Als ich am nächsten morgen aufwachte, war Carl nicht mehr da. Ich ging raus aus meinem Zimmer, um mir in der Küche etwas zu essen zu machen. Doch als ich die Schränke öffnetet und nach etwas Essbarem suchte, musste ich feststellen, dass nicht mehr da war. Absolut nicht. Niedergeschlagen nahm ich mir ein Glas und trank etwas Wasser, um meinen Hunger etwas zu stillen. Als ich das Glas wieder absetzte, kam Carl plötzlich rein.
»Hast ganz schön lange geschlafen« begrüßte er mich.
»Wir waren ja auch lange wach« entgegnete ich. Carl lachte und kam auf mich zu, um mich zu küssen. Als wir uns lösten, sah er mich an und hielt ein Sandwich in der Hand. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, was er merkte. »Hab ich dir gemacht« sagte er lachend und gab es mir. Sofort fing ich an, es genüsslich zu verspeisen.
»Ihr seid ja echt ausgebrannt« sagte Carl. Ich nickte nur. »Daryl geht immer plündern, aber kann er ja jetzt gerade nicht« erklärte ich unsere Situation. »Wo warst du?« fragte ich mit vollem Mund.
»Zuhause« antwortete er nur »Hab mit Judith gespielt« erzählte er. Ich nickte nur.
»Ich muss auch mal wieder nach Hilltop« sagte ich »Wegen Nils« als ich ein weiteres Mal von dem Sandwich abbiss, nahm ich den Geschmack von frischen Gurken wahr. Ich lächelte und sah Carl an »Ich liebe Gurken« sagte ich während ich weiter genüsslich mein Sandwich verspeiste. »Ich weiß« antwortete Carl nur. Vertieft in mein Essen erzählte ich Carl von einer Geschichte, die mir gerade so in den Kopf kam. »Mein Bruder hat Sandwiches geliebt« fing ich an »Er hat immer Wortspiele gemacht« sagte ich.
»Wortspiele?«
»Ja! Er hat zu Sandwich immer Sandhexe gesagt« erzählte ich lachend. Als ich aufgegessen hatte, wusch ich mir die Hände. »Und Hotdog war bei ihm heißer Hund« erklärte ich lachend. Carl lachte auch und küsste mich wieder. Ich sah ihn fragend an. »Alles gut?« fragte ich. Carl nickte nur und nahm mich an die Hand. Wir gingen aus dem Haus uns spazierten seelenruhig durch Alexandria.
»Was Negan euch auch immer angetan hat« begann ich das Gespräch »Ich bin dankbar, dass er euch gefunden hat« sagte ich lächelnd und sah ihn an.
»Ja, ich irgendwie auch« entgegnete er. Ich sah auf den Boden und sprach weiter »Ich bin so froh dich getroffen zu haben« fing ich wieder an. Carl lächelte nur sanft »Was ist eigentlich mit Daryl?« fragte ich. »Wann kommt er wieder raus?« beendete ich meine Frage. »Ich glaube morgen« antwortete er knapp. Unser Spaziergang endete wieder am See. Gedankenverloren lauschten wir dem Wind und den einzelnen Vögeln, die man manchmal hörte. Ich starrte auf's Wasser und genoss die Stille als Carl wieder das Wort ergriff. »Lass uns rausgehen« sagte er. Ich sah ihn fragend an. »Raus?« wiederholte ich, um sicher zu sein, dass ich ihn richtig verstanden habe. Er nickte nur und zog mich Richtung Ausgang. »Und was willst du draußen?« fragte ich während wir uns durch das Tor quetschten. Carl zuckte mit den Schultern und ging voran. »Na, du bist mir ein Rätsel« murmelte ich. Wir liefen einige Zeit ziellos und schweigend durch den Wald als wir einem Beißer begegneten. Carl blieb stehen uns stellte sich hinter mich. Er nickte zu dem Beißer rüber, um mir zu sagen, dass ich ihn erledigen sollte. Ich zog mein Messer und stach es ihm mit Leichtigkeit ins Gehirn. Der Beißer sackte vor mir zu Boden. Ich drehte mich zu Carl um und sah ihn an »Jetzt sag doch, was du willst« sagte ich leicht genervt und ging langsam auf ihn zu. »Nur gucken« antwortete er »Ich wollte nur gucken« wiederholte er. »Da kommen noch mehr« sagte er und zeigte auf eine kleine Herde von vier Beißern, die langsam auf uns zukam. Ich nahm meine Waffe raus und erschoss jeden einzelnen. Jeder Schuss sitze perfekt.
»Ich wusste gar nicht, dass du so gut schießen kannst« sagte er lächelnd.
»Du hast mich auch noch nie in Aktion gesehen« enteignete ich. Ich steckte meine Waffe wieder weg und sah ihn an. »Also warum jetzt?« fragte ich ungeduldig, doch Carl wiederholte sich nur. »Nur gucken« er nahm meine Hand, drehte sich um und zog mich zurück nach Alexandria. »Ich wollte nur gucken.«Wir liefen den ganzen Weg Hand in Hand zurück, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Ich schielte ab und zu mal zu Carl rüber, doch der schaute nur betrübt auf den Boden. Immer wenn ich ihn etwas fragte, nickte er nur
oder schüttelte den Kopf. Langsam war ich genervt von ihm und seinem Verhalten, weswegen ich seine Hand irgendwann einfach losließ und bockig voran lief. Als wir wieder vor den Toren von Alexandria standen, öffnete ich es und trat wortlos ein. Ich dachte, er würde mir nachlaufen und sich entschuldigen wie er es immer tat, doch das tat er nicht. Er lief tonlos und mit gesenktem Kopf in die Richtung von seinem zu Hause. Ich sah ihm nach und eigentlich würde ich nicht nachgeben und ihm hinterherlaufen, aber diesmal entschied ich mich dazu, auf ihn zuzugehen und ein weiteres Mal zu fragen, was denn los wäre. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass ihn irgendwas bedrückte. Er hatte eine Grippe oder ähnliches. Ich ging ihm also hinterher und als ich im Haus ankam, lag er auf dem Sofa. Niemand war da und mittlerweile ist es auch schon wieder dunkel geworden. Ich und Carl haben tatsächlich den ganzen Tag im Wald verbracht. Rick war wahrscheinlich im Sancuary und hatte Judith bei Carol gelassen, denn im Haus war es wirklich Mausestill. Ich entschied mich, nicht sofort wieder sein Verhalten anzusprechen, deshalb lief ich mit den Händen in der Hosentasche langsam auf ihn zu und versuchte mit einem lockeren Gespräch die Stimmung zu kippen. »In diesem Raum sind wir uns zum ersten Mal begegnet« sagte ich gedankenverloren und lies meinen Blick durch den Raum streifen. »Und auf dieser Couch-« ich setzte mich neben ihn, was ihn dazu alarmierte sich auch wieder hinzusetzten. »Ach was auf dieser Couch alles passiert ist« schwärmte ich glücklich. »Weißt du es noch?« fragte ich mit einem Lächeln.
»Na klar« sagte er. Nun lächelte er auch »Hier habe ich deine Wunde versorgt und du hast mir mein Lieblingshalstuch abgezogen« sagte er mit einem grinsen. Das stimmte mich traurig.
»Ja« sagte ich und guckte auf den Boden »Ich hab es verloren. Seit dem Unfall habe ich es nicht mehr wieder gefunden« ich seufzte »Schade es war ein großes Erinnerungsstück« erklärte ich und sah ihn an »Mein liebstes« beendete ich meinen Satz.
»Na dann« sagte er und zog etwas aus der Hosentasche. Es war das Tuch.
»Nein« sagte ich ungläubig und glücklich. Ich nahm das Tuch und lies es mir durch die Finger gleiten. Nachdem ich es begutachtet hatte, gab ich es ihm zurück, damit er es mir um den Hals binden konnte. Genau wie damals. »Es war voller Blut, deswegen habe ich es mitgenommen und gewaschen. Habe es gestern erst wiedergefunden« als er mir das erzählte, musste ich lachen. »Hast du es etwa vergessen?« fragte ich lachend. Als Antwort bekam ich nur einen kurzen Lacher zurück. »Na wenigstens habe ich es wieder« sagte ich und umfasste meinen Hals »Hab's vermisst« ergänzte ich noch. Nach einem kurzen Moment der Stille ergriff ich wieder das Wort. »Ist genauso wie damals« Carl nickte nur. »Du hast mir das Tuch umgebunden und mir die Geschichte mit deinem Auge erzählt« erzählte ich lachend. Wieder nickte Carl nur. Mit hochgezogenen Augenbrauen guckte ich ihn an. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn. Er schwitze stark und war extrem blass. Ich sah ihn besorgt an. »Was ist denn los« fragte ich besorgt und legte eine Hand auf sein Knie. Er sah mich traurig an. Er hatte Tränen in den Augen. »Carl, was ist mit dir?« wiederholte ich meine Frage. Er nahm meine Hände in seine. »Maddy« schluchzte er »Ich wurde gebissen«
Mir fiel die Kinnlade runter. »Es tut mir leid« sagte er mit gesenktem Blick. Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen. »Wann, wo ,warum?« fragte ich schluchzend und tastete seinen Körper grob ab. Carl zog sein Shirt hoch. Sein Bauch zierte eine große Bisswunde. Mir wurde schlecht und schwarz vor Augen. »Wann« fragte ich monoton.
»Als ich mit Dad plündern war. Ich war bei der Tanke, wo Daryl uns hingeschickt hat wegen diesem Siddiq« sagte er weinend. Ich hielt mir die Hand vor den Mund »Es ist meine Schuld« stammelte ich. »Scheiße ich hätte ihn nicht erwähnen dürfen« fluchte ich kleinlaut. Carl versuchte, mich zu beruhigen. »Es ist nicht deine Schuld! Nichts davon!« sagte er. Ich schüttelte nur traurig den Kopf »Nein, nein, nein« flüsterte ich immer wieder. »Du darfst nicht sterben, Carl, ich brauche dich« sagte ich heulend. Ich sollte ihn beruhigen, doch er tat es bei mir. Immer wieder streichelte er meinen Kopf. Er fing am zu husten. »Carl« stammelte ich, doch er unterbrach mich.
»Du darfst mir nicht folgen hörst du?« sagte er. Ich sah ihn nur fragend an, weil ich nicht wusste, was er meinte. »Du musst leben« erklärte er es. »Du darfst mir nicht folgen« sagte er wieder. »Dein Vater hatte recht« erzählte er weiter. Ich schüttelte nur den Kopf. »Du wirst die Welt nicht bezwingen, Maddy« fing er an »Das hast du schon«
»Du wirst die Welt bezwingen, Maddy« hallte es mir durch den Kopf. Unfähig was zu sagen, schüttelte ich wieder nur den Kopf. »Ich kann das nicht ohne dich Carl«
»Du musst« konterte er nur. »Du musst Maddy« wiederholte er wieder. Er war nun kaum noch zu verstehen. »Leg dich hin« sagte ich und drückte ihn in die weichen Sofakissen. Ich kniete mich vor ihn auf den Boden. »Es endet dort, wo es angefangen hat, huh« sagte er lächelnd. Ich weinte so stark, dass ich ihn nicht mal mehr sehen konnte. Er wischte mir die Tränen weg und sah mich verliebt an. Wie schrecklich er aussah. Überall schweiß und total blasse Haut. »Vergiss mich nicht, Maddy« stammelte er. »Niemals« entgegnete ich während ich seinen Kopf streichelte und ihn musterte. Er hatte recht. Auf dieser Couch, in diesem Raum hatten wir unsere ersten gemeinsamen Momente und jetzt auch unsere letzten. »Ich kann das nicht« schluchzte ich »Ich kann das nicht nochmal« wiederholte ich. Carl umfasste meine Wange »Pass auf dich auf Maddy« sagte er leise bevor er seine Augen schloss »Mach's gut« flüsterte er nun schon fast. Ich wurde hysterisch und betete, dass er die Augen noch einmal aufmachen würde, und noch einmal sagen würde, dass er mich liebt. Wie bei meinem Vater war es mein letzter Wunsch, doch er tat es nicht. »Du« flüsterte ich zwischen Tränen und lauten Schluchzen. »Du bist es« setzet ich wieder an. »Du bist der Mensch, bei dem ich sterbe, wenn er geht« flüsterte ich inzwischen kaum hörbar. »Du bist es immer gewesen« fügte ich noch hinzu. »Ich liebe dich, Carl« schluchzte ich während ich ihn ein letztes Mal küsste, jedoch ohne Erwiderung. Nie wieder ohne Erwiderung. Ich werde ihn nie wieder umarmen, küssen oder nach Rat fragen können. Ich bin allein. Zum erstem Mal seit langem war ich wieder allein. Und als ich meine Tränen wegwischte, seinen Kopf weiter streichelte und verliebt ansah, wurde mir bewusst, was gerade geschehen war. Er ist gestorben. Carl ist tot.
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Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF
Fanfiction»Als ich dich zum ersten Mal sah, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich zu reparieren.« »Und sieh mich jetzt an. Ich bin kaputter als je zuvor.« ----- Madison ist vierzehn als plötzlich eine Epidemie ausbricht und die Welt zum Stillstand bringt...