Wer die Wahrheit sucht, darf nicht erschrecken,
wenn er sie findet.
Chinesisches Sprichwort
_________________________Detektive Inspector Greg Lestrade stand allein in der Kaffeeküche des Scotland Yards, die in ihren Ausmaßen etwas an einen hochkant gestellten Schuhkarton erinnerte. Neonröhren an vergilbten Leisten verstärkten eher die Trübseligkeit des Raums, als ihn zu erhellen. Sie war recht spärlich möbliert und enthielt lediglich einen Tisch mit Stahlbeinen, auf dem die Kaffeemaschine stand, und einen würfelförmigen, silbernen Kühlschrank.
Die Kaffeemaschine wurde von allen benutzt, der Kühlschrank von niemandem. Sein Inhalt bestand aus einer geöffneten Coladose und einer weißen Plastikgabel, von der niemand wusste, wem sie gehörte oder wie lang sie dort schon lag.
Der Geruch nach frischem Kaffee und jahrealtem Staub war Lestrade vertraut, und er fühlte sich zu Hause zwischen diesen graugrünen Amtsstubenwänden. Sie waren mit alten Merkzetteln, Fotos von der Polo-Mannschaft des Yards und einem schwarzen Autoaufkleber bepflastert, der das inoffizielle Motto verkündete:
UNSER TAG BEGINNT, WENN EUER TAG ENDET.
Lestrade schüttete Kaffeeweißer in einen dickwandigen Becher mit heißem Kaffee, den er nur aus Gewohnheit trank. Obwohl es schon spät am Abend war, brauchte er das Koffein nicht unbedingt. Er verkraftete den Schichtdienst recht gut und hatte wie sein Vater eine Vorliebe für Nachtarbeit. Außerdem war er immer noch aufgewühlt von seinem Verhör mit Adams.
Man sah ihm die Erregung nicht an, eine Eigenart, über die sich seine Ex-Frau immer beklagt hatte. Du lässt mich nicht an dich heran, hatte sie ständig, wie in einer Seifenoper, lamentiert und ihn damit sogar dazu gebracht, eine Seelenklempnerin aufzusuchen. So sehr hatte Lestrade sie geliebt.
Bei dieser Erinnerung seufzte er leise auf. Ein ganzes Jahr lang hatten sie nebeneinander auf einer weichen Couch gesessen, und seine Frau und die Psychotante hatten ihn auseinandergenommen, seine Persönlichkeit, seinen Job und seine Gefühle. Er unterbrach ihr Gespräch nur selten, sie wusste so gut über ihn Bescheid, dass er sich nicht an dem Gequatsche zu beteiligen brauchte. Die Therapie war sowieso der reinste Schwachsinn. Dann betrog sie ihn, was ihrer Ehe den Rest gab. Sie war vor über einem Jahr ausgezogen, und er konnte sich immer noch nicht überwinden, die Briefe von ihrem Anwalt zu beantworten.
Er sah zu, wie der kleine Berg aus Kaffeeweißer sich auflöste, eine weiße Insel, die langsam in einem schwarzen See versank, und er beschleunigte ihren Untergang, indem er den Kaffee vorsichtig mit dem Zeigefinger umrührte. Das Gebräu war zu heiß für seinen Geschmack, und er musste sowieso auf Donovan und Anderson warten. Lestrade hatte sich in die Kaffeeküche verzogen, um dem Lärm im Großraumbüro zu entgehen. Die Jungs, die nicht draußen auf Einsatz waren, palaverten schon wieder über ihre Wetten für das nächste Fußballspiel, und er brauchte Ruhe zum Nachdenken.
Er betrachtete den schwarzen Strudel in seinem Becher, während er sich über eine ganz bestimmte Anwältin den Kopf zerbrach.
Harper Adams.
Lestrade war schon vielen Anwälten begegnet, aber aus irgendeinem Grund kam ihm Adams nicht wie eine typische Anwältin vor und noch weniger wie ein typischer Killer.
Er hatte schon Psychopathen, Mafiaschergen und Schlägern gegenübergesessen, die Leute mit derselben Leichtigkeit auspusteten, wie sie niesten. Ihn überlief es jedes Mal kalt, wenn er ihre Geständnisse aufnahm, mit monotoner Stimme heruntergeleiert, aber voller Einzelheiten, bei denen ihm speiübel wurde. Erst letzte Woche hatte er sich von einem kleinen Stück Scheiße schildern lassen müssen, wie er eine alte Frau mit einem Cutter zu Tode gefoltert hatte. Der Junge hatte furchtbar gelangweilt ausgesehen, als er berichtete, dass er sie posthum auch noch vergewaltigt hatte.
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sherlock holmes und die verschwörung um harper adams
FanfictionEs erscheint einfach. 𝘡𝘶 einfach. Die angesehene Anwältin Harper Adams hat gestanden, ihren Exmann ermordet zu haben, doch das fällt Detective Inspector Greg Lestrade schwer zu glauben, denn Harper macht trotz ihres Geständnisses nicht den Eindru...