»Wir jagen sie in die Luft«

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Ich zog Carl und Daryl in eine der Zellen, um sie dort zu verstecken. Auf dem Weg trafen wir Dwight, der hektisch auf uns zu gerannt kam. »Madison« sagte er außer Atem. »Wir haben einen Spitzel in Alexandria.« Ich schaute Dwight verzweifelt an. »Ich weiß. Was machen wir jetzt?«
»Keine Ahnung! Negan wusste, dass sie kommen und hat Savior Truppen vom Sanctuary nach Alexandria aufgestellt. Er wird Rick und seine Leute abfangen und erschießen, wenn sie zurückfahren.« Ich sah Carl an. »Aber er hatte deine Kette!« sagte er. Ich runzelte die Stirn. »Deine Kette! Der Junge hatte sie.« Ich umfasste meinen Hals. Meine Kette war noch da. Ich zog sie unter meinem engen Pulli hervor und zeigte sie Carl provokant. Danach drehte ich mich zurück zu Dwight. »Können wir sie ausschalten?«
»Zu viert?« fragte er.
»Zu zweit« sagte ich und nickte zu Carl und Daryl rüber. »Die bleiben hier. Wir verstecken sie in einer Zelle. Dwight nickte. »Es sind trotzdem noch zu viele. Wir können sie nicht alle einzeln erschießen.« Ich lächelte. »Wir erschießen sie nicht. Wir jagen sie in die Luft.« Dwight sah mich einen Moment an. Dann nickte er. »Könnte klappen.«
Ich drehte mich zu Carl und sah ihn an. »Ihr bleibt hier.« Obwohl ich es entschlossen und entschieden sagte, protestierte Carl. »Auf keinen Fall! Ich komme mit dir.« Ich seufzte und drückte Carl leicht in die Zelle. Als ich in der Tür stand, küsste ich ihn und sah ihn an. »Ich komme zurück. Versprochen.«
»Letztes Mal hast du es auch versprochen und du kamst nicht zurück.« Ich knallte die Zellentür zu. »Diesmal schon.« sprach ich. Carl hämmerte gegen die Tür. »Mach auf Maddy, bitte!« Ich senkte leicht den Kopf. »Seid ruhig, sonst hört euch noch jemand! Wir kommen wieder. Ganz bald. Ich verspreche es Carl.« Und damit lief ich mit Dwight Richtung Ausgang, ich hörte nur noch wie Daryl sagte »Sie ist ein taffes Mädchen. Sie schafft das. Ganz sicher.«

Als ich und Dwight Richtung Tür liefen, besprachen wir noch mal den Plan. »Also wir fahren einfach mit dem Bike zu denen und jagen die in die Luft.« Sagte ich gelassen. »Das sollte kein Problem sein.« beendete ich den Plan.
»Ganz bestimmt nicht.« entgegnete Dwight. Wir wussten beide, dass der Plan nicht blickdicht war. Als ich und Dwight drinnen vor der Tür standen, hielt er sein Funkgerät vor seinen Mund als würde er gerade mit jemanden sprechen. Als das Funkgerät in Position war, gingen wir raus. Was wir sahen, war ein gelassener Negan der mit den schwer bewaffneten Leuten aus Alexandria sprach als würden sie gerade einen Tee trinken oder als hätten sie sich zufällig an der Ampel getroffen. Als Negan uns wahrnahm und ansah, begann Dwight mit der Show. »Ich habe gerade mit den Saviors am Stützpunkt geredet.« sagte er.
»Und was erzählen sie so? Wie das Wetter ist oder wie viele heiße Frauen ihnen schon begegnet sind?« Dwight sah mich hilflos an. »Private Konflikte.« sagte ich »Die schlagen sich da gegenseitig die Köpfe ein. Wir werden hinfahren und das prüfen.« Negan nickte nur. Das war ja einfach. Zu einfach. Ich und Dwight gingen wieder rein, um aus einer Seitentür wieder raus zu den Fahrzeugen zu gelangen. Ich und Dwight stiegen auf Daryl's Motorrad und fuhren los. Negan derweil schikanierte weiter Rick und seine Truppe und informierte den Außenposten per Funk.
»Dwight und Herzchen kommen nun, um eure Streitigkeiten zu klären. Wenn ihr sie seht, eröffnet das Feuer und durchsiebt diese Spitzel.«

Ich und Dwight fuhren mit Drayl's Bike zum Stützpunkt der Saviors, die Rick und seine Gruppe erschießen wollten. »Streitigkeiten? Ernsthaft? Wie zum Teufel hat Negan dir das geglaubt?« fragte Dwight aufgebracht.
»Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Lass uns dort einfach hinfahren und unseren Job erledigen, damit ich danach noch genug Zeit habe, Daryl und Carl aus der Zelle zu holen.« Antwortete ich gestresst. »Bevor sie die Beißer loslassen.« fügte ich noch hinzu. Dwight fuhr schneller. »Hast du die Handgranate?« Fragte er.
»Besser.« antwortete ich nur. »Ich habe dieses Ding, das Daryl benutzt hat, um ein paar Saviors in die Luft zu jagen. Abraham hatte es damals gefunden, meine ich.«
»Weißt du, wie man das Ding benutzt?« fragte Dwight.
»Nope, aber das finde ich noch heraus. Wenn man jemanden in die Luft jagd, dann bitte mit Stil.« antwortete ich aufgeregt.
»Dieser Abraham« begann Dwight »War er der-«
Ich unterbrach ihn. »Ja« Antwortete ich nur. Ich wollte nie wieder das ihn jemand Rotschopf oder sonstiges nennt. Es war in meinen Augen respektlos, tote nicht mal mit ihrem Namen anzusprechen. Ich kannte Glenn und Abraham nicht. Ich kenne auch Glenn's Frau oder Abrahams Freundin nicht. Aber ich kann nachvollziehen wie sie sich gerade fühlen müssen, auch wenn es schon etwas her ist. Wie Carl damals sagte, hat jeder eine Person, bei der man mit stirbt, wenn sie von einem geht. »Erzähl mir von ihr. Von der Person, die du verloren hast. Von dem Menschen, bei dem du mit gestorben bist als sie gegangen ist.« Erinnerte ich mich.
Auch wenn es schwer für mich ist über meinen toten Bruder zu reden, habe ich das Gespräch mit Carl genossen. Ich genieße jedes Gespräch mit ihm. Jede Minute, die ich mit ihm verbringen.
»Wir sind da.« sagte Dwight. Ich sah nach vorne. Die Saviors hatten eine Art Schutzmauer aufgebaut. Hinter der Mauer waren sie in einer Reihe aufgestellt, mit Waffen. Sie zielten, doch ich war mir sicher, dass sie uns erkannt haben. Dwight hatte sogar per Funk noch einmal durchgegeben, dass wir kommen, damit uns auch niemand für einen aus Ricks Truppe hält. Insgeheim waren wir das, aber das wussten sie natürlich nicht. Dachten wir zumindest. Wir waren schon fast direkt vor der Mauer als sie plötzlich schossen.
»SCHEIßE« hörte ich Dwight noch sagen. Er bremste ab, doch es war zu spät. Ihn haben so viele Kugeln getroffen, dass es unmöglich war, dass er noch lebte. Wir fielen hin. Dwight und das Bike direkt auf mich darauf. Aufgeregt und hektisch atmete ich ein und aus. Dwight lag direkt auf mir drauf. Das Bike klemmte lediglich meine Beine ein. Die Schüsse haben aufgehört und überall war Blut. »Dwight!« sagte ich aufgebracht, doch er reagierte nicht. Als ich merkte, dass er tot war, fing ich an leise zu schluchzen. Die Saviors dachten wohl sie haben mich auch erwischt doch dank Dwight habe ich nichts abbekommen. Sein Kopf anscheinend auch nicht. Plötzlich merkte ich, dass er sich bewegte. Kurz vergaß ich den Teil mit dem Beißer da sein und dachte, er wäre doch nicht so hart getroffen worden. Doch das konnte nicht möglich sein, er wurde regelrecht durchsiebt. Ich blieb leise und bewegte mich nicht. Er lag zwar mit dem Rücken auf mir, doch ich wusste nicht, ob er es schaffen würde mich zu beißen bevor ich ihn endgültig töten konnte. Tatsächlich schien er nicht zu bemerken, dass er auf einer lebenden Person lag. Ich hörte nur sein Röcheln und grunzen. Langsam bewegte ich meine Hand runter zu meinem linken Oberschenkel, wo, wie immer mein Messer befestigt war. Langsam zog ich es heraus. Ich dachte, ich habe es geschafft es unbemerkt herauszuziehen doch irgendwann stockte es und ich bekam es nicht raus. Dwight bewegte sich über mir und rollte sich runter. Er lag auf meinem linken Arm und versuchte mich in meine Hand zu beißen. Weil er auf ihr darauf lag, konnte ich sie nicht wegziehen oder ihn erstechen. Voller Adrenalin und Schweiß zog ich schnell meine Waffe aus der rechten Tasche und schoss ihm in den Kopf. Sein Kopf fiel auf meinem linken Arm. Hektisch zog ich ihn unter ihm heraus und untersuchte ihn nach Bissen. Nichts. Zum Glück. Doch lange sollte die Erleichterung nicht anhalten. Ich hörte, wie jemand auf uns zu kam. Aufgeregt setze ich mich auf und wollte gerade den Granatwerfer von meinem Rücken nehmen, da merkte ich schon, dass ein Savior vor mir stand. »Sie lebt!« Schrie er und zog seine Waffe. Doch ich war schneller. Zum Glück hatte ich meine Waffe noch in der Hand. Ich zielte und erschoss ihn. Danach hörte und sah ich wie der Rest der Saviors auf mich zu gerannt kam. Schnell nahm ich den Granatwerfer vom Rücken und versuchte sie zu entsichern. Ob man das überhaupt musste oder ob es überhaupt geht, wusste ich nicht. Ich sah nur, wie die Saviors immer näher kamen. Ich zielte. Doch es passierte nichts. »Scheiß auf das Ding!« murmelte ich. Ich schmiss es so weit nach vorne, wie ich konnte. Ich wusste, es war nicht weit genug von mir entfernt und vermutlich würde ich jetzt mit in die Luft gehen, aber das war mir egal. Ich zog meine Beine unterm Bike hervor. Dank Dwight's Bewegungen hatte es sich etwas gelockt und ich konnte meine Beine mit wenig Kraftaufwand herausziehen. Ich robbte ein bisschen zurück und nahm danach meine Waffe, um auf den Granatwerfer zu schießen. Sofort explodierte er und auch das Bike fing Feuer. Schnell stellte ich mich hin und taumelte ein paar Schritte zurück. Mit großen Augen sah ich das brennende Bike an. Genau dahinter war ein riesiges Loch in der Straße, aus denen man jetzt schon leises Gemurmel der Beißer hörte. Das hatte unmöglich einer überlebt. Ich wollte mich gerade umdrehen, als plötzlich das Bike explodierte. Ich wurde nach hinten geschleudert und kam hart auf dem Boden auf. Mein Kopf pulsierte hart. Ich setze mich auf und plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz etwas rechts von meinem Bauch. Ich schaute nach unten und sah, dass etwas in meinem Bauch steckte. Ich sah nicht genau, was es war, weil meine Sicht etwas verschwommen war. Es musste etwas von dem Bike sein. Ich stellte mich wieder hin und umfasste meine Wunde. Es war nicht so tief. So fühlte es sich zumindest an. Ich sah mich um und hoffte, dass ich etwas fand, womit ich schneller zurück ins Sanctuary kam. Es war mir egal wie schwer verletzt ich war, ich habe Carl versprochen zurückzukommen und ich musste ihn schnell aus der Zelle holen bevor er Tage oder sogar Wochen dort eingesperrt ist. Ich ging zu Dwight und hoffte das Funkgerät noch heile aufzufinden, doch es war kaputt. Ich schaute noch mal in alle Richtungen. Langsam kamen ein paar Beißer aus dem Wald, die von der Explosion angelockt wurden. Ich drehte mich um und lief Richtung Sanctuary . Zum Glück war es nicht allzu weit doch es würde schon seine Zeit dauern bis ich da war. Ich war schließlich verwundet und konnte nicht so schnell laufen. Ich hoffte nur, dass wenn ich wieder im Sanctuary ankam, kein komplettes Chaos vorzufinden.

Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt