PapA

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Sachte strich er über die dünnen grau-blonden Haare.
Der Militärarzt grummelte ein wenig und wedelte kurz mit der Hand übers Gesicht.
Sherlock zog seine Finger zurück und schaute nur noch.
Quer über Johns Gesicht zog sich ein mehrschichtiger weißer Verband der an der einen Seite schon ein wenig durchnässt war.

"John...." Sherlock beugte sich über ihn sodass seine Haare den Arzt streiften.

"Johohn...
Wach auhauf!
Wir müssen den Fall lösennn!"
In einem merkwürdigen Singsang redete er auf ihn ein.

Eigentlich machte er sich große Sorgen um ihn.
Sie Beide hatten mehrmals bewiesen wie unsicher so ein Militärkrankenhaus sein konnte.
Und John musste so schnell wie möglich wieder aufwachen, damit sie den Fall lösen und zurück nach Hause konnten.
Mit Anne.

Ungeduldig starrte er auf sein Handy.
Nachdem sich Mycroft dass Letzte Mal gemeldet hatte waren schon fünf Stunden vergangen. Und er machte sich Sorgen. Große Sorgen.
Hin und wieder tippte er seine Nummer ein. Nur um sie wieder zu löschen.
So wenig wie möglich abhörbaren Kontakt.
Als ob jemand das Telefon einer Clara Shawnfield in Schottland abhören würde.

Nach außen hin nannte sie sich so.

Clara Shawnfield.

Eigentlich war sie seit fast zwanzig Jahren in einer ständigen On-Off-Beziehung mit Harriet Watson.

Vor etwa sechs Jahren haben die Beiden zusammen Urlaub in Südamerika gemacht und dort heimlich geheiratet.

Nun dient sie als perfekte Tarnung.
In ihrer Nachbarschaft sagt sie dass ihre Cousine mit der Familie vorbei kommt.
Was in etwa stimmt.
Und Mycroft, Anthea und Anne tun so als seien sie eine Familie.

Eine perfekte Tarnung.
Mit etlichen Lücken.

Um sich zu beruhigen versuchte Sherlock erst gar nicht darüber nachzudenken.

Müde griff er nach der Mappe die Lestrat für ihn angelegt hatte.
Mit allen bisher gesammelten Informationen.

Sie war dicker als sonst und von außen konnte er fühlen dass sich ein Buch in ihr befand.
Neugierig sah er nach.

Ein dunkelblaues schlichtes Tagebuch mit den Initialen A.G.R.A.

Als er es hochhob flutschte ein Zettel an der Seite raus.

"Von Anne für PapA!".

Sherlock grinste.
Sie hatte schon immer den letzten Buchstaben von Papa und Papi großgeschrieben.
Als kleines Kind hatte sie beschlossen Sherlock Papa und John Papi zu nennen.

Allerdings hatte John das gerne verwechselt. Seitdem schrieb sie grundsätzlich die Anfangsbuchstaben dieser Worte groß.

Rasch holte er den Brief raus und las.

"Hey, PapA.

Das Buch ist von meiner Mutter.
Ich glaube da stehen wichtige Sachen drin. Wenn du es jetzt hast dann heißt das dass wir in Gefahr sind.
Lies das Buch!
Und sag PapI nichts davon. Ich glaub er wäre beleidigt dass ich ihm nix gesagt hab.
Aber sag ihm ich hab ihn lieb.
Und dich auch.
Alles Gute!
W.A.S. Watson".

Gerührt von ihren Worten schlug er das Tagebuch auf, lehnte sich zurük und begann zu lesen.

Mama und Papa (Johnlock)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt