Kapitel 11

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Wow, das war mein erster Kuss !  Und es hatte sich so verdammt gut angefühlt. Dieses Kribbeln. Das konnte doch nur Liebe sein, oder ? Immerhin hatte ich keine Erfahrungen damit... Ich mochte Ryan sehr und ich konnte nicht genug von diesem Kribbeln kriegen. Es durchzog meinen ganzen Körper und sorgte dafür, dass ich vor Glück fast überschäumte. Nachdem wir uns kurz voneinander gelöst hatten, küssten wir uns wieder. Ich wollte nicht, dass es aufhörte und er anscheinend auch nicht. So standen wir da eine ganze Weile im Wasser und küssten uns. Die Welt um uns herum hatte keine Bedeutung mehr. Als wir uns wieder voneinander lösten, ließen wir uns beide ins Wasser fallen. Natürlich trugen wir immer noch unsere Klamotten aber das schien in dem Moment mehr als unwichtig zu sein. Dann begann er, mich mit Wasser zu bespritzen. "Hey !", rief ich gespielt empört. Er lachte nur und zog mich dann mit sich immer weiter aufs Meer hinaus. Irgendwann verloren wir den Boden unter den Füßen. Wir schwammen immer weiter, bis wir schließlich inne hielten und ganz ungestört waren. Die Leute am Strand erschienen einem nun nur noch wie kleine Strichmännchen. Ryan umfasste unterwasser meine Hüfte und zog mich wieder ganz nah an sich. Wie unglaublich gut mir seine Nähe doch tat. Seine Lippen pressten sich erneut auf meine und das altbekannte Kribbeln war wieder zu spüren. Es war wie eine Explosion von positiven Gefühlen. Das war ja wie im Traum ! Ich war nur zum Strand gegangen und schon hatte ich den perfekten Typen getroffen ! Klar kannte ich ihn noch nicht lange, aber ich fand ihn von Anfang an toll, wollte eben nur nicht verletzt werden. Wie bei Jayden ! Denk doch mal nach ! Ich dachte du willst nicht verletzt werden ! Meine innere Stimme ignorierte ich. Immerhin fühlte sie ja nicht das gleiche wie ich, also konnte sie auch schlecht bescheidwissen !  Ich sollte wohl meinen Abwehrmechanismus gegenüber Jungs etwas entschärfen... Schließlich musste nicht jeder Typ der mich ansprach gleich blöde Sachen im Sinn haben. Da stand ich nun und knutschte mit einem fremden Jungen, von dem ich nur den Namen wusste. Trotzdem fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Und ich war für ihn ja auch fremd. Ihm musste es genauso gehen. Wir lösten uns voneinander und er sah mich mit diesen wundervollen grünen Augen an. Dann fiel mir die Zeit wieder ein. " Ich denke, ich sollte so langsam mal nach Hause gehen...", sagte ich leicht betrübt. "Ich kann dich ja noch bis zu eurem Haus begleiten.", bemerkte Ryan. Ich nickte überglücklich. Wir wateten durch das Wasser zurück zum Strand, als er mich etwas fragte. "Hättest du Lust, Morgen mit mir ins Kino zu gehen ?" Jaaaaaaaaaaa ich will , dachte ich mir, aber das konnte ich ja nicht bringen. Also formulierte ich meine Gedanken etwas um. "Gerne!", ich lächelte. Er lächelte auch. Wir holten noch schnell meine Sachen und schüttelten den Sand ab. Und so gingen wir am Wasser entlang den Weg zurück, den ich schon hingekommen war. Später, als wir an dem mir so bekannten Holzweg ankamen, stellte sich heraus, dass Ryan nur circa fünf Minuten von mir entfernt wohnte. Wir überquerten die Straße, welche am Rand von Palmen begleitet wurde, und schon waren wir an unsere Strandvilla gelangt. Wir standen uns vor der Haustür gegenüber. "Na dann... Ich nehme an, wir sehen uns Morgen in der Schule ? Wollen wir uns dann Morgen so gegen 15 Uhr hier bei dir treffen und dann zum Kino gehen ?", fragte er. "Find ich gut !" Ruhig bleiben, es ist nur ein Junge, musste ich mich in den Griff kriegen. Ryan gab mir einen Abschiedskuss und ich verschwand im Haus. Lucas stand vor mir und grinste über beide Ohren. "Falls du es noch nicht mitbekommen hast. Neben der Haustür ist ein Fenster. Dadurch kann man Leute sehen, die vor der Tür stehen." Ich konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde. Er hatte uns also gesehen. "Wer ist er und wie lange kennst du ihn schon?", fragte Lucas mit gemeinem Grinsen im Gesicht. Zuerst konnte ich nur abgehackte Wörter stammeln, da mir das so peinlich war. Dann fand ich meine Stimme wieder. "Er heißt Ryan." "Und meine zweite Frage ?" Ja OK... Ich hatte es verdient. Immerhin war