Die Begegnung mit Negan war jetzt ungefähr zwei Wochen her. Als ich und Daryl zurückfuhren, bat ich ihn mich nach Alexandria zu bringen, um eine Begegnung mit Carl noch etwas heraus zu zögern. Ich wollte noch etwas nachdenken und das konnte ich nur alleine. Daryl blieb auch bei mir in Alexandria und redete viel mit mir. Einerseits versuchte er mich abzulenken und andererseits hatte er ein offenes Ohr, wenn ich doch über Carl oder William sprechen wollte. Ich hatte das Gefühl er weiß jetzt mehr über mich als Carl. Er ist sowas wie mein bester Freund in der Zeit geworden und auch er hat sich geöffnet und mir einiges aus seiner Vergangenheit erzählt. Carl hatte es akzeptiert, dass ich meine Ruhe brauchte und kam nicht her. Irgendwie tat er mir auch langsam leid, weswegen ich mir wünschte, dass er herkommen würde. Und mein Wunsch wurde mir erfüllt, denn gerade als ich mit Daryl an seinem Bike bastelte und ihm immer wieder kleine Apfel oder Bananenstücke in den Mund schob, wurde mir auf die Schulter getippt. Als ich mich umdrehte, sah ich Carl mit einem leichten Lächeln.
»Zu früh?« fragte er unsicher. Ich antwortete ihm jedoch nicht, sondern fiel ihm nur um den Hals. Er drückte mich fest und strich mir leicht über den Hinterkopf. Als ich mich von ihm löste, zog ich ihn in das Haus, in dem ich vorübergehend mit Daryl wohnte. Angekommen in meinem Zimmer, machte ich die Tür zu und schloss sie ab. Carl lächelte mich an und packte mich an der Hüfte.
»Ich habe dich vermisst« sagte er. Ich legte meine Hände um seinen Hals.
»Und ich dich erst« flüsterte ich bevor ich mich vorbeugte und ihn küsste. Während des Kusses hallten mir Daryl's Worte durch den Kopf. »Verlier ihn nicht, Maddy. Pass auf ihn auf« Ich verdrängte seine Worte. Er hatte schon recht und genau das wollte ich jetzt auch tun. Meine Hände wanderten seine Brust entlang. Als ich unten ankam, öffnete ich seinen Gürtel und danach auch seine Hose. Ich drückte ihn auf mein Bett und setzte mich auf ihn drauf. Die ganze Zeit lösten sich unsere Lippen nicht voneinander. Doch als ich mir gerade mein Shirt über den Kopf ziehen wollte, hielt Carl meine Arme fest. Er blickte mich an. Ich nickte nur, um ihm zu zeigen, dass es mir gut geht. »Wenn man jemanden mag, tut man verrückte Dinge« sagte ich nur »Außerdem haben wir keine Zeit für Streit. Wir könnten jeden Tag tot sein« beendete ich meine Erklärung, bevor ich mich wieder runter zu ihm bückte und ihn küsste.»Du bist echt voller Überraschungen« sagte Carl lächelnd während er mir den Rücken streichelte. Wie damals bei unserem ersten Mal lag ich auf seiner Brust und er auf dem Rücken. Nur anders als damals lagen wir in meinem Bett und nicht auf dem Boden einer Zelle.
»Ich könnte hier den ganzen Tag so liegen« sagte ich und atmete genervt aus.
»Ich auch« sagte er ebenfalls etwas niedergeschlagen.
»Was ist eigentlich mit Nils?« fragte ich und setze mich auf, um Carl ins Gesicht zu sehen. »Hat er noch was gesagt?« beendete ich meine Frage.
