Als ich mich wieder hinstellte und zu Rick rüber schaute, sah ich ihn lachen. »Ganz großes Kino« sprach er »Du hast es gar nicht verdient dich verabschieden zu dürfen« redete er weiter. »Jeder Mensch, den du jemals geliebt hast, wurde gebissen. Willst du uns nicht den Gefallen tun und dir auch den Gnaden biss geben?« fragte er lachend. Wütend lief ich auf ihn zu, so weit, bis Rick eine Waffe auf mich richtete.
»Rick« zischte Daryl. »Es reicht« sprach er weiter. Rick entsicherte die Waffe. »Nein« sagte er und lief auf mich zu. »RICK« schrie Daryl nun und richtete seine Armbrust auf ihn. »Waffe runter« sprach er weiter. Fassungslos sah Rick ihn an »Du verrätst mich? An sie?« sagte er gespielt enttäuscht.
»Du bist verrückt, Rick! Du hast sie nicht mehr alle« sprach er. Als Rick unvorsichtig wurde, ergriff ich meine Chance. Schnell ging ich einen Schritt nach vorne und zog die Waffe nach oben. Rick schoss, was ich erwartete hatte und als er es getan hatte, schlug ich mit der anderen Hand auf sein Handgelenk. Aus Reflex lockerte er seinen Griff und diese Situation nutze ich, um ihm den Revolver aus der Hand zu ziehen. Sofort ging ich ein paar Schritte zurück, stellte mich neben Daryl und zielte auf Rick.
»Du hast ihn umgebracht« sagte ich mit zusammengebissenen Zähen. »Du hast den einzigen Menschen umgebracht, den ich noch hatte« sprach ich wütend weiter.
»Überleg dir gut, was du machst, Maddy«
»Töte ihn und ich töte dich« hallte mir durch den Kopf.
»Töte ihn und ich töte dich« wiederholte ich meine Gedanken. »Das habe ich gesagt. Ist es nicht so?«
Rick lachte nur und kam ein paar Schritte auf mich zu. »Zurück!« sagte ich wütend. Als er weiter auf mich zukam und wieder anfing, wirres Zeug zu reden, schoss ich ihm ins Bein. Sofort kniete er sich hin und fluchte. Ich ging auf ihn zu und zog ihm an den Haaren. Seinen Revolver platzierte ich unter seinem Kinn. »Mach's gut« sagte ich mit einem teuflischem lachen. Wütend sah er mich an, doch bevor er noch irgendetwas machen konnte, erschoss ich ihn. Sofort sackte er zu Boden. Ich hatte ziemlich viel Blut im Gesicht, was mich jedoch nicht störte. Ich sah Daryl an. Er ließ seine Armbrust langsam sinken und guckte traurig auf Rick runter. Er war sein bester Freund, dass wusste ich, aber es musste sein. Ich musste ihn töten, sonst hätte ich nie wieder Frieden gefunden. Ich ging auf Daryl zu und umarmte ihn. Fest drückte ich und zu und streichelte seinen Hinterkopf. Als ich mich langsam von ihm löste, küsste ich ihn auf die Wange und sah ihn an »Danke« flüsterte ich herzlich und streichelte seine Wange. »Für alles« sprach ich weiter. Er nickte nur traurig.
»Ich habe mich in dich verliebt«
erinnerte ich mich an seine Worte. Sofort verging mir das Lächeln wieder. Mittlerweile war ich siebzehn, aber trotzdem würde es sich falsch anfühlen, denke ich. Bevor er etwas sagen könnte, was mit dem von mir gerade gedachten Satz zu tun hat, ging ich an ihm vorbei. Raus. Als ich aus dem Bunker trat, musste ich feststellen, dass Alexandria komplett zerstört wurde. Überall waren Beißer, Feuer und Rauch. Ich hörte noch immer Schüsse, was ich schnellstens stoppen wollte. Ich kletterte auf die Mauer und feuerte eine Leuchtpistole ab, um den Savior's zu sagen, dass sie aufhören sollten. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten wurde alles still. Ich setzte mich hin, erholte mich vom Geschehen. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass gerade mein und auch der Vater meiner großen Liebe gestorben war. Leise weinte ich und obwohl meine Augen von den Tränen und dem Rauch brannten, interessierte es mich nicht. Ich brauchte ein paar Augenblicke um zu realisieren, was in dem letzten Jahr alles passiert ist. Negan tötete Glenn und Abraham, ich wurde fast von Daryl getötet, ich lernte Carl kennen, lernte ihn lieben, wurde entführt und wieder fast getötet, dachte das war's mit mir und Carl bis ich wieder fast getötet wurde. Dann wurde er fast getötet und letztendlich wurde er getötet. Von einem Beißer. Negan starb an einem Beißer. Ich habe Rick erschossen und Alexandria zerstört. Und ich habe Carl verloren. Carl ist tot und ich konnte es nicht akzeptieren. Ich dachte immer, William wäre der, dessen tot mich auch innerlich sterben ließ, doch es war Carl.
»Erzähl mir von dem Menschen, bei dem du mit gestorben bist als er gegangen ist«
»Es bist immer du gewesen, Carl« schluchzte ich »Immer nur du«
»Verlier ihn nicht Maddy. Pass auf ihn auf« hörte ich Daryl's Stimme. Ich habe es versucht, aber nicht genug. Ich hätte besser aufpassen sollen. Als ich mir die Tränen wegwischte und versuchte, mich wieder zu fassen, wurde mir plötzlich etwas erschreckendes klar. Daryl war immer für mich da. Negan nicht. Carl nicht und auch sonst niemand. Aber Daryl. Egal was ich getan hatte und egal was ich gesagt hatte, er war immer da. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte und er unterstütze mich bei allem. Langsam stand ich auf und kletterte von der Mauer runter. Kurz überlegte ich noch, ob ich ihn suchen und mich noch mal bedanken sollte, doch da es schon spät war, entschied ich mich, zu gehen. Ich lief langsam und einsam Richtung Sanuary und stellte mir die Frage, was ich nun machen sollte.Am nächsten morgen stand ich sofort auf als ich aufwachte. Ich zog mir den Pullover von gestern an, packte einen Rucksack mit nötigen Klamotten, essen und ganz vielen Waffen. Als ich mir auch eine dicke Jacke überzog und meinen Rucksack auf den Rücken nahm, stürmte ich aus meinem Zimmer. Im Sancuary war noch alles still, was ich auch gut fand, dann musste ich mich nicht erklären. Langsam schlich ich mich raus in den Wald, wo ich gerade Wegs in eine Richtung lief, die ich nicht deuten konnte. Keine Ahnung wo mich der Weg hinführte, mir war nur wichtig, dass ich weit weg von dem ganzen Geschehen sein würde. Von allem. Ich hatte nach dem Tod meines Vaters neu angefangen und jetzt tat ich das auch nachdem Carl gestorben war. Und natürlich Negan. Ich war ihm unglaublich dankbar, weil er mir Dinge beibrachte, ohne die ich jetzt nicht mehr hier stehen, beziehungsweise laufen würde. Und natürlich Carl. Er hatte seinen letzten lebenden Tag mit mir in diesem Wald verbracht und mir Dinge gezeigt, die mir jetzt schon geholfen und das Leben gerettet haben. Gedankenverloren lief ich stundenlang wirr durch den Wald, bis ich plötzlich etwas hörte. Ich zog meine Waffe und zielte sie in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Sie wurden immer lauter und als der Übeltäter aus dem Busch kam, atmete ich hörbar laut aus.
»Ich bin es nur« sagte Drayl.
»Was machst du hier?« fragte ich während ich meine Waffe wieder wegsteckte.
»Essen suchen« sagte er knapp und ging auf mich zu. »Und du?« fragte er.
»Ein neues Leben suchen« antwortete ich.
»Müsste ich auch mal anfangen« fing er an und guckte durch die Gegend. »Ich habe kein Zuhause mehr, keine Familie, keine Freunde« sprach er weiter. Ich klopfte ihm auf die Schulter.
»Geht mir genau so« sagte ich sarkastisch lächelnd »Wir sitzen in einem Boot alter Freund« beendete ich meinen Satz. Daryl schaute mich betrübt an. »War's das jetzt?« fragte er. Ich nickte nur.
»Ich muss mir woanders was neues aufbauen. Neu anfangen« sagte ich »Allein« fügte ich noch hinzu damit er nicht auf die Idee kam, mir zu folgen. Daryl nickte traurig.
»Eine Sache noch« fing er an »Was von den beiden Dingen war nicht gelogen?« fragte er und schaute kurz auf meinen Bauch.
»Du bist doch Fährtenleser, oder?« begann ich. »Vielleicht findest du mich ja eines Tages und findest es heraus« Ich fasste meinen Bauch und danach seine Brust an, wo sein Herz lag. »Ich verteile auch manchmal Spuren« Mit den Worten lief ich an Daryl vorbei. Ein letztes Mal klopfte ich noch auf seine Brust, bevor ich weiter ging. Weiter ins Unbekannte. »Mach's gut, Daryl« sagte ich noch ohne zurückzuschauen.
»Viel Glück, Maddy« rief er mir noch hinterher. Ich machte nur von hinten eine kurze Handbewegung, während ich weiter lief. »Ich werde dich finden! Man sieht sich immer zweimal im Leben« rief er weiter. Ein letztes Mal sah ich zurück. »Da bin ich mir sicher!« rief ich zurück. »Ich mache jeden Tag einen Strich an die Wand bis du wieder da bist!« sagte ich mit gespielter Vorfreude. »Jeden Tag« wiederholte ich leise während ich mich wieder umdrehte und weiter lief. Weiter ins unbekannt. Vielleicht ins Nichts? Ich weiß es nicht. Aber ich werde es herausfinden. Ganz bald. Irgendwann. Gedankenverloren lief ich im Sonnenaufgang durch den Wald. Als ich an einem Bach vorbeilief, wurde mir kalt, weswegen ich meine Hände in meine Pullover Taschen steckte. Dabei fühlte ich das Medaillon und die Zettel. Langsam nahm ich alles heraus. Ich begutachte das Medaillon noch ein leztes Mal. Strich noch ein letztes Mal behutsam darüber bevor ich es in den Bach warf und es ins Nichts schwamm. Mit dem Brief. Ich begutachtete die Zettel. Carls Brief und das Bild von Nils. Ich sah mir sein Bild noch einmal an.
"Damit du ihn nicht vergisst" las ich leise im Kopf.
»Vergiss mich nicht Maddy«
»Niemals« flüsterte ich leise bevor ich auch das Bild zerknüllte und wegwarf. Ich lief weiter, während ich den Briefumschlag öffnete und mir den Brief ansah. Ansah, nicht las. Ich drückte ihn an meine Brust und schaute nach oben. »Verzeih mir« begann ich »Aber ich kann das nicht«, mit den Worten zerknüllte ich auch dieses Blatt und warf es weit weg. Gott ich hoffte, ich würde es nicht eines Tages bereuen. Und auch hoffte ich inständig, dass dort nichts Wichtiges drin stand. Ich steckte meine Hände wieder in die Pullitasche und lief weiter. Weiter ins Nichts. Und obwohl ich nicht wusste, was ich tun sollte oder was als Nächstes kommt, war mir eins klar. Aufgeben würde ich nicht. Niemals. Ich fange einfach an zu laufen und bleibe nie wieder stehen.
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Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF
Fanfiction»Als ich dich zum ersten Mal sah, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich zu reparieren.« »Und sieh mich jetzt an. Ich bin kaputter als je zuvor.« ----- Madison ist vierzehn als plötzlich eine Epidemie ausbricht und die Welt zum Stillstand bringt...