»Ich hab dich vermisst, Maddy«

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Als ich und Daryl in Alexandria ankamen, war Negan schon da und der Anblick, der sich mir bot, war unerträglich. Rick kniete neben Carl, der wiederum mit dem Rücken zu Negan vor ihm kniete. Ich sprang vom Bike und wollte auf sie zu rennen, doch ich wurde von Daryl festgehalten. Durch mein Zappeln und schreien, wurde Negan auf mich aufmerksam. Ich saß nun etwas weiter entfernt vor ihm, weil Daryl mich zu Boden drückte.
»Maddy« flüsterte Carl.
»CARL« schrie ich aus vollem Hals. Ich sah Negan, wie er teuflisch lächelte.
»Herzchen« sagte er glücklich. »Ich habe nur auf dich gewartet. Ich wollte dir helfen«
Ich starrte ihn wütend und verwirrt zugleich an. »Helfen? Wobei denn bitte helfen?« fragte ich.
»Ich kann verstehen, dass es dir schwerfällt dich zwischen deinem Vater und deiner ersten großen Liebe zu entscheiden. Deshalb beseitige ich sie für dich. Hier und jetzt, damit du zurück zu den Saviors kommst, bevor wir Alexandria in die Luft jagen!« erzählte er glücklich seinen Plan. Ich fing an, zu weinen.
»Wenn du das tust, werde ich niemals wieder zu den Saviors wechseln. Hatte ich sowieso nicht vor!« schrie ich.
»Meinst du, dich will noch jemand hier haben, wenn du für den Tod von dem Sohn des Anführers verantwortlich bist? Ich glaube nicht, dass Rick dich noch hier haben will« Negan schaute zu Rick rüber. »Oder Rickiboy?« Während Negan Rick provozierte, suchte ich den Augenkontakt mit Carl. »Lass mich los!« zischte ich Daryl an. »Ich muss ihm helfen« fügte ich noch mit weinerlicher Stimme hinzu. »Bitte Daryl« während ich flehte, zappelte ich die ganze Zeit wie ein Fisch auf dem trockenen, um mich von seinem Griff zu befreien, aber es half nichts. Daryl hielt meine Hände vor meinem Körper, damit ich keine Waffen greifen könnte. Er hatte seine Arme um mich geschlungen, um mich vom wegrennen zu hindern. »Du machst es nur schlimmer« erklärte er sein Verhalten.
Negan nahm Carls Hut vom Kopf. »NEIN!« schrie und weinte ich gleichzeitig. »BITTE!« wimmerte ich. »Ich hab nur noch ihn« versuchte ich Negan von seinem Vorhaben abzuhalten.
»Herzchen« begann Negan gespielt enttäuscht. »Du hast doch auch mich!« sagte er lächelnd.
»Bitte« wiederholte ich gebrochen. »Ich brauche ihn«
»Aber mich nicht? Mich brauchst du nicht?« fragte er gespielt traurig.
»Nicht mehr, wenn du ihn jetzt umbringst« antwortete ich.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du es noch bitter bereuen wirst. Und was habe ich dir zum Thema heulen gesagt?« Negan kam auf mich zu und lies Carl hinter sich. Ich schaute ihn nur wütend an. Als er vor mir stand, bückte er sich zu mir runter und nahm mein Kinn in seine Hand.
»Habe ich dir nicht ausdrücklich gesagt was ich von Heulsusen halte?« ich erinnerte mich schlagartig an den Tag, an dem ich Daryl das erste Mal begegnet bin. An den Tag, an dem Negan mich angeschrien und geschlagen hat. »Habe ich nicht ausdrücklich gesagt, was ich von Heulsusen halte?«
»Doch«
»Und was?«
»Du sagtest, sie hätten keine Chance in der Welt«
Negan nickte lächelnd und packte mich an den Haaren. »Wirklich nett, dass du mich so unterstützt und Herzchen zurückhältst, aber jetzt übernehme ich das Ruder wieder« sprach er mit einem breiten Grinsen zu Daryl und zog mich an den Haaren hoch, nachdem Daryl mich wieder willig losließ. »Wenn du ihr nur ein Haar krümmst, bringe ich dich um« sagte er bedrohlich mit zusammengebissenen Zähnen. Negan drehte sich zu ihm um, immer noch mit einer Hand in meinen Haaren. »Wenn es so wäre« sprach er in der Tonlage, in der er immer sprach »müsste ich schon lange tot sein« sagte er lachend während er mich an meinen Haaren mitzog. Wir liefen in die Richtung von Carl und als ich direkt vor ihm stand, trat Negan mir in die Kniekehle sodass ich auf meine Knie fiel. Ich war nun auf Augenhöhe mit Carl als Negan sich wieder mit seinem Baseballschläger hinter ihn stellte. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn mit seinem Schläger spielerisch knapp an uns vorbeischwingen.
»Maddy« flüsterte Carl »Du bist so eine Idiotin«
»Wenn man jemanden mag, tut man verrückte Dinge« sagte ich nur schulterzuckend.
»Also« unterbrach Negan unser Gespräch. »Lucille hat schon Hunger. Irgendwelche letzten Worte?« fragte er provokant.
»Fahr zur Hölle« sagte Carl wütend. »Ich liebe dich Maddy« flüsterte er »Ich liebe dich so sehr« er fing an zu weinen, was mir das Herz brach. Negan fing wieder an, zu lachen.
»Laaaangweilig« stöhnte er »Das waren deine letzten Worte? Ich liebe dich? Ist ja wie in einem schlechten Film. Ist genauso wie bei diesem-« Negan stockte »Wie hieß er noch gleich? Dieser Chinese?«
Ich bis die Zähne zusammen. »Glenn« fauchte ich »Sein Name war Glenn« ich atmete schwer aus »Und Abraham, Dwight, Michonne-« Negan unterbrach mich. »Brand, Simon, Hector, Tommy, Samuel, Kilian, Eric-« Negan stockte und tat so als würde er überlegen »William« sagte er mit einem breiten Grinsen. Immer, wenn man seinen Namen erwähnt, packt mich die Wut. Vor allem, seitdem ich den Brief gelesen habe. Es reizte mich auch noch zusätzlich, dass er Menschen erwähnte, die ich getötet habe oder für dessen Tod ich verantwortlich war. Ich stand auf und wollte Negan den Hals umdrehen als sich in nächsten Moment eine Waffe an Carls Kopf befand. »Knie dich hin« sagte Negan leise und bedrohlich. Ich zitterte vor Wut, doch letztendlich gab ich nach und kniete mich wieder gegenüber von Carl hin. Als ich mich wieder auf die Knie fallen ließ, hörte ich Negan lachen. Im Augenwinkel sah ich, wie er seine Waffe wieder wegsteckte und seinen Baseballschläger wieder in beide Hände nahm.
»Guck ihn dir genau an« sagte er provokant, während er auf mich zukam und seine Hand wieder in meinen Armen vergrub und meinen Kopf leicht zu Carl drückte. »Guck ihn dir noch ein letztes Mal an« flüsterte er in mein Ohr. »Bevor seine ganze Gehirnmasse die Straße runterläuft wie die Scheiße im damaligen alten Rom« sagte er und lachte. Er ließ mich los und stellte sich wieder hinter Carl. Gerade als er ausholte, zog ich die Waffe, die Negan gerade noch an seinem Gürtel trug und setzte sie an meine Schläfe an. »Fass ihn an und ich jage mir eine Kugel in den Kopf« sagte ich bedrohlich. Ich sah ihn an und merkte sofort, wie er zunehmend gestresster wurde. Nun lächelte ich leicht. »Du bist mitten in einem Krieg und wenn du mich verlierst, verlierst du den Grund, weshalb du ihn führst« sagte ich triumphierend. Er ließ Lucille langsam sinken. »Das tust du nicht« sagte er mit leicht zittriger Stimme. »Werden wir ja gleich sehen« sprach ich während ich die Waffe entsicherte. Schlagartig lies Negan seinen Baseballschläger fallen. Ich sah Carl an, doch der weinte nur »Tu es nicht, bitte« stammelte er leise. Seine Unterlippe bebte. »Tut mir leid« sagte ich lauter. Noch bevor ich den Abzug drücken konnte, wurde meine Hand schon von einer anderen umschlossen. Es war die von Negan. »Du hast recht« flüsterte er »Ich brauche dich« sagte er nun so leise, dass nur noch ich es hören konnte. »Herzchen-« begann er, doch ich unterbrach ihn »Verschwinde« sagte ich leise und bedrohlich.
»Komm mit mir« sagte er und drückte die Waffe langsam runter.
»Wir könnten alle zusammen leben« begann ich. »Wir hätten alle friedlich zusammen leben können. Warum muss ich mich entscheiden?« fragte ich während ich ihm tief in die Augen guckte. »Warum zwingst du mich, sowas zu tun? Warum?« sagte ich verzweifelt. Negan sah mich nur traurig an. »Komm mit mir« gab er nur als antwort zurück. »Verschwinde« wiederholte ich daraufhin nur wütend. Als ich merkte, wie der Druck sich auf meiner Hand und der Waffe verstärkte, stand ich auf und drückte sie mir noch stärker an die Schläfe. Ich blickte Carl tief in die Augen. »Dad hatte recht« war das letzte, was ich leise und schluchzend sagte, bevor Negan sich auf mich stürzte und die Waffe hochriss. In dem Moment drückte ich aus Reflex ab. Ich hörte nur noch ein lautes Piepen. Blut rann mir die Schläfe runter und ich sah, wie Negan schrie. Carl schmiss sich wütend auf ihn und schrie ihn an. Meine Sicht verschwamm langsam und ich taumelte von links nach rechts. Als ich mich irgendwann nicht mehr halten konnte, fiel ich nach hinten. Ich dachte, ich würde jeden Moment auf dem harten Boden aufkommen doch ich wurde aufgefangen. Als ich mit meinen letzten Wimpernschlägen nach oben schaute, sah ich Daryl wie er mich festhielt und schüttelte. Negan wurde von Rick zu Boden gedrückt und Carl rannte auf mich zu und drehte meinen Kopf. »Es ist nur ein Streifschuss« sagte Drayl erleichtert. Carl klopfte mir sanft auf die Wange. »Bleib wach, Maddy bleib wach!« sagte er immer wieder während er mich schlug und schüttelte. Doch das Piepen wurde immer lauter und meine Sicht immer schwächer. Als ich meine Augen schloss, nahm ich Carls Versuche mich wach zuhalten gar nicht mehr wahr. Ich sah nur ein helles Licht, was mich mit Wärme umhüllte. Aus dem Licht sah ich eine Siluette, die langsam auf mich zukam. »William« flüsterte ich heiser. Er streckte seine kleine Hand aus. »Ich hab dich vermisst, Maddy«

Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt