonas sah, dass ich weinte, kamen er und Mik ebenfalls sofort zu mir. „Dieses Armband wird dich beschützen, genauso wie Lilly es tun wird. Behalte es. Es ist schließlich euer Armband.", sagte die Mutter von Lilly. Mik, Jonas und Kostas lösten sich von mir. Sie kam auf mich zu und nahm mich auch erstmal kräftig in den Arm. „Und falls was ist, komm zu uns. Du warst schon immer wie unser zweites Kind." Sie strich mir über den Rücken. Dabei konnte ich mir natürlich die Tränen auch nicht verkneifen.

Wir verließen den Saal. Gingen nach draußen zu den Autos. „Obwohl sie meiner Meinung nach viel länger verdient hätte, finde ich das Urteil dennoch okay." Die vier stimmten mir zu. Wir sprachen noch etwas darüber. Lillys Mutter war dann die erste die losfuhr. Schließlich wollte sie noch alles für die Beerdigung vorbereiten, die auch demnächst war.

Wir stiegen auch wieder ins Auto. Fuhren wieder zurück nach Hause. Ich machte mir Lillys Armband um. Mik fuhr. Ich wollte gerade lieber in Gedanken fliegen. Ich sah es an. Musste aber lächeln. Sie wird jetzt mein Schutzengel sein.

Who is that stranger guy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt