»Hey Maddy!« weckte Carl mich.
»Was ist?« murmelte ich genervt.
»Du hast den ganzen Tag geschlafen. Und die ganze Nacht. Ich hatte schon Angst, du wachst gar nicht mehr auf. Außerdem müssen wir deinen Verband wechseln.«
Ich rollte mit den Augen und setzte mich auf. Danach zog ich, wie immer, mein Shirt hoch. Carl nahm das Pflaster ab. »Tut es noch sehr weh?« fragte er und strich behutsam über die Stelle.
»Kaum« brachte ich nur zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Carl nahm ein Tuch und machte etwas von dem widerlich stinkendem und brennenden Desinfektionsmittel darauf. Ich zischte als er es auf meine Wunde drückte. »Das hört sich aber nicht nach "kaum" an« sagte er und guckte kurz hoch.
»Dieser Moment erinnert mich immer an den Tag als du meine Halswunde verarztet hast« erzählte ich, während er ein neues Pflaster darauf machte. »Echt?« sagte er und räumte alles in die Schublade neben dem Bett. »Ich denke immer an den Tag als du mein Auge verarztet hast« erklärte er. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »An dem Tag ist so vieles passiert und du denkst an dein Auge?« sagte ich lachend. Carl beugte sich etwas vor. »Ich denke natürlich auch jeden Tag an unseren ersten Kuss« er kam noch näher, sodass unsere Nasenspitzen sich berührten. »Unser erstes Mal« er wollte mich küssen doch ich zog meinen Kopf zurück. »Und letztes.« Beendete er seine Aufzählung.
»Also ich denke eher an den Moment als Negan eine Waffe auf dich gerichtet hat und ich dachte, im nächsten Moment liegst du Blut überströmt auf dem Boden. Oder als ich beinahe eine Frau aus Alexandria erschossen habe. Oder als Negan mich in den Truck gezerrt, sechs Monate nur mit Scheiße gefüttert, gequält und gefoltert hat bis ich vor ihm kniend gebettelt habe, dass er aufhören soll.« Sagte ich aufgebracht. Carl sah mich fassungslos und mit offenem Mund an. »War ein Witz« sagte ich nur und lachte los. Carl kniff mir in die Wange. »Nicht witzig« sagte er beleidigt und stand auf. »Ich hole dir was zu essen« sprach er noch bevor er die Tür öffnete.
»Nicht nötig« erwidertet ich und stand auf. »Ich hole mir selbst was« ergänzte ich noch und lief an ihm vorbei.
»Gut« antwortete er »Ich komme mit« und so liefen wir Hand in Hand durch Hilltop und suchten nach etwas Essbarem.
»Worauf hast du denn Lust?« fragte Carl mich.
»Nudeln mit dieser unfassbar leckern Soße aus dem Sanctuary« stammelte ich. Carl sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Ich ignorierte ihn und ging zu der Frau, die gerade dabei war Gurken auszupflanzen. »Hey« begann ich »Könnte ich ein paar Gur-« ich stockte und sah die Frau mit offenem Mund und geschockt an. »Marsha?« fragte ich entsetz.
»Was macht sie denn hier? Erst beklaut sie Alexandria und jetzt macht sie sich in Hilltop breit?« meckerte Carl.
»Bitte« sprach Marsha verzweifelt und kniete sich vor uns »Negan sagte er würde Nils umbringen, wenn ich nicht in Alexandria nach Informationen suchen würde.« sie fing an zu schluchzen »Ich hatte solche Angst um Nils. Deswegen bin ich auch zurückgekehrt, aber als wir im Sanctuary ankamen, war alles voller Beißer« sie hielt sich die Hände vors Gesicht. »Ich wusste nicht, wohin und dann haben wir Hilltop gefunden« Marsha fing laut an zu weinen. Ich kniete mich zu ihr hin und umarmte sie. »Alles gut Marsha du musst dich für nicht rechtfertigen ich verstehe dich« Marsha fiel mir schluchzend in die Arme »Oh danke, danke« Nach einer Zeit löste ich mich von ihr und sah sie eindringlich an. »Negan« begann ich »Wo ist er? Hast du ihn gesehen? Lebt er?« fragte ich neugierig. Ich wusste was für ein Mensch er war und was für Dinge er getan hat, aber egal was er tat, ich liebte ihn trotzdem wie ein kleines Kind. Es ist die Kunst des Vergebens von Menschen, die man liebt. Marsha schüttelte nur den Kopf. »Oh Gott, ist er tot?« fragte ich entsetzt. Ich fing an, zu zittern. »Nein also ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht gesehen« Ich nickte nur und stand wieder auf. »Wo ist Nils?« fragte ich nur noch. Marsha sagte, wo er ist. Ich beschloss mal nach ihm zu schauen. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Er ist wie ein bester Freund. Wir kennen uns nun fast seit drei Jahren. In ihm sehe ich meinen Bruder. Wir haben beide Menschen verloren, die uns wichtig waren. Mit einem unterschied, dass er noch seine Mutter hat. Marsha.
»Was zum Teufel sollte das eben?« sagte Carl wütend und zog mich am Arm. »Hey!« sagte ich laut und riss mich los und lief weiter ohne auf seine Frage einzugehen.
»Sie hat uns verraten! Dich verraten!«
»Komm runter«
»Runter kommen? Ich soll runterkommen? Bei nächster Gelegenheit wird sie wieder plaudern und verraten, dass du hier bist. Und dann wirst du ganz sicher in der Zelle gefoltert, bis du tot umkippst!« Ich blieb stehen und sah Carl wütend an.
»Wird sie nicht« sagte ich bedrohlich leise und ging weiter.
»Oh doch, du wirst schon sehen! Und was war das bitte mit "Wo ist Negan"« Carl immigrierte meine Stimme als er das sagte. »Machst du dir etwas Sorgen um diesen kaltblütigen und sadistischen Mörder?«
»Ja Carl mache ich. Weil er für mich wie ein Vater ist und ich die ganzen Jahre in der Apokalypse niemanden hatte außer ihn. Ich würde nicht mehr Leben, wenn er nicht wäre. Und dafür liebe ich ihn und bin ihm dankbar!« Ich wurde beim Reden immer lauter. Nur nicht zu laut, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu richten. Carl sah mich entsetzt an.
»Er ist ein Mörder!«
»Ich auch! Sind wir alle, Carl!«
»Nicht so wie er!«
»Ach halt einfach deine Klappe« sagte ich, um das Gespräch endlich zu beenden. Nicht nur, weil ich keine Lust mehr hatte mich mit ihm zu streiten, sondern auch, weil wir da waren. Marsha hatte ein eigenes Haus, wo sie mit Nils lebte. Ich wusste das er alleine war, weswegen ich einfach reinging. Mit Carl, der mir immer noch hinterherlief. »Nils« rief ich durch das Haus. Wenig später hörte ich kleine Fußstapfen die Treppe runterrennen. Als er mich sah, fing er an zu schreien und lief mit offenen Armen auf mich zu. Ich kniete mich ebenfalls hin und empfing ihn mit einer dicken und wilden Umarmung. Er war für sein Alter ungewöhnlich klein und hatte blonde Haare, die ihm allmählich ins Gesicht vielen. Außerdem hatte er viele kleine Sommersprossen die sein Gesicht zierten. William hatte auch welche und nicht nur das hatte Nils mit ihm gemeinsam. Auch das Alter. Nils ist sechs, wie William es heute wäre, wenn er noch leben würde. Ich bin mir sicher, dass sie sich mögen würden, wenn sie sich jemals kennengelernt hätten.
»Ich hab dich so vermisst, Maddy!« Sagte er glücklich und drückte mich noch fester. Danach sah er zu Carl hoch. »Wer ist der Pirat?« fragte er und zeigte auf ihn. Ich drehte mich zu ihm um.
»Der, der denkt, dass du Bruder bist«
»Aber bin ich doch!«
»Ja, ja« sagte ich nur und nahm seine Kette in die Hand, um sie Carl zu zeigen. »Haben wir zusammen gebastelt. Er wollte so aussehen wie ich.« Sagte ich nur knapp und stellte mich wieder hin. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Es tut mir ja alles so leid« sagte Carl mit traurigem Blick.
»Das sollte es auch« Ich drehte mich nach rechts, wo Nils neben mir auf dem Sofa hüpfte. »Ich will auch ein Pirat sein!« Sagte er hysterisch und zeigte wieder auf Carl.
»Na dann entführe ihn dir und bastel mit ihm eine Augenklappe.« Ich nickte zu Carl rüber.
»JAA! Ich will so aussehen wie du!« schrie er noch glücklich bevor er vom Sofa sprang und Carl an die Hand nahm. Ich lief ihnen lächelnd hinterher und sah zu, wie Nils sich mit Carl auf den Boden setzte und er ihm die verschiedensten Farben Papier vor das Auge hielt.
»Spielst du oft Pirat?« fragte Nils während er die ersten Schablonen ausschnitt.
»Weißt du, ich habe mir mal wehgetan. Das ist ein Pflaster.« Erklärte er. »Und wenn du aussehen willst wie ich, solltest du weiß nehmen.«
»Neee« sagte Nils. »Ich will cool aussehen. Alle Piraten haben Schwarze Augenklappen!« Ich lachte amüsiert. Ich habe mich an den Türrahmen angelehnt und beobachtete das ganze Spektakel.
»Na gut« sagte Carl nur und sah Nils weiter dabei zu, wie er aus dem Papier Vierecke schnitt.
»Kann ich dein Auge mal sehen?« fragte Nils und sah Carl bittend an.
»Wenn du älter bist« sagte er nur.
»Och man, ich wollte schon immer mal wissen wie das Auge eines Piraten unter der Klappe aussieht.«
»Ich bin gar kein Pirat«
»Aber ein Held. Mama sagte, du wirst Maddy beschützen wie Superman! Ich hatte Angst um sie. Ich habe sie so lange nicht gesehen. Ich dachte, sie ist auch ein Monster geworden. Mein dad er ist-« Ich unterbrach Nils und ging auf ihn zu. »Das reicht jetzt« sagte ich und nahm ihn an die Hand. »Komm schon, wir machen dir was zu essen.«
Wir gingen in die Küche, wo ich die Schränke nach etwas essbaren durchsuchte. »Was ist im Sanctuary passier?« fragte Carl mich und sah mich eindringlich an. »Nichts. Nils übertreibt.«
Nils sah uns an. »Aber ich habe dich immer schreien gehört. Oben in den Zellen.«
Carl sah mich geschockt und mit weit aufgerissenem Mund an. Ich dachte schon er wollte mich jetzt anschreien, aber er drehte sich zu Nils um und bückte sich zu ihm runter. »Weißt du was Nils? Wenn du aussehen willst, wie ich, brauchst du nicht nur eine Augenklappe, sondern auch einen Hut.« Carl zeigte auf seinen Kopf. Nils nickte nur und rannte weg. »Ich suche einen!« schrie er noch während er die Treppe hoch rannte. Carl drehte sich zu mir um und atmete aus. »Maddy« begann er »Sag mir, was er getan hat!« seine Stimme wurde immer bedrohlicher nach jedem Wort. Er kam auf mich zu und umfasste meine Oberarme. Ich lehnte mich nur etwas nach vorne.
»Gar nichts!« sagte ich nun auch bedrohlich und schlug seine Hände von meinen Armen. Ich wollte gerade Richtung Haustür gehen als er mir an den Haaren zog. Ich drehte mich entsetzt um. »Scheiße tut mir leid. Ich wollte dich an der Schulter packen.« sagte er verzweifelt und ging auf mich zu. Wütend und mit voller Wucht nahm ich meine Hand hoch und gab ihm eine Backpfeife. Danach stürmte ich wütend aus dem Haus in der Hoffnung niemandem mehr zu begegnen, der mir auf die Nerven geht. Aber anscheinend habe ich nicht genug gehofft. Schon nach ein paar Schritten kam Gregory auf mich zu.
»Madison« sagte er gespielt fröhlich. »Wie geht es dir? Ich hoffe doch, es geht dir gut. Und deinem Vater. Er ist lange nicht hier gewesen, ich hoffe doch es geht ihm gut. Wann hattest du denn vor, zurück ins Sanctuary zu ziehen? Ich hoffe doch, dir hat der Aufenthalt in Hilltop gefallen und du erzählst gegenüber Negan nur Gutes.« Ihm sollte man mal den Mund stopfen, dachte ich mir nur. Er versuchte sich immer bei mir einzuschleimen, weil er Angst vor Negan hat. Er geht mir seit Tag eins hier in Hilltop auf die Nerven. Deswegen ignorierte ich ihn immer, wenn er auf mich zukam um mich mit Fragen oder Aufforderungen bombardierte. Ich sah ihn nicht mal an, sondern lief einfach weiter. Bis ich es sah, wusste ich nicht einmal wo mein Ziel war, doch als ich Daryl auf sein Bike steigen sah, ging ich auf ihn zu und setzte mich schnurstracks hinter ihn.
»Ist mir egal, wohin und was du vorhast. Nimm mich einfach mit. Die Menschen hier machen mich verrückt.«
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Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF
Fanfiction»Als ich dich zum ersten Mal sah, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich zu reparieren.« »Und sieh mich jetzt an. Ich bin kaputter als je zuvor.« ----- Madison ist vierzehn als plötzlich eine Epidemie ausbricht und die Welt zum Stillstand bringt...