Nachdem ich mich wirklich eine ganze Zeit lang in Carls Armen ausgeheult habe und mir nochmal alles durch den Kopf gehen ließ, kriegte ich mich letztendlich wieder ein. Ich gab ihm den Brief, damit er ihn lesen konnte, doch er sagte nichts. Aber das war auch gut so. Ich wollte keine stundenlangen Gespräche mehr über die Dinge halten, die ich jetzt schon längst wusste. Ich war mir sicher, dass ich an meiner Lebenseinstellung nichts ändern wollte. Ich werde mir das Leben nicht von einem toten vermiesen lassen. Und mittlerweile konnte ich es mir schon ganz gut einreden, dass es wohl besser für William ist, dass er tot ist. Und ich wusste ja auch, dass ich eine neue Familie habe. Ich bin nicht alleine. Und das ist die Hauptsache.
Nach der ganzen Heulerei und den hunderten tiefgründigen Gesprächen und küssen, raffte ich mich letztendlich auf und ging ins Bad um mich etwas frisch zu machen. Carl hatte mir echt geholfen und ich bin froh, das Medaillon aufgemacht zu haben. Ich ärgerte mich tatsächlich auch ein bisschen, dass ich es nicht früher getan hatte. Ich dachte, es würde zu sehr schmerzen, aber nachdem einmal alles raus war, ging es mir besser als je zuvor. Jetzt habe ich keine Schuldgefühle mehr, weil ich ja damals mein Versprechen nicht gehalten habe, weil ich ja jetzt weiß, dass ich es garnicht konnte. Es gab schlichtweg überhaupt kein Versprechen. Denn während ich meinem Vater beim Sterben zusah, war William wahrscheinlich schon längst tot. Ich kann sie verstehen und es ihnen nicht verübeln. Die Welt ist schließlich ein grässlicher und tödlicher Ort geworden. Aber dennoch werde ich ihnen auf keinen Fall folgen. Zumindest noch nicht. Ich muss erst noch richtig leben.Als ich mit Carl Hand in Hand aus dem Haus lief, kam Daryl mir schon mit einem Lächeln und öligen Händen entgegen. »Läuft« sagte er glücklich und nickte zu seinem Bike rüber. »Auch ohne deine tatkräftige Unterstützung durch das Füttern mit Apfelscheiben« fügte er noch hinzu während er an mir und Carl vorbei ins Haus lief. »Ich wasche mir nur kurz die Hände und dann machen wir mal eine Test-spritztour!« war das letzte, was er sagte, bevor er im Haus verschwand. Ich drehte mich zu Carl.
»Klang nicht nach einer Frage« sagte ich schulterzuckend, um Carl zu verstehen zu geben, dass ich mit Daryl mit möchte.
»Schon gut« sagte er lächelnd und küsste mich. Als Daryl hinter uns auftauchte, gab Carl ihm nur ein Handzeichen. »Viel Spaß euch« sagte er noch, bevor er in das Haus, in dem Rick mit Judith nun alleine lebte, verschwand. Ich schwang mich gierig zu Daryl auf das Bike und hielt mich an ihm fest.Ich und Drayl sind eine ganze Zeit lang rausgefahren und waren in einem kleinen Shopping-Center. Ich habe mich größtenteils bei den Klamotten umgesehen, während Daryl mal wieder zwischen den Motorradteilen hing. Lange waren wir dort jedoch nicht. Es waren einfach zu viele Beißer dort. Deshalb sind wir auch relativ schnell mit leeren Händen wieder rausgegangen. Daryl wollte nochmal zu dieser Tankstelle, bei der wir letztens waren und deswegen fuhren wir auch noch mal dort hin. Auf dem Weg dorthin erzählte ich ihm von dem Brief, den ich in dem Medaillon gefunden habe. Die Kette trage ich seitdem nicht mehr. Sie liegt in meinem Nachttisch. Genauso wie das Tuch, dass ich damals von Carl bekommen habe. Das habe ich auch lange nicht mehr getragen, weil es irgendwie verschwunden war. Als ich Daryl aufforderte mal von ihm zu erzählen, kam er wieder auf seinen Bruder zu sprechen. »Wo du das alles gerade erzählst. Ich weiß gar nicht, ob ich meinen Bruder wieder zum Leben erwecken würde, wenn ich könnte« ich sah ihn fragend an. »Na ja, weil er so ein Arschloch war« erklärte er sich. »Aber so ein anderes Mädchen, Beth sie wollte sich auch umbringen. Du erinnerst mich an sie«
»Ist das nicht die Schwester von Maggie?« fragte ich. Daryl nickte nur betrübt.
»Es sind so viele Menschen meinetwegen gestorben. Beth, Glenn, Michonne. Und du auch fast«
»Ach was« sagte ich handschüttelnd. »Bedaure nicht die toten, sondern die lebenden, die sich in der scheiß Welt zurechtfinden müssen. Und außerdem, ich bin eine Savior! Ich habe mehr Menschen getötet als du überhaupt gekannt hast. Mutmaßlich und nicht nur aus zweiter Hand« sagte ich, um ihn zu beruhigen. Als wir ankamen, stiegen wir vom Bike. Daryl zapfte wieder irgendwo Benzin ab, während ich mich nur umschaut. »Was ein trauriger Ort« stammelte ich. Als ich auf eins der alten und verstaubten Autos zulief, hörte ich schon wieder dieses Rascheln aus demselben Busch wie letztes Mal. Diesmal wollte ich es mir mal genauer ansehen. Das ganze kam mir ziemlich komisch vor. Ich wollte gerade dahin gehen, als plötzlich etwas anderes aus einem anderen Busch gesprungen kam. Es war ein Mann. Er schmiss sich auf mich und drückte meinen Kopf zu Boden. Ich lag auf dem Bauch und er saß direkt auf mich darauf. »Daryl« versuchte ich zu schreien, doch ich war nicht so laut wie ich es mir erhofft hatte, weil der Kerl bei jedem Wort was ich versuchte zu sagen, meinen Kopf noch härter auf den Boden drückte. Doch Daryl scheint mich gehört zu haben, denn schon wenige Augenblicke später, kam er mit seiner Armbrust schützend vor dem Gesicht um die Ecke. »Lass sie los!« sagte er wütend und kam langsam auf uns zu. »Los lassen?« sagte der Kerl wütend und stand auf. Sofort als er von mir runtergegangen war, kniete ich mich auch hin und wollte aufstehen, doch ich wurde den Rest von ihm hochgezogen und mit dem Rücken an ihn gepresst. Er hielt ein Messer an meine Kehle. »Los lassen also« wer war dieser Kerl eigentlich? »Sie wird dir gleich blutüberströmt vor die Füße fallen!« sagte der Kerl drohend.
»Dann töte ich dich« entgegnete Daryl und kam einen Schritt nach vorne. Gleichzeitig mit Daryl ging er weiter zurück und zog mich mit. »Das ist mir egal. Ich habe eh nichts mehr zu verlieren. Wenn du mich jetzt nicht tötest, werden es die Saviors tun« er ist also ein Savior. Das erklärte einiges. »Was habe ich dir getan?« krächzte ich.
»Was du mir getan hast? Alleine das du dich nicht mehr an mich erinnerst, sagt schon so viel über dich aus Madison. Acht Monate! Ganze Acht war ich in einer Zelle eingesperrt, weil ich dir die falschen Nudeln gegeben habe! WEGEN FALSCHEN NUDELN!« er fing am zu schreien. »Du sagtest Nudeln und wolltest Spagetti!?« daher kannte ich ihn also. Ich dachte Negan hat ihn umgebracht.
»Hör zu« röchelte ich. »Es tut mir leid, oke? Aber ich kann nichts dafür, dass Negan dich weggesperrt hat man«
»Aber du wirst trotzdem dafür bezahlen!«
»Wie bist du überhaupt aus dem Sancuary herausgekommen?« fragte ich verwirrt.
»Sie sind alle so damit beschäftigt Pläne zu machen, um Alexandria zu bombardieren, dass sie mich und alle anderen in den Zellen schon komplett vergessen haben« erklärte er.
»Die Beißer sind weg?« fragte ich beängstigt.
»Negan hat sie weggelockt« antwortete er nur kurz bevor er mir in die Kniekehle trat und mein Gesicht wieder auf den Boden drückte. Nun lag ich wieder auf dem Bauch und der Kerl saß auf meinem Rücken.
»Irgendwelche letzten Worte?« waren seine letzen Worte bevor eine Messerspitze von hinten durch seine Stirn ragte. Sofort fiel er auf mich darauf und wurde im nächsten Moment von Daryl von mir runtergezogen.
»Alles gut?« fragte er nur, doch ich drehte mich nur zu dem Mörder des Saviors um. Vor mir stand ein ängstlicher und kleiner Mann.
»Danke« stammelte ich und musterte ihn genauer. Er nickte nur leicht und lies sein blutiges Messer fallen.
»Bist du das die letzten zwei male im Busch gewesen?« fragte ich. Wieder nickte der Mann nur ängstlich. Ich ging auf ihn zu und gab ihm meine Hand. »Maddy« stellte ich mich vor.
»Siddiq« sagte er nur ruhig und gab mir zögernd seine Hand.
»Bist du alleine hier, Siddiq?« fragte ich und sah mich um. Wieder nickte er nur stumm.
»Hast du eine Gemeinschaft oder ein Lager?« fragte ich weiter. Diesmal schüttelte er nur den Kopf.
»Maddy« sagte Daryl drohend. »Nicht« sprach er weiter. Ich drehte mich zu ihm um.
»Warum nicht?« fragte ich genervt.
»Er könnte ein Savior sein. Ein Spitzel« sagte er. Ich rollte nur mit den Augen.
»Er hat gerade einen Savior getötet!« versuchte ich ihn zu überzeugen. Doch Daryl lies nicht mit sich reden.
»Wir machen einen Kompromiss, okay Maddy?« sagte Daryl.
»Was für einen?«
»Wir gehen zurück nach Hause und schicken Rick her. Er soll sich mit diesem Siddiq unterhalten und dann entscheiden, ob er mit nach Alexandria darf. Wir sollten langsam mal zurück« schlug er vor. Nach einer langen Diskussion gab ich schließlich nach und drehte mich zurück zu Siddiq. »Tut mir leid« sagte ich »Aber ich komme wieder. Bleib hier und warte einfach, ja?« Siddiq nickte nur. Ich drehte mich also um und stieg auf Daryl's Bike, damit wir schnell wieder zurück nach Hause fuhren konnten. Denn wenn dieser Kerl recht hat und Negan das Sancuary von den Beißern befreien konnte, sind wir nicht mehr lange sicher. Doch wie unsicher wir wirklich waren und was für verheerende Folgen unsere Unvorsichtigkeit noch haben sollte, konnten wir nicht mal ansatzweise erahnen.
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Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF
Fanfic»Als ich dich zum ersten Mal sah, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich zu reparieren.« »Und sieh mich jetzt an. Ich bin kaputter als je zuvor.« ----- Madison ist vierzehn als plötzlich eine Epidemie ausbricht und die Welt zum Stillstand bringt...