Kapitel 19

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Ich war nervös, sehr nervös. Außerdem wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Gefühlte tausend Mal las ich mir die Nachrichten durch.


Ich :

Wir müssen reden. Geht es in einer Stunde am Park ?


Er :

Klar.


Ich konnte mich nicht auf meine Hausaufgaben konzentrieren, also saß ich einfach nur auf meinem Bett und starrte die Wand an. Es blieb mir noch ungefähr eine Viertelstunde bis ich dort sein sollte. Ich war mir sicher, dass es das Richtige war, hatte aber trotzdem Angst davor. Mein Handy packte ich in die Tasche und ging dann aus dem Haus. Die ganze Zeit überlegte ich, was ich sagen sollte. Wie machte man denn bloß mit einem Jungen schluss ? Ich hatte überhaupt keine Erfahrung damit. Und wie viel sollte ich ihm sagen ? Schließlich wollte ich Lucas, Jayden und die anderen da nicht mit reinziehen. Mittlerweile hatte ich sogar ein wenig Angst vor Ryan. Laut Jayden war er eben ein richtiger Badboy, der sich nicht vor einer Prügelei drückte. Doch wieso hatte er sich dann vor mir so lange verstellt ? Vielleicht nur um seine neueste Beute genießen zu können ? Dieser Gedanke brach mein Herz in eine Million kleine Stücke. Der Typ hatte kein Mädchen, das ihn aufrichtig mag, verdient. Meine Gefühle waren ein großer gemischter Haufen aus Trauer und Wut. Ich ging die Straßen entlang und achtete dabei nicht auf den Rest der Welt. Ich war völlig in Gedanken versunken. Danach würde ich mich noch bei den anderen entschuldigen müssen. Sie hatten nur versucht, mich zu beschützen, konnten mir aber trotzdem nichts sagen. Und ich hatte sie dafür gehasst, dass sie mir nicht alles erzählt hatten. Wie falsch das doch gewesen war. Doch jetzt musste ich mich ersteinmal auf Ryan konzentrieren. Ich war nämlich schon angekommen. Durch den Park führten viele zusammenhängende Schotterwege. Wenn man ihnen folgte, kam man an kleinen Teichen und einem Kinderspielplatz vorbei. Am Rand des Schotterwegs stand eine von vielen Bänken, auf der Ryan saß und auf den Teich blickte. Als er mich bemerkte, lächelte er. "Na, süße. " Ich versuchte es, konnte aber kein richtiges Lächeln zustandebringen. Er dachte tatsächlich, alles wäre in Ordnung. Er hätte mich immer weiter belogen und meine Freunde hinter meinem Rücken bedroht. Was für ein Arsch. Ich setzte mich neben ihm auf die Bank, jedoch nicht ohne einen gewissen Abstand zu halten. "Ich möchte mit dir reden.", begann ich. Nun galt es, direkt zu sein und nicht um den heißen Brei herumzureden. Ryan sah mich an und ich forschte in seinem Blick nach Anzeichen dafür, dass er wusste, was nun kommen würde. Doch nein, statt meinem Blick standzuhalten, blickte er lieber interessiert einer Ente nach, die in dem Teich schwamm. "Ich denke wir sollten schlussmachen." Jetzt wusste er es. Ryan sah mich verständnislos an. Seine Stimme blieb jedoch ruhig. "Wieso ? Es läuft doch alles super ?!" Ich schüttelte den Kopf. Eine einzelne Träne rann mir die Wange hinunter. "Du meinst also es läuft alles super ?!", meine Stimme bebte vor Zorn und Traurigkeit. "Wieso hast du mich die ganze Zeit angelogen, Ryan ? Du bist nicht der, für den du dich verkauft hast ! Du dealst mit Drogen und bedrohst andere Leute, das ist einfach nur...", ich stockte. Ich konnte die ganzen Emotionen nicht mehr zurückhalten, falls ich das seit ich von dem wahren Ryan erfuhr überhaupt geschafft hatte. Die Tränen schienen nicht abebben zu wollen, also redete ich eben mit zittriger Stimme weiter. "Es ist aus. Halt dich gefälligst von mir und meinen Freunden fern !" Ich drehte mich um und wollte gerade losgehen, als er meinen Arm festhielt."Wer hat dir das erzählt ?"

"Ist das nicht egal ? Was zählt ist doch, dass du verdammt nochmal ein blöder Badboy bist und dich auch niemals ändern wirst !" Ich riss mich los, doch es dauerte nicht lange und er hatte wieder meinen Arm gepackt. "Lass mich los ! Als ob es dir etwas ausmachen würde, dass wir nicht mehr zusammen sind ! Such dir einfach ein anderes Spielzeug." Er sah nicht enttäuscht aus, zeigte keinerlei Gefühle, stand einfach nur da und ließ mich schließlich los. Dann rannte ich. Rannte einfach die Straßen entlang. Erst hatte ich kein Ziel, doch dann fiel mir wieder ein, dass die anderen sich heute am Strand treffen wollten. Nun hatte ich ein Ziel, rannte aber trotzdem noch wie eine Geisteskranke. Die Anstrengung lenkte mich ab. Am Strand angekommen, suchte ich alles nach der Gruppe ab und fand sie auch schnell. Sophie war die Erste, die mich erblickte. Und schon schlang sie ihre Arme um mich, ohne dass ich ihr etwas erzählt hatte. Die anderen waren auch schnell bei mir. "Was ist passiert ?", fragte Kyle. Alle sahen besorgt aus.

"Ich habe mich eben von Ryan getrennt... Und ich wollte mich bei euch entschuldigen. Am Anfang, als ihr mir etwas verschwiegen habt, wolltet ihr mich nur schützen. Das ist mir jetzt klar. Und es tut mir so leid."

"Schon ok. Das konntest du ja nicht wissen. Wer hat es dir erzählt ?", wollte Ann wissen. Und ich erzählte ihnen alles, was mein Bruder mir berichtet hatte und was ich Jayden schon gesagt hatte. "Verstehe..." Ann blickte mich verständnisvoll an und zog mich in eine Umarmung. Es gab nur noch eine Sache, die ich gern gewusst hätte. "Womit hat Ryan euch denn gezwungen, nichts zu sagen ?" Diesmal antwortete Jayden. "Das ist doch jetzt egal. Immerhin hast du jetzt erkannt wie er wirklich ist." Ich beließ es dabei und hatte keine Lust, sie mit Fragen zu überschütten. Momentan hatte ich sowieso ganz andere Probleme. Ich musste mich damit abfinden, dass Ryan der Vergangenheit angehörte, dass er mich nur benutzt hatte, dass ich ihm nichts bedeutete. Erschöpft ließ ich mich in den Sand fallen. Die anderen nahmen neben mir platz. Wir redeten noch viel über ganz andere Themen, so als wäre alles bestens. Sie ließen mich für kurze Zeit das Drama, welches sich mein Leben nannte, vergessen. Doch das hielt nicht lange an. Als ich zu Hause im Bett lag, fing ich erneut an zu weinen.




























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