Der Weg zurück ins Sanctuary war schwerer als ich dachte. Verletzt und ohne Waffen ist es schwer den Beißern auszuweichen. Zum Glück habe ich einen spitzen Stock gefunden, den ich gegen die Beißer verwenden konnte. Aber, weil es eben nur ein langer Stock war, ist es mit viel Kraftaufwand verbunden, die Beißer endgültig zu töten.
Ich taumelte gerade den letzen Rest des Weges entlang als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Ich kniete mich hin, doch als ich wieder eine Herde Beißer hörte, rappelte ich mich auf und lief weiter. Ich umfasste meine Wunde. Irgendein Teil vom Auspuff oder ähnliches steckte in meinem Bauch. Ich konnte nicht genau erkennen, was es war, ich zog es aber auch nicht heraus. Sie pochte stark und fing langsam auch wieder an stark zu bluten. Ich nahm mein Halstuch, das ich damals von Carl bekommen hatte, und presste es so gut es ging auf die Wunde. Ich stöhnte schmerzvoll, doch während der ganzen Prozedur hielt ich nicht einmal an. Im Gegenteil. Ich lief sogar noch ein bisschen schneller. Jede Sekunde zählt. Wie damals an dem schlimmsten Tag meines Lebens.
»Rennen, keine Umwege, nicht zurückschauen« Das habe ich mir damals gesagt als ich auf dem Weg zu William war. »William ich komme« habe ich damals noch gesagt. »Carl« stammelte ich »Carl ich komme« Letztes Mal hatte ich es nicht geschafft. Letztes Mal konnte ich mein Versprechen nicht halten. Doch dieses Mal werde ich es. Dieses Mal halte ich es.Als ich ankam, habe ich nicht mehr daran, geglaubt irgendeinen Lebenden aus Alexandra vorzufinden. Deswegen kam es so unerwartet, dass als ich zurückkam fast alles noch so war wie als ich und Dwight gegangen waren. Negan stand mit seinem Baseballschläger vor der Wand, die Rick und seine Truppe gebaut hatte. Neben ihm stand Eugene, eine weitere Savior und...» Carl?« stammelte ich verwirrt. Bilde ich mir das nur ein oder stand Carl wirklich mit den Händen auf dem Rücken vor einer Savior? Wie haben sie, sie nur gefunden? Daryl stand neben Negan, mit den Händen nach vorne gebunden. Ich stand auch hinter der Mauer, die Rick gebaut hatte. Als er mich sah, blickte er mich fragend an, doch ich schlängelte ich nur an den Autos vorbei nach vorne, um Negan direkt gegenüberzustehen. »Du hast Dwight getötet! Und du wolltest mich töten!« brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als Carl mich sah, schrie er meinen Namen. Ich schaute ihn nur erschöpft und mit glasigen Augen an.
»Aber du bist ja quicklebendig Herzechen.« sagte Negan glücklich. »Weißt du« sprach er weiter »Dwight's tot geht auf meine Kappe. Ich habe euch für Spitzel gehalten und wollte euch einfach endgültig loswerden.«
Ich taumelte einen Schritt zurück. Immer noch meine Wunde umfassend. »Du dachtest?« sagte ich verwirrt. Was hat ihm vom Richtigen weg bitte wieder abgetrieben?
»Ja!« erzählte er weiter. »Doch als wir Carl und Daryl in einer Zelle fanden, weil der kleine dagegen getreten hat bis sie beinahe aus den Angeln fiel, war mir klar, dass du gar nicht die bist, für die ich dich halte.«
Ich nickte langsam. »Na dann« begann er wieder. »Komm zurück zu den Saviors, Herzchen.« sagte er und streckte seine Arme aus. Niemand schien meine Wunde bemerkt zu haben.
»NEIN!« schrie Carl plötzlich und als ich ihn wieder ansah, sah ich nur wie er der Savior hinter ihm eine Kopfnuss gab. Danach drückte Daryl ihn runter und Rick eröffnete das Feuer. Es ging alles so schnell, dass ich garnicht reagieren konnte. Ich merkte nur noch wie Negan sich auf mich warf um mich zu schützen und wir zu Boden fielen. Er fiel auf mich darauf, was das Ding in meinem Bauch noch weiter in mich hinein bohrte. Ich atmete tief ein als ich den Schmerz spürte. Meine Lunge füllte sich schlagartig mit Blut und ich bekam von dem einen auf den anderen Moment keine Luft mehr. Negan wurde von mir runtergezogen was es nicht besser machte. Er schien bewusstlos. Oder tot? Ich hörte schreie, Schüsse, Beißer und als ich hochsah, sah ich Daryl und Carl, die auf mich zu rannten. Die Luft wurde immer knapper und der Schmerz immer stärker.
»Scheiße, scheiße, scheiße!« hörte ich Carl sagen »Nicht sterben, bitte. Scheiße, was machen wir jetzt?« fragte er Daryl.
»Umdrehen.« antwortete er nur »Den Kopf zur Seite, damit sie das Blut ausspuckt und nicht daran erstickt.« sprach er weiter. Im nächsten Moment spürte ich wie Carl meinen Kopf zu sich drehte und sich das ganze angestaute Blut den Weg nach draußen bannte. »Drück auf die Wunde.« befahl Daryl Carl. Meine Hände weilten noch auf meiner Wunde. Im nächsten Moment spürte ich Carls Hände auf meinen. »Nicht sterben, ok?« hörte ich ihn verzweifelt schluchzen. Daryl nahm mich hoch und legte mich hinten auf einen Truck. Die ganze Prozedur lang nahm er seine Hände nicht von meiner Wunde. »Rick!« schrie Daryl. »Die Beißer! Lasst sie los!« schrie Rick daraufhin. Kurz darauf spürte ich, wie wir losfuhren. Der Truck ruckelte und der Druck in meiner Lunge ließ allmählich nach. Ich konnte besser sehen und sogar schon wieder sprechen. »Carl« flüsterte ich.
Er sah mich mit tränenden Augen an. »Ich liebe dich, Maddy« sagte er nur. »Bitte, bitte stirb nicht.« fügte er noch hinzu.
»Ach was« antwortete ich krächzend »Mich wirst du nicht so schnell los.« Ich drehte meine Hand um und verschränkte unsere Finger. »Ich hab doch versprochen ich komme wieder.« sagte ich weiter.
»Aber nicht so« antwortete Carl daraufhin. Er lächelte leicht. »Was ist da draußen passiert?« fragte er.
»Dwight und ich, wir sind zum Stützpunkt gefahren, um euch den Weg freizuräumen. Aber als wir in der Nähe waren, haben sie auf uns geschossen.« erzählte ich.
Carl schaute geschockt, »Wie hast du das überlebt?«
»Ach die können so schlecht zielen wie der Typ, der für dein Auge verantwortlich ist.« lachte ich. »Außerdem saß ich ja hinter Dwight.«
»Ich hätte dich heute verlieren können.« sagte Carl trocken und sah mich an. Ich lächelte nur leicht und schüttelte sanft den Kopf. Ich löste meine Hand von seiner und führte sie zu seinem Gesicht, um ihn zu mir runterzuziehen. Ich küsste ihn sanft und voller Gefühl. Durch den Kuss schmeckte ich das Blut in meinem Mund noch deutlicher und mir wurde klar, dass Carl es auch schmecken musste. Nach einem langen und intensiven Kuss löste er sich wieder von mir und sah mich an. An seinen Lippen hatte er etwas Blut das ich mit meinem Daumen versuchte vorsichtig wegzuwischen. Danach drückte ich meine Hand wieder auf meine Wunde. »Gott tut das weh« stammelte ich. «Lass mich mal sehen« sagte Carl und nahm meine Hände langsam von meiner Wunde. Auch das Tuch, das dort immer noch weilte, nahm er weg. »Das hat auch seine besten Tage hinter sich.« sagte er lachend und zeigte auf das Tuch. »Gott, was ist das nur.« sagte er verwirrt.
»Ein Teil vom Bike denke ich. Es ist vor mir direkt explodiert.« Erklärte ich.
»Sieht auf jeden Fall nicht gut aus.« Sagte Carl »Ist ziemlich weit drinnen« fügte er noch hinzu. »Aber wenn du jetzt noch lebst solltest du den Rest wohl auch schaffen.« sagte er schnell um mich, oder auch sich selbst zu beruhigen. Ich nickte nur leicht. »Also« ergriff ich das Wort »Wir haben uns lange nicht gesehen. Was ist bei dir oder in Alexandria allgemein so passiert?« fragte ich und sah ihn an.
»Du meinst, wenn ich gerade nicht versuchte habe mit selbstgemalten Plänen verbündete zu finden, die mir helfen dich da rauszuholen? Jeder Tag wurde unerträglicher, weil ich nicht wusste, was sie mit dir machen, wo du bist oder ob du überhaupt noch lebst. Ich traue mich gar nicht zu fragen, was sie mit dir gemacht haben.« Sprudelte es nur so aus ihm heraus.
»Ach mir ging's gut. Ich hatte eher Angst um dich. Ich durfte mir keine Fehltritte erlauben, weil ich jeden Tag dachte, nächstes Mal kommt Negan mit deinem Kopf in die Zelle.«
»Du hast sechs Monate in einer Zelle gesessen?!« fragte er entsetzt.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du mich suchst.« Versuchte ich der Frage aus dem Weg zu gehen.
»Ernsthaft? Ich habe mit dir die schönsten Momente seit Ausbruch der Apokalypse erlebt. Es gab nicht einen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe, seit ich dich das erste Mal gesehen habe!« Rechtfertigte er sich. Ich hatte kleine Tränen in den Augen. Mir ging es ja genau so. Bevor ich was erwidern konnte, hörte ich ein lautes Quietschen. »Wir sind da.« Sagte Carl kurz. Er stellte sich hin. »Hey Doc! Hier rüber.« Rief er. Daryl kam von vorne aus dem Truck und nahm mich hinten raus. Er trug mich in das kleine Artzimmer. »Wo sind wir?« fragte ich verwirrt und schaute mich um. »In Hilltop« erwiderte Daryl. »Wir bleiben erstmal hier, bis du wieder fit bist. Dann fahren wir drei zurück nach Alexandria.« fügte er noch hinzu, während er mich behutsam auf die Krankenliege legte. Gott, sie waren nur meinetwegen hier. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, um zu protestieren, da fing Daryl schon wieder an, mit dem Arzt zu reden. »Scheint ein Rückteil meines Bikes zu sein. Ich schätze auf ein Stück des Auspuffs.« Erklärte er, während der Arzt mein Pullover zerschnitt. «Wenn ich richtig liege, hat er auf der anderen Seite ein spitzes Ende, das nach links gebogen ist.« Sprach er weiter. Der Arzt sah mich an. »Man gut, Daryl kennt sich so gut mit dem Stück seines Motorrads aus, das in deinem Bauch steckt.« Er untersuchte meine Wunde gründlich. »Ich habe keine Zeit und du auch kein Blut mehr als dass ich da noch lange drumrum schneiden und behutsam herausholen kann. Kurz gesagt, ich muss es einfach schnell herausziehen. Und das ohne Schmerzmittel und Narkose. Meinst du, du kriegst das hin?« Bevor ich überhaupt antworten konnte, meldete sich Carl zu Wort. »Verblutet sie nicht sofort?« fragte er aufgebracht.
»Sie stirbt eher an einer Infektion, wenn wir den Fremdkörper nicht gleich entfernen.« Antwortet er. Ich nahm Carls Hand. »Na los« sagte ich unter zusammengebissenen Zähnen. »Zieh es raus.« Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Ich konnte nicht mal noch einmal tief durchatmen, da spürte ich schon einen unfassbaren, stechenden und stärksten Schmerz, den ich je verspürt habe.
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Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF
Fanfic»Als ich dich zum ersten Mal sah, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich zu reparieren.« »Und sieh mich jetzt an. Ich bin kaputter als je zuvor.« ----- Madison ist vierzehn als plötzlich eine Epidemie ausbricht und die Welt zum Stillstand bringt...