ich zu ihm auch nicht besser gewesen. Trotzdem wollte ich es nicht direkt zugeben. "Das geht dich nichts an.", ich musste schmunzeln. "Aha... Also hast du ihn eben gerade erst kennengelernt." Widerwillig nickte ich. "Ja... Ich habe schon verstanden. Ich hätte nicht so gemein sein dürfen... Jetzt weiß ich ja wie sowas passieren kann." Ich hatte zum Boden geguckt und schaute nun auf. Er sah mich verständnisvoll an. "Ich hoffe, es war dir eine Lehre!", lachte er. Ich rollte mit den Augen, grinste dann aber wieder. "Und jetzt musst du mir alles erzählen, wo du warst, was ihr gemacht habt, wie es jetzt weitergeht." Wieso interessierte ihn das ? Ich wurde rot. Lucas nahm meine Hand und zog mich zum Esstisch. Wir setzten uns gegenüber voneinander auf zwei Stühle. "Ernsthaft ? Warum willst du das wissen ?", brachte ich heraus. "Na weil es mich eben interessiert !" Ich erzählte ihm von meinem Ausflug zum Strand und, dass ich Ryan erst für einen Aufreißer gehalten hatte. Es fühlte sich komisch an, meinen Bruder nach dieser langen Auszeit wieder in mein Privatleben einzuweihen, aber es tat auch gut. "Und dann ?", fragte er interessiert. Gelassen fuhr ich fort. "Nachdem ich so gemein war, ist er weggegangen. Dann war ich eine Zeit lang alleine und habe nachgedacht. Später ist er wiedergekommen und hatte uns beiden jeweils ein Eis mitgebracht... Ich wusste echt nicht was ich sagen sollte. Ich hatte ihn ja offensichtlich falsch eingeschätzt. Er hat mir das Eis gegeben und sich wieder neben mich gesetzt. Und dann...", ich stockte. Wollte ich meinem Bruder wirklich von den Küssen erzählen ? Immerhin hatte ich ihm früher auch absolut alles erzählt. Und er hatte mich ja eben auch mit Ryan vor der Haustür gesehen, also konnte er sich ja denken, was passiert war. Lucas bedeutete mir, weiter zu erzählen. "Dann hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte zu schwimmen. Ich habe dann gesagt, dass ich gar keine Badesachen dabei habe. Er meinte, das wäre egal...dann hat er mich blitzschnell hochgehoben und zum Wasser getragen. Er ist immer weiter reingegangen und hat mich dann runtergelassen. Wir haben sofort angefangen zu Lachen. Dann... Naja wir haben uns eben geküsst. Und es hat mir gefallen. Ich wusste, dass er der Richtige ist. Wir sind weitergeschwommen, haben uns wieder geküsst und so weiter... Irgendwann hat er mich dann nach Hause gebracht." Lucas schien sich für mich zu freuen. "Küsse, aber nicht mehr, oder ?", wollte er wissen. "NEIN !", rief ich empört. Wir brachen in schallendes Gelächter aus. Als wir uns wieder im Griff hatten, war ich an der Reihe, ihn auszutragen. "Und wie lief es mit Nataly?" Mein Bruder schaute mich nur weiter an. "Komm schon ! Ich musste dir auch alles erzählen !" Er wurde rot. Wenn es ihm peinlich war, hatten sie dann etwa... ?! "Ach komm... Du kannst es dir doch denken... Ich möchte nicht wirklich darüber reden..." Das verstand ich natürlich, also harkte ich nicht noch weiter nach. Es war sein Leben und er hatte schließlich eigene Entscheidungen zu treffen. Genau in dem Moment hörten wir, wie jemand die Tür aufschloss und damit nicht zuließ, dass das Gespräch weiter fortgeführt wurde. Meine Eltern waren wieder da.


Meine Mutter und mein Vater kamen kurze Zeit später zu uns in die Küche. Sie begrüßten uns fröhlich und schienen beide einen guten Tag gehabt zu haben. "Gute Nachrichten !", begann meine Mutter, " Der Familie gefällt der Plan vom Haus und sie werden es bald bauen lassen ! Damit ist meine Arbeit an diesem Projekt dann erledigt." Sie freute sich wie ein Honigkuchenpferd. "Und das gehen wir jetzt auch feiern ! Schließlich ist es nicht selbstverständlich, so einen guten Start im neuen Job zu haben !", fügte mein Vater hinzu. Kurz darauf hatten sich alle fertig gemacht und wir stiegen in das Auto ein. Wir fuhren zu einem Restaurant, von dem meine Eltern die ganze Autofahrt über erzählten. Anscheinend hatten Kollegen meines Vater gesagt, dass das Essen dort super wäre. Der Abend wurde relativ langweilig, aber das Essen war wirklich gut. Das gab meinem Bruder und mir genügend Zeit, über die Geschehnisse nachzudenken. Sofern überhaupt noch irgendwelche Fragen offengeblieben waren.




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