»Er war enttäuscht, dass du nicht mehr da warst. Aber wir haben viel gespielt. Dinge, die er damals immer mit dir im Sanctuary gespielt hat. Also er hat zumindest gesagt, dass ihr es gespielt habt.«
Ich lächelte bedrückt. »Ja« antwortete ich »Das habe ich immer mit William gespielt« ich machte mir die Haare hinters Ohr und begann zu erzählen. »Er war oft bei meiner Tante, weil mein Vater immer viel gearbeitet hat und ich mich auch nicht immer um William kümmern konnte, weil ich so viel mit der Schule zu tun hatte. Unsere Tante hat ganz in der Nähe also nur eine Straße weiter gewohnt. An Geld hat es ihr nie gefehlt, weswegen sie auch nicht mehr arbeiten ging zu der Zeit. Aber ein Kind. Das hatte ihr gefehlt. Sie hatte nie den perfekten Mann gefunden, mit dem sie ein Kind bekommen konnte und deswegen hat sie William immer liebend gern genommen und auf ihn aufgepasst. Er hat es dort auch geliebt und wurde immer total bei ihr verwöhnt. Ich weiß noch, dass ich damals Angst hatte, dass er irgendwann lieber bei ihr als bei mir wäre, weswegen ich mit ihm die verrücktesten Dinge gebastelt habe um ihn zu beschäftigen, wenn er bei mir ist. Einmal habe ich mit ihm aus Aluminiumfolie und Papier, Boote gebaut, die wir am See dann schwimmen lassen und gewettet haben welches zuerst unterging. Ein anderes Mal sind wir durch die Wälder gelaufen und haben einsame Spielplätze und verlassene Orte gesucht. Oder aus einer Wäscheleine ein Springseil gebaut.«
»Ja genau das hat Nils auch mit mir gemacht« sagte Carl.
Ich lächelte. »Ja. Ich habe mich viel um Nils gekümmert um Sanctuary, damit er niemals einsam oder traurig wird. Ich habe jeden Tag mit ihm neue Dinge gebastelt und erforscht, um ihn zu beschäftigen. Das waren alles Dinge, die ich damals auch mit William gemacht habe oder noch vorhatte bevor es zu spät war.« Ich schluckte und wischte mir Tränen aus dem Gesicht. «Ich habe in jener Nacht so viel falsch gemacht« nun fing ich laut an zu weinen und legte mich zurück auf Carl's Brust. »Er läuft bestimmt irgendwo als Zombie herum. Er hat sich vor seinem Tot bestimmt gefragt, wo ich bin und warum ich ihn nicht abgeholt habe.« Ich schluchzte, »Ich habe ihn ermordet. Es ist meine Schuld« Carl setze sich auf, was ich ihm gleichtat. »Nein« sagte er leicht wütend »Nichts davon ist deine Schuld, Maddy! Sag dir das nie wieder! Verstanden?« Ich schaute ihn nur traurig an und umfasste unbewusst meine Kette. Seit meinem Unfall habe ich Carls Halstuch nicht wieder gesehen. Carl starrte auf meine Kette.
»Man kann sie aufmachen, nicht wahr?« fragte er. Ich nickte nur. »Mein Dad hat sie mir in die Hosentasche gestopft als ich mich von ihm verabschiedet habe. Ich habe sie nie aufgemacht«
»Warum nicht?«
»Ich habe Angst, was da drinnen ist. Wenn es ein Bild von William oder meinem Vater ist, will ich es gar nicht erst sehen.« Carl nickte leicht.
»Ich kann dich verstehen. Aber du solltest es aufmachen.«
Ich schaute von meinem Medaillon und dann wieder zu Carl. Ich nickte. «Wird wohl langsam Zeit« stammelte ich nur, und nahm es ab. Mit zittrigen Fingern öffnete ich es mühsam und sah hinein. In ihr war ein kleines Stück Papier. Ein Brief von meinem Vater. Ich öffnete ihn schweißgebadet und fing an zu lesen.Maddy,
wenn du das jetzt liest, habe ich mich wohl dafür entschieden. Für den Tod. Bevor ich dir jetzt alles erkläre, muss ich mich erst bei dir entschuldigen. Ich weiß, keine Worte der Welt können entschuldigen, was ich dir angetan habe, aber ich will, dass du weißt, dass es mir von Herzen leid tut. Du musst wissen, als ich das erste Mal von dem Virus und den folgen hörte, musste ich keine Sekunde mehr darüber nachdenken und wusste, dass dies der Weg sein wird wie ich aus dem Leben scheiden möchte. Seit dem Tag, an dem deine Mutter verstarb, war ich nicht mehr glücklich. Seit dem Tag, an dem deine Mutter von uns ging, wollte ich auch gehen. Ich kann mir nicht vorstellen wie schlimm es für dich sein muss diese Worte nun zu lesen, aber ich wusste das dies Gottes Ruf war, dass zu tun, was ich schon so lange tun wollte. Ich habe mich all die Jahre zusammengerissen für dich und deinen Bruder, aber du musst es verstehen, dass ich weder dich noch deinen Bruder in so einer Ausnahmesituation großziehen kann. Damit komme ich auf deinen Bruder zu sprechen. Bevor wir beide zu deiner Tante wollten, hatte ich schon mit ihr telefoniert und sie wollte auch den Suizid als Ausweg nehmen. Deshalb haben wir uns beide dazu entschieden, an diesem heutigen Tag dieses Leben zu verlassen und Gottes Ruf zu folgen. Doch nicht nur ich und deine Tante haben den Weg gewählt. Wir hielten es für richtig, William mit zur Reise des neuen Lebens zu nehmen. Wir wurden alle gebissen, Maddy. Wir sind alle tot. Ich habe dich nur zu deinem Bruder geschickt, weil ich und deine Tante ausgemacht hatten, dass du es selbst entscheiden sollst, ob du Leben möchtest oder nicht. Wir haben dir in der Wohnung deiner Tante essen und Waffen zurechtgelegt, falls du es in der neuen Welt versuchen möchtest. Ich wollte nur nicht dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen, deshalb auch der Brief. Aber ich wollte dir in diesem Brief nicht nur alles erklären, sondern dir auch hiermit sagen, dass du auf keinen Fall Schuld an dem Tod deines Bruders, deiner Tante oder mir hast. Und du musst dich nicht schuldig fühlen, wenn du den Weg auch einschlagen möchtest, Maddy. Wenn du dich auch dazu entscheidest dich beißen zu lassen, freue ich mich, dich ganz bald wieder in meine Arme schließen zu können. Es ist okay aufzugeben, Maddy. Solltest du dich jedoch dazu entscheiden, zu leben, wünsche ich dir alles erdenklich gute und Glück in der Welt in der nun die toten regieren. Leb für uns, Maddy und tu all das, was du schon immer mal machen wolltest. Du wirst die Welt bezwingen, Maddy, da bin ich mir sicher.
DadDas war wahrscheinlich das schlimmste, was ich lesen musste. In diesem Brief wurden nicht nur einige Fragen geklärt, sondern auch gleich neue geschaffen. Ich weiß nicht, ob ich froh sein soll, jetzt die Gewissheit zu haben, dass William tot ist oder ob ich enttäuscht sein sollte, weil ich nicht mehr hoffen kann, dass er noch lebt. Aber bei einem bin ich mir sicher. Jetzt geht es mir kein Stück besser. Ich habe damals schon oft mit dem Gedanken gespielt, mich umzubringen, damit ich wieder bei den Menschen bin, die ich am meisten liebe. Doch Negan hat mir den ganzen kram sofort ausgeredet. Dank ihm hatte ich wieder Lust zu leben und durch ihn hatte ich wieder einen Vater. Durch Carl kann ich wieder lieben und durch diesen Brief, weiß ich jetzt, dass mein Vater sein Schicksal so gewollt hatte. Genauso wie meine Tante. Aber William. Er war so ziemlich der Lebens-freudigste Mensch, den ich kannte. Er hätte für sich das Schicksal auf keinen Fall gewollt und dafür hasse ich meinen Vater, dass er William die Entscheidung genommen hatte. Aber wahrscheinlich war es auch besser so. Er wäre in dieser Welt nicht glücklich geworden. Ich blickte Carl an und schüttelte den Kopf.
»Es war Selbstmord. Sie haben sich alle umgebracht.«
DU LIEST GERADE
Déjà-vu || TWD Carl Grimes FF
Fanfiction»Als ich dich zum ersten Mal sah, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dich zu reparieren.« »Und sieh mich jetzt an. Ich bin kaputter als je zuvor.« ----- Madison ist vierzehn als plötzlich eine Epidemie ausbricht und die Welt zum Stillstand bringt...