11 || Die zerfallene Stadt

28 8 4
                                    

Schnellen Schrittes stapfte ich durch die Wüste, weg von dem Füllhorn. Mit der linken Hand presste ich ein Stück Stoff an die blutende Wunde an meiner Schulter. Gestern war ich noch dem Gebirge entlanggelaufen, aber nun hatte ich es hinter mir gelassen. Weit und breit war nur noch Sand zu sehen.

Nach einer Zeit kam am Horizont etwas in Sicht. Die zerfallene Stadt, erinnerte ich mich. Vor ein paar Tagen war ich mit meinen ehemaligen Verbündeten da gewesen und wir hatten andere Tribute gejagt. Verrückt, dass das gerade einmal drei Tage oder so her ist. Es kommt mir vor, als wären es Jahre. Denn in der Zwischenzeit war so viel passiert.

Ich beschleunigte mein Tempo. In der Stadt würde ich bestimmt Wasser finden, denn ich hatte einen riesigen Durst. Und einen Ort, wo ich die Nacht verbringen konnte, gab es bestimmt auch. Ein Ort, an dem nicht alles voller Sand ist.

Erst ging ich an vereinzelten Häusern – oder eher Ruinen – vorbei, aber dann wurden es immer mehr und schliesslich war ich mitten in der Stadt aus zerfallenen Häusern. Einige waren noch ganz gut im Schuss, von anderen war nur noch eine Mauer übriggeblieben.

Ich streift durch die Gassen. Mein Blick schweifte von rechts nach links, um mögliche Angreifer zu sehen, aber ich war allein. Die Strassen lagen ruhig da, nicht einmal der Wind wehte. Kein Sandkorn schien sich zu bewegen.

Nachdem ich eine Weile durch die Gassen geirrt war, fand ich in einem Innenhof eine Brunnen. Ich war mir erst nicht sicher, ob sich darin überhaupt Wasser befand, aber ein Blick über die Kante zeigte mir, dass es da unten reichlich Wasser gab.

Ich beugte mich über die Mauer, um an das Wasser zu kommen. Meine Arme waren nicht leicht genug, deshalb lehnte ich noch etwas weiter nach vorne.

Ich konnte kaum etwas sehen, nur das sanfte Glitzern des Wassers. Und dann blitzen auf einmal leuchtend gelbe Augen auf. Ich wollte erschreckt zurückzucken, aber da packten mich mehrere Tentakel am Hals und zerrten mich nach unten. Ich schrie, aber mein Schrei ging in einem erstickten Husten unter.

Ich stürzte gut einen Meter in die Tiefe, dann traf mein Körper auf Wasser. Zum Glück war es eine ordentliche Menge an Wasser, sodass ich einigermaßen weich landete. Aber die Gefahr war noch nicht vorbei, denn das Tentakel-Ding war immer noch da und seine Arme umschlossen meine Kehle.

Das Ding kam näher und trat ins Licht, das von oben herabfiel. Nun konnte ich erkennen, worum es sich handelte. Das Gesicht war wie das eines Menschen, aber am Hals konnte ich Kiemen erkennen. Auch die Beine schienen denen eines Menschen zu gleichen – ich konnte es nicht ganz sehen, da das Wasser fast bis oberhalb der Beine reichte. Doch anstatt Arme besaß die Mutation Tentakel, acht Tentakel.

Genau in diesem Moment holte die Mutation mit einem Tentakel auf und schleuderte ihn in meine Richtung. Es folgte gleich ein weiterer, aber ich konnte rechtzeitig ausweichen. Schnell zog ich meine beiden Messer hervor und hielt sie angriffsbereit in die Höhe.

Ein wildes Gefecht brach aus. Die Mutation tat einen Schlag nach dem anderen, ich wehre geschickt mit meinen Messern ab oder wich aus. Ich übersah einen der vielen Tentakel und schon wurde ich getroffen. Die starke Wucht des Schlages liess mich in die Knie gehen und als ich mich wieder aufgerichtet hatte, war die Mutation bei mir, die Tentakel schlangen sich um meinen Körper.

Ich wand mich in ihrem Griff und es gelang mir einen Arm freizubekommen. Mit einer schnellen Bewegung schnitt ich einen Tentakel ab. Schmerzerfüllt hallte der Schrei der Mutation durch den Brunnen. Ich nutzte den Moment, um den Fängen der Mutation zu entkommen.

Ich ging zwei Schritte rückwärts, was bei dem hohen Wasser schwerer war als normal. Ich holte mit beiden Messern aus, nahm bestmöglich Anlauf und sprang auf die Mutation zu. Während ich in der Luft war, merkte ich, dass ich nicht hoch genug war, aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich landete etwas vor der Mutation und noch bevor meine Füsse den Grund des Wassers berührten, wurde ich von der Mutation nach hinten geschleudert.

Mit einem Stöhnen knallte ich gegen die steinige Wand des Brunnens und fiel danach ins Wasser. Für einen kurzen Moment war ich unter Wasser. Als ich gerade wieder auftauchte, spürte ich den Griff der Tentakel, wie sie mich wieder nach unten drückten. Ich wand mich in dem starken Griff der Mutation, schrie unter Wasser und trat in alle Richtungen.

Ein schummriges Gefühl machte sich in mir breit und ich schluckte übelriechendes Wasser. Trotzdem kämpfte ich weiter und ein Tritt traf ins Schwarze. Nur für einen winzigen Augenblick ließ der Griff der Mutation nach. Lange genug, um mich ihrem Griff zu entziehen.

Ich tauchte auf und hustete einen Schwall Wasser. Ich lehnte gegen die Wand und hustete unaufhörlich. Die Mutation hatte sich währenddessen wieder erholt und erhob sich vor mir. Sie war mindestens ein Kopf grösser als ich und in einem ihrer Tentakel hielt sie...Verdammt, eines meiner Messer.

Ich wollte zur Seite springen, als das Messer in meine Richtung sauste, aber zwei Tentakel fixierten mich an der Wand, sodass ich mich keinen Millimeter bewegen konnte. Verzweifelt musste ich zusehen, wie die Klinge auf mich zukam und sich schliesslich in meine Brust bohrte.

Ich stöhnte schmerzhaft auf. Die Luft blieb mir weg und ich fasste mir an die schmerzende Stelle. Die Mutation hatte mein Herz getroffen. Panisch presste ich meine Hand auf die Wunde, während mein Atem sich innert Sekunden verschnellerte. Ich spürte warmes Blut über meine Haut laufen.

Nur wenige Momente später begannen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen. Ich kämpfte gegen sie an, versuchte verzweifelt sie wegzublinzeln, aber sie waren nicht aufzuhalten. Dann hatte ich nicht mehr die Kraft zu stehen. Ich sank ins Wasser, das Blut verteilte sich im Wasser. Kühl ummantelte es mich, erfüllte meinen Körper mich angenehmer Kühle. Dann verschwamm meine Sicht vollkommen und ich verlor das Bewusstsein.

Bumm...

::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Und schon wieder ist es ein Tribut weniger.

@ LoriNoriGilmore für Liam sind die Spiele nun auch zu Ende, aber ich danke dir echt herzlich für deine Teilnahme.

Du kannst echt stolz auf dich sein, auch wenn es nicht ganz auf das Podest gereicht hat.

Bye, emmicl123

MMFF || Die 13. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt