14 || Ehemalige Verbündete

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Idana Walker
Bumm!
Ich lockerte meinen Griff und liess von Collins schlaffem Körper ab. Meine Hände zitterten haltlos und mein Atem ging rasant. Ich wandte den Blick von dem zwölfjährigen Jungen ab, den ich eben getötet hatte.

Die Wunden, die mir während dem Kampf zugefügt wurden, schmerzten, als ich mich mit einem leichten Stöhnen erhob und mich zu Esko umdrehte.

Mein Magen verkrampfte sich, wenn ich an das dachte, was mir bevorstand. Egal wie sehr es mir davor graute, Esko – meinen Verbündeten – anzugreifen, ich würde es tun. Ich würde es tun müssen, wenn ich nachhause zurückkehren wollte.

Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn ich überlebte und ihn dafür hatte töten müssen. Schon bei Collin war mein schlechtes Gewissen riesig, wie gross würde es dann bei Esko sein. Wir hatten das hier zusammen durchgestanden, Seite an Seite gekämpft und nun mussten wir uns gegenseitig bekämpfen.

Ich wusste nicht, ob Esko mich auch angreifen würde, aber er würde meine Angriffe bestimmt abwehren und dabei versuchen mich zu überzeugen, dass es eine andere Möglichkeit gab. So war er eben. Er würde wahrscheinlich alles tun, um einen Kampf zu vermeiden.

Ich war bereit für mein Überleben zu kämpfen, denn das alles konnte nicht umsonst gewesen sein. All das Leid, all die Gewalt und der Verlust. Wenn ich nun aufgeben würde, wäre es für nichts gewesen und das musste ich mit allen Mitteln verhindern.

Ich liess mich neben einem Felsen sinken und hob meine Axt auf. Kraftlos liess ich mich gegen den Stein sinken und vergrub das Gesicht zwischen den Händen.

Ich brauchte einen Plan. Einen Plan, damit ich nicht ewig gegen Esko würde kämpfen müssen und schlussendlich den Mut verlor das zu tun, was ich tun musste.

Wie konnte ich ihn am schnellsten umbringen?

Ich liess meine Gedanken schweifen und suchte nach Ideen, aber keine schien ideal zu sein. Krampfhaft suchte ich nach einer Lösung.

Ich liess meinen Kopf gegen den warmen Stein sinken und wandte meinen Blick zur Seite. Im Augenwinkel nahm ich etwas schwarzes wahr und sogleich drehte ich meinen Kopf, um zu sehen, was dort war.

Ein schwarzer Skorpion sass wenige Zentimeter von mir entfernt. Der giftige Stachel wippte leicht auf und ab und sein Kopf bewegte sich leicht. Gebannt starrte ich das Tier an.

Plötzlich hatte ich eine Idee. Ohne nachzudenken packte ich das Skorpion und liess nicht los, als es sich in meinem Griff wand und mit dem Stachel nach mir ausholte.

Ich schloss meine Hand um den Stachel und hob meine Axt. Vorsichtig träufelte ich das Gift auf meine Klinge, bis sie vollständig damit bedeckt war.

Wollte ich das wirklich tun?

Wenn ich es einmal getan hätte, würde es kein Zurück mehr geben und ich würde mit dem schlechten Gewissen leben müssen. Ich wollte leben und das brachte mich dazu, mir sicher zu sein, dass ich es tun würde.

Ich stemmte mich hoch und sah mich suchend nach Esko um. Auch er hatte sich niedergelassen und schien zu grübeln, so wie ich es bis eben getan hatte. Er schien gehört zu haben, wie ich aufgestanden war und nun blickte er in meine Richtung.

Mit festem Griff umklammerte ich die Axt, um das Zittern meiner Hände vor Eskos Blick zu verbergen. Er sollte meine Unsicherheit nicht sehen.

Ungläubig blickte Esko in meine Richtung, beobachtete jede meiner Bewegungen, bis ich schliesslich mit einem Meter Abstand vor ihm stand.

«Idana», begann er mit leicht stockender Stimme, «ich möchte das nicht tun» Aus ehrlichen Augen sah er mich an und erhob sich vorsichtig.

«Das möchte ich auch nicht», brachte ich hervor. Ich hielt einen Moment inne und sah unsicher zu der Klinge meiner Axt. «Aber ich muss»

Blitzschnell machte ich einen Ausfallschritt und liess meine Axt nach vorne gleiten. Trotz des Überraschungsmoments gelang es mir nicht Esko zu treffen, da er geschickt auswich. Geschockt sah er mich, dann meine Axt an.

»Idana du musst das nicht tun«, sagte Esko und hob beschwichtigend die Hände, um seine Aussage zu unterstreichen.

»Doch das muss ich«, brachte ich hervor, »denn ich habe mich entschieden zu leben« Ich holte erneut mit meiner Axt aus, aber ich traf schon wieder nicht. Ein metallisches Surren ertönte, als die Axt durch die Luft zischte.

Wieder und wieder holte ich aus und mit jedem verfehlten Schlag wurde ich panischer. Wenn ich nicht bald traf, würde ich mich vielleicht noch umentscheiden und das wollte ich auf keinen Fall. Aber ich würde es nicht verhindern können.

Ich hielt einen Moment inne so, als würde ich den Kampf unterbrechen wollen. Ich wartete mehrere Sekunden, wandte meinen Blick zu Boden, aber dann startete ich blitzschnell einen weiteren Angriff.

Ich konnte sehen, wie Eskos Miene von erleichtert zu geschockt wurde und sein Blick sich nicht mehr von der Klinge meiner Axt losreissen konnte. Aber dann reagierte er und wich zur Seite aus, trotzdem streifte die Klinge ihn an der Seite und er stöhnte schmerzhaft auf.

Das schlechte Gewissen setzte gleichzeitig mit der Erleichterung ein, da ich nun wusste, dass ich ihn besiegt hatte, dass das Gift sich in seinen Körper verbreitete und ihn Stück für Stück verzerrte.

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So, das wars wieder einmal. Und noch immer steht der Sieger der 13. Hungerspiele nicht fest.

Bye, emmicl123

MMFF || Die 13. